[484] Theologia, Deutsch, ein von Luther aufgefundenes, theilweise schon 1516 u. vollständig 1518 unter dem Titel: Eyn Deutsch Theologia, das ist eyn edles Buchlein von rechtem vorstand, was Adams u. was gottis kind sey u. wie Adam yn uns sterben und Christus ersteen soll, Wittenberg, veröffentlichtes Schriftchen, welches eine große Verbreitung in Deutschland u. im Ausland fand u. von Franz Pfeiffer, Stuttg. 1851, 2. A. (mit neuhochdeutscher Übersetzung) 1855, aufs Neue herausgegeben wurde. Als Verfasser bezeichnete man einen gewissen Eblendus od. Johann Tauler, od. auch Luther selbst, wahrscheinlicher rührt es von einem Priester u. Custos im Deutschherrnhause in Frankfurt a. M. her, welcher zu dem Bunde der sogenannten Gottesfreunde im 14. Jahrh. gehörte, welche in jener Zeit kirchlicher Verwirrung Frömmigkeit u. Gottesfurcht zu nähren suchten. Der Geist dieses Schriftchens ist derselbe wie in Arbeiten von Tauler, Suso u. A.; die Selbstverläugnung des Eigenwillens u. die Hingabe an Gott sind die Hauptpunkte, um welche sich diese Betrachtungen bewegen; die verschiedenen Wege, auf denen man zur Gemeinschaft mit Gott kommt, sind Reue, Reinigung von der Sünde, Erleuchtung, Demuth, Leiden u. [484] Anfechtungen etc. Weil Luther sich dahin aussprach, daß ihm diese Schrift nächst der Bibel u. den Büchern des Augustinus sehr werthvoll gewesen sei, so gewann sie Eingang bei seinen Anhängern, während die Katholische Kirche sich von ihr lossagte u. Berthold Pirstinger ihre Stelle durch eine andere Schrift: Tewtsche Theologey, zu ersetzen suchte, welche aber blos ein System der Glaubenslehre enthält. Die frühere Deutsch Theologie wurde 1621 unter die verbotenen Bücher der Katholischen Kirche aufgenommen. Vgl. F. G. Lisco, Die Heilslehre der Theologia deutsch, 1857.