Volksschulen

[662] Volksschulen, Anstalten, welche die Erziehung u. den Unterricht der großen Menge der künftigen Staatsbürger, sowohl auf dem Lande, als in den Städten, nach Anordnung u. unter Leitung der öffentlichen Behörden zu besorgen haben, s. Schule. Die wichtigsten Unterrichtsgegenstände sind Religion, Lesen, Schreiben, Rechnen u. das Geeignete aus den Realien; sie umfassen mehr in den Stadt- als in den Landschulen; die Kinder müssen vom 6. bis 14. Jahre die Schule besuchen (Schulzwang); die sie ohne Ursache Versäumenden werden in allen deutschen Ländern gestraft. Die Volksschullehrer erhalten ihre Bildung gewöhnlich in den Schullehrerseminarien (s.d.) u. haben bei den verschiedenen Schulen verschiedene Titel, Schulmeister, Schullehrer, Cantor etc. Die Verwaltung der äußeren Schulangelegenheiten steht in den meisten Ländern den Schulinspectionen (s.d.), die Aufsicht über das innere Schulwesen u. die Lehrer den geistlichen Behörden od. auch in manchen Ländern besondern Schulbehörden zu, deren Organisation bes. von den Anhängern der Emancipation (s.d.) verlangt wird. Bei der Bildung in den V. geht man entweder vom religiösen Standpunkt aus, indem man die Religion als die Grundlage für das ganze geistige Leben betrachtet u. in allen Unterrichtszweigen die religiöse Anschauung zur Geltung bringt; od. vom rein praktischen Standpunkt, indem man das in der V. betrieben wissen will, was in den verschiedenen Stellungen des Lebens gebraucht wird (nach dem Grundsatz: Non scholae sed vitae); od. endlich vom nationalen Standpunkt, indem die V. vor Allem die Bildung des künftigen Staatsbürgers im Auge haben soll. Über die V-n in den verschiedenen Ländern s.u. Schule. Vgl. Denzel, Einleitung in die Erziehungs.u. Unterrichtslehre für Volksschullehrer, 3. A. Stuttg. 1825, 3 Thle.; Daniel. Der deutsche Volksschullehrer, Lpz. 1819; Harnisch, Handbuch des deutschen Volksschulwesens, 2. Aufl. Brest 1829; Krummacher, Die christlichen V. im Bunde mit der Kirche, 2. Aufl. Essen 1825; Genfer, Die Elementarschulen, Bair. 1827; Schweitzer, Methode für Elementarlehrer, Zeitz 1833; Diesterweg, Wegweiser, 2. Aufl. Essen 1838, 2 Bde.; außerdem von Zeller, Hoffmann, Ries, Härtung, Stephani, Natorp, Zerrenner, Dürenberg, Wessenberg u.v.a.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 18. Altenburg 1864, S. 662.
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