Woltmann

[350] Woltmann, 1) Karl Ludwig von W., geb. 9. Febr. 1770 in Oldenburg; studirte seit 1788 in Göttingen Jurisprudenz u. Geschichte, hielt in Oldenburg seit 1792 historische Vorlesungen für die Schüler des dortigen Gymnasiums, dann in Göttingen u. wurde Professor der Geschichte in Jena, gab aber diese Stellung 1799 wieder auf u. ging nach Berlin; 1800 wurde er Resident des Landgrafen von Hessen-Homburg, 1804 Geschäftsträger des Kurerzkanzlers, 1806 geadelt u. Geschäftsträger der Städte Bremen, Hamburg u. Nürnberg in Berlin; 1813 ging er nach Prag u. st. dort 19. Juni 1817. Er schr.: Geschichte der Deutschen in der sächsischen Periode, Gött. 1794, 1. Bd.; Grundriß der älteren Menschengeschichte, Jena 1790, 1. Bd.; Grundriß der neueren Menschengeschichte, ebd. 1796–1800, 2 Bde. (unvollendet); Kleine historische Schriften, ebd. 1797; Geschichte Frankreichs, Berl. 1797 f.; Geschichte Großbritanniens, ebd. 1799, 1. Bd.; Geschichte des Westfälischen Friedens, ebd. 1809, 2 Bde. (eine Fortsetzung von Schillers Dreißigjährigem Kriege); Geschichte der Reformation, Alt. 1800 f., 3 Bde.; Johannes von Müller, Berl. 1810; Memoiren des Freiherrn von S–a, Prag 1815, 3 Bde.; Geschichte Böhmens, Prag 1815, 2 Bde.; außerdem gab er Geschichte u. Politik, eine Zeitschrift, Berl. 1800–1815, u. Deutsche Blätter, ebd. 1813 u. 14, heraus u. übersetzte den Tacitus, ebd. 1811–17, 6 Bde.; seine Erzählungen u. Gedichte sind in Karl u. Karoline W. (s.d. Folgende) Schriften, Berl. 1806 f., 5 Bde., enthalten; Werke, herausgeg., Prag 1818–27, 15 Bde. 2) Karoline von W., Tochter des preußischen Geheimenraths u. Arztes Stosch, geb. 6. März 1782 in Berlin, vermählte sich, nachdem ihre mit dem Kriegsrath Karl Müchler 1799 geschlossene Ehe 1804 getrennt worden war, 1805 mit dem Vorigen u. nahm an dessen literarischen Arbeiten thätigen Antheil u. lebte seit 1813 in Prag; sie ging später nach Berlin u. st. hier 18. Nov. 1847. Sie schrieb den Roman Euphrosyne, Berl. 1804; Orlando (Trauerspiel), Prag 1815; Volkssagen der Böhmen, ebd. 1815, 2 Thle.; Neue Volkssagen, Halberst. 1820; Maria u. Walpurgis, Lpz. 1817, 2 Bde.; Spiegel der großen Welt (Jugendschrift), Prag 1814; Historische Darstellungen, Halberst. 1820; Über Beruf etc. der Frauen, Prag 1820; Die Bildhauer, Berl. 1829, 2 Bde.; Das Erbe, Gera 1831; Der Ultra u. der Liberale, Hamb. 1832; Die weiße Frau (Erzählungen), 1832; Deutsche Briefe, 1834; Menschen u. Gegenden, Berl. 1835, 2 Bde. Sie übersetzte auch Miß Edgeworth Denkwürdigkeiten des Grafen G. von Gleichen (1814) u. Bouillys Geschichten für junge Frauen (1820). In Zeitschriften schrieb sie gewöhnlich unter dem Namen Luise Berg. 3) Joh. Gottfr., geb. 1778 in Aschersleben, war Professor der Geschichte am königlichen Cadettencorps u. der Kriegsschule in Berlin u. st. 1822. Er besorgte die 4. Aufl. von K. Fr. Beckers Weltgeschichte, Berl. 1817–23.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 19. Altenburg 1865, S. 350.
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