Wächtercontroluhr

[731] Wächtercontroluhr, Uhr, welche eine Controle über die pflichtmäßige Thätigkeit eines Wächters in Städten, Dörfern, Fabriken etc. gestattet u. namentlich erkennen läßt, wie oft, zu welcher Zeit u. in welcher Richtung er den ihm aufgetragenen Rundgang gehalten hat, ob, zu welcher Zeit u. wie lange er an jeder vorgeschriebenen Station sich aufgehalten hat u. dergl. Es gibt verschiedene Arten derselben. Bei der W. von Dollfus ist in dem unteren Rande einer gewöhnlichen Schwarzwälder Wanduhr ein mit einem Papier überspannter, in einem Charnier beweglicher Rahmen so angebracht ist, daß derselbe gegen das Zifferblatt aufgeschlagen werden kann, wobei ein am Stundenzeiger angebrachter Stift das Papier durchsticht u. erkennen läßt, ob der Rahmen zur rechten Zeit aufgeschlagen wurde. Bei einer anderen W. ist mit dem Stundenzeiger eine dem Zifferblatte concentrische Scheibe verbunden, aus welcher nahe am Umfange 48 Stifte (den Viertelstunden entsprechend) vorstehen u. durch das zur rechten Zeit bewirkte. Ziehen an einem Klingelzuge durch einen Hebel verschoben werden. Bringt man mehre concentrische Reihen von Stiften an, so kann dieselbe W, auch mehre Wächter controliren. Beider W. der Gebrüder Ungerer in Presburg ist das Controlzifferblatt mit zehn verschiedengeformten Schlüssellöchern versehen, welche allstündlich nach einander unter einen Schlitz treten u. so sichtbar werden; an zehn verschiedenen vom Wächter zu begehenden Orten ist je einer von zehn verschiedenen in die Schlüssellöcher passenden Uhrschlüsseln befestigt, welche der Wächter jedesmal in das eben sichtbare Schlüsselloch einzustecken u. darin einmal umzudrehen hat, wobei der Schlüssel eine seine Spitze hebt u. einen Stich in das Papier des Controlzifferblattes bewirkt; jeder Schlüssel erzeugt den Stich in einer anderen Entfernung von der Mitte des Zifferblattes. Ähnlich ist die patentirte W. von Bürk, bei welcher sechs od. mehr verschiedene Schlüssel an verschiedenen Orten befestigt sind, aber sämmtlich in ein einziges Schlüsselloch Passen, jedoch beim Umdrehen je nach der Gestalt ihres Bartes eine od. mehre von sechs verschiedenen Federn bewegen u. eine daran angebrachte Spitze gegen einen vom Stundenzeiger mitgenommenen u. regelmäßig herumgedrehten ringförmigen, lithographirten, eingetheilten Papierstreifen (Bulletin) andrücken, so daß man aus dem Ort der Stiche die Zeit des Einsteckens des Schlüssels erkennen kann. Soll der Wächter an einer Station länger verweilen, so hat er den Schlüssel dieser Station bei seiner Ankunft u. bei seinem Weggange einzustecken. Die Benutzung von Nachschlüsseln macht man dem Wächter unmöglich durch unvermuthete Vertauschung der Schlüssel, wovon der Wächter nichts merkt, da alle Schlüssel in dasselbe Loch Passen. Die W. von Collin besteht aus einem Chronometer u. so viel gußeisernen Büchsen als Stationen sind; auf jeder Station wird das Chronometer in die Büchse eingesteckt, u. dabei druckt ein in der Büchse befindlicher Stempel einen Buchstaben auf ein eingetheiltes Zifferblatt des Chronometers; nach in gehöriger Reihenfolge vollendetem Umgang geben die Buchstaben ein bestimmtes Wort.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 18. Altenburg 1864, S. 731.
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