Traject

[751] Traject (v. lat.), die Überfahrt, das Übersetzen (über ein Wasser). Daher Trajectanstalten mit Schienensträngen (Eisenbahnschienen in Spurweite) versehene Vorrichtungen, welche zum Übersetzen von Eisenbahnwagen resp. Zügen über Flüsse dienen. In der Regel ist hierbei ein Senken od. Herablassen der Wagen auf das Deck der sie übersetzenden Fahrzeuge nöthig, da das Niveau der Eisenbahnschienen sich, wegen der eintretenden Anschwellungen, meist in größerer od. geringerer Höhe über dem Wasserspiegel des Flusses befindet. Man hat daher bei den Trajectanstalten die Vorkehrungen zum Senken od. Heben der Wagen u. die Vorrichtungen zum Überfahren zu unterscheiden. Die Senkung, bezüglich Hebung der Wagen mit ihrer Ladung erfolgt entweder nach dem Ufer zu auf geneigten Ebenen od. in senkrechter Richtung mittelst dynamischer od. hydraulischer Hebeapparate. Bei der ersten Art der Trajectirung benutzt man Locomotivenkraft, u. diese reicht zwar in Bezug auf Stärke u. Geschwindigkeit für Förderung von drei Wagen zu gleicher Zeit vollständig aus, ist jedoch etwas kostspielig u. setzt eine große Übung u. Aufmerksamkeit der Locomotivführer beim Hinunterlassen der Wagen voraus, weil diese sonst nicht selten über die Eisenbahnschienen der Fahrzeuge hinaus in das Wasser laufen. Bei der senkrechten Hebung mit hydraulischem Drucke kann man durch eine verhältnißmäßig geringe bewegende Kraft einige Zeit lang sehr bedeutende Kraftäußerungen ausüben. In England erfolgt das Heben der Wagen von einer Etage des Güterschuppens zur anderen; eine unmittelbare Verladung auf ein Schiffsgefäß vom Bahngeleise aus ist zum erstenmale bei der Homberg-Ruhrorter-Rhein-Trajectanstalt ausgeführt. Während bei jenen Einrichtungen der Kolben des Apparates sich direct unter der Hebebühne, auf welcher die Wagen stehen, befindet, ist hier der Hebecylinder in einer gewissen Höhe über den Schienensträngen auf solide Träger gestellt, da wegen des Wasserspiegels ein Anbringen unterhalb der Hebebühne nicht möglich war. Die bewegliche Bühne ist durch starke Ketten an den Kopf des Kolbens angehängt. Die bewegende Kraft wird durch eine stationäre Dampfmaschine geliefert, welche zwei Druckpumpen in Thätigkeit setzt, um das zur Hebung zu benutzende Wasser in eine Röhrenleitung hineinzupressen. Mit dieser Röhrenleitung steht ein besonderes Rohrstück (Accumulator, Kraftsammler) in Verbindung, dessen Kolben durch Gewichte nach Maßgabe des beabsichtigten hydraulischen Druckes belastet ist; durch die Druckpumpen wird das Wasser so lange in jene Röhren hineingedrückt, bis der Accumulator gefüllt, der belastete Kolben desselben gehoben u. dadurch ein gewisser Kraftvorrath angesammelt ist, dessen Verwendung nunmehr beliebig erfolgen kann. Die Hubhöhe bei der Rheintrajectanstalt beträgt 27 Fnß rheinisch. Die Aufgangszeit der mit zwei Transportwagen belasteten Bühne beträgt ungefähr 1/2 Minnte; die Belastung, Hebung, Entlastung u. Senkung der Bühne nimmt im Ganzen etwa 3 Minuten in Anspruch Die eigentliche Trajectirung erfolgte bei der Rheintrajectanstalt früher mittelst Pontons, deren eins an jeder Seite eines Dampfschiffes angebracht war u. sechs vierräderige Wagen hintereinander aufnehmen konnte; jetzt geschieht sie mittelst eines Dampffährbootes, welches zwölf Wagen in zwei Reihen faßt u. außerdem Passagiere befördern kann. Auf dem jenseitigen Ufer befindet sich eine ganz gleiche Vorrichtung zum Heben, wie diesseit zum Senken der Wagen.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 17. Altenburg 1863, S. 751.
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