Amerika

1. In Amerika macht man eine Stunde in vierzig Minuten.

Sprichwort der Deutschen in Nordamerika, um zu sagen, dass der dortige Arbeiter theils infolge grösserer Anstrengung, theils infolge geeigneterer Werkzeuge und einer bessern Form mehr leistet als der hiesige, dass er in derselben Zeit mehr vor sich bringt oder zu demselben Geschäft weniger Zeit braucht als in Deutschland erforderlich ist.


2. Wenn Amerika entdeckt ist, dann will's jeder finden.


[Zusätze und Ergänzungen]

3. In Amerika liegt das Geld (noch immer) auf der Strasse, man muss es nur aufzuheben wissen.


4. Wer nach Amerika geht, ist drei Jahre blind. Magazin für die Literatur des Auslandes, 1867, Nr. 30, S. 413.

Anti-europäische Anschauung in Amerika. »Oft schon haben wir, und stets vergeblich, versucht, uns die seltsame Gestaltung der amerikanischen Culturverhältnisse zu erklären, bis wir endlich den Schlüssel dazu in einem wohlbekannten Sprichwort entdeckten: Wer nach Amerika geht, ist drei Jahre blind.«


*5. Er ist nach Amerika gegangen.

In dem Sinne: er ist geflüchtet, hat sich in Sicherheit gebracht, wie man sonst sagte: er hat ein Asyl (Altar, Kirche) aufgesucht.

Lat.: Confugere ad aram (oder: ad asylum). (Faselius, 49.)


[750] *6. Er will Amerika entdecken.

Zu spät mit etwas kommen; etwas anbieten, was längst bekannt ist.

Lat.: Iliadam post Homerum scribere. (Philippi, I, 186.)


Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 1. Leipzig 1867.
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