1. Den Schlüssel zur Ehre darf man nicht verborgen.
Die Russen: Es gibt kein Schloss für die Ehre, wenn man nicht selber den Schlüssel hat. (Altmann VI, 495.)
2. Der alte Schlüssel schliesst am besten. – Frischbier2, 3248.
3. Der Schlüssel, den man oft braucht, ist immer blank. – Eiselein, 552.
4. Die Schlüssel hängen nicht alle an Einem Gürtel. – Simrock, 9096; Körte, 5354.
»Die schlüssel hangen nicht allzumal an eines weibes arss mit schal.« (Loci comm., 133.) Bei Tunnicius (379): De slottelen en hangen nicht (al) an eines wyves êrse. (Uni femellae non omnis clavis adhaeret.)
Holl.: Die slotelen en hanghen niet al aen eens wijfs eers. (Tunn., 10, 12.)
Lat.: Portantes domine claves sunt undique multe. (Fallersleben, 286.)
5. Die Schlüssel von Savoyen werden in Montmelian verwahrt. – Berckenmeyer.
6. Ein goldener Schlüssel öffnet alle Schlösser (Thüren, Pforten). – Gubitz, Gesellschafter, 1835, S. 47; Dove, 1114.
Mit einem silbernen Ruder fährt man auch glücklich über die Fälle des Dnjepr. (Altmann.) In Abyssinien: Mit einem goldenen Schlüssel dringt man bis zur Herzkammer des Negus. (Altmann II.)
Böhm.: Zlatý klíč všecky zámky otevře – i pekelný: ale nebeský nemůže. (Čelakovsky, 164.)
Dän.: Gylden-nøgel lukker alle porte op. ( Prov. dan., 509.)
Frz.: Clé d'or passé partout. (Cahier, 1199.)
Lat.: Auro quaeque janua panditur. (Binder II, 296.) – Tutum iter patet converso in pretium deo. (Horaz.) (Binder I, 1778; II, 3379.)
Schwed.: Silfverny klar och guld dyrkar läsa alla låsar up. (Törning, 135.)
7. Ein goldener Schlüssel öffnet alle Thüren, nur nicht die Himmelsthür. – Lohrengel, I, 148.
Dän.: Guld nøgle lukker alle døre op uden himlens. (Bohn I, 372.)
8. Ein goldener Schlüssel öffnet das Höllenthor.
Holl.: Een gouden sleutel opent de poorten der hel. (Harrebomée, II, 273b.)
9. Ein goldener Schlüssel öffnet Herz und Schüssel.
Die Polen: Ein goldener Schlüssel passt in jede Thür. Die Russen: Ein goldener Schlüssel schliesst auch des Zaren Herz auf. (Altmann V.) Eine goldene Meinung nimmt jeder an. (Altmann VI, 455.)
It.: Con la chiave d'oro s'apre ogni porta. (Bohn I, 78.) – La chiave d'oro apre la porta di ferro. (Pazzaglia, 254, 9 u. 10; Gaal, 1249.)
10. Ein goldener Schlüssel öffnet jedes Schloss.
Span.: No hay cerradura, si es de oro ganzúa. (Bohn I, 236; Cahier, 3591.)
11. Ein Schlüssel, der immer im Brauch ist, rostet nicht.
Holl.: De sleutel, die altoos in de hand is, roest niet. (Harrebomée, II, 273b.)
12. Ein Schlüssel öffnet nicht alle Schlösser.
13. Ein Schlüssel thut's nicht, man braucht eines ganzen Riemens voll.
Lat.: Non omnes possumus omnia. (Chaos, 804.)
14. Ein silberner Schlüssel findet leicht ein goldenes Schloss.
[250] 15. Es hangen nicht alle Schlüssel an Einem Gürtel. – Lehmann, 901, 23; Eiselein, 552; Winckler, VIII, 1.
Ein Mensch kann nicht von allen Dingen eine gründliche Kenntniss besitzen.
Dän.: Alle nøgle ere ei bundne ved en kones laar. (Bohn I, 347.)
Engl.: All the keys hang not at one man's girdle. (Bohn II, 108.)
Frz.: Toutes les clefs ne pendent pas à une ceinture. (Bohn I, 59.)
Holl.: De sleutels hangen niet aan een' vrouwenaars. (Harrebomée, II, 273b.)
It.: Tutti a chiavi non pendono ad una cintura. (Bohn I, 129.)
16. Es ist gut die Schlüssel am Gürtel zu tragen.
Port.: A chave na cinta faz a mim boa e á minha visinha. (Bohn I, 264.)
17. Gebrauchter Schlüssel ist immer blank. – Simrock, 9099; Sailer, 182.
Engl.: The used key is always bright.
Frz.: La clef dont on se sert est toujours plus claire. (Cahier, 388.)
Lat.: Usu claresco, otio robesco. (Eiselein, 552.)
Schwed.: Den nyckel som ständigt begagnas är alltid blank. (Marin, 7.)
18. Je mehr man einen Schlüssel braucht, je mehr glänzt er.
19. Man muss einen guten Schlüssel haben, wenn man in das Paradies will. – Winckler, XX, 99.
20. Manche haben einen Schlüssel für aller Leute Hinterthüren, doch keinen für ihre eigene.
Nordfries.: Sommen haa en kei tö allemans Ears, man niinen tö jaar ein. (Hansen, 14.)
21. Mit einem goldenen Schlüssel kann man jedes Schloss öffnen. – Eiselein, 552; Simrock, 9091a.
Die Russen: Mit einem silbernen Schlüssel kann man alle fleischernen Pforten öffnen. Wer mit dem goldenen Schlüssel ins Haus gelangt, der gelangt auch mit dem fleischernen Schlüssel ins innere Gemach. (Altmann VI, 489 u. 499.)
Holl.: Wanneer de sleutel is van goud, waar is er dan een slot dat houdt. – Wat kan men met een' gouden sleutel niet open krijgen. (Harrebomée, II, 274a.)
22. Nun hab' ich die Schlüssel des Himmels gefunden, sagte der krumme Franziskaner, als er Papst geworden war, und ging gerade. – Klosterspiegel, 54, 20.
23. Seine Schlüssel behält unser Herrgott für sich. – Eiselein, 532.
24. Viel Schlüssel verderben das Schloss.
Holl.: Veel sleutels verwarren het slot. (Harrebomée, II, 274a.)
25. Was die Schlüssel Petri nicht vermögen, das kann Pauli Schwert. (S. ⇒ Gans 125.)
»Wenn die Schlüssel Petri nicht ausreichen, die steinernen Herzen der Deutschen zu öffnen, so muss Pauli Schwert dreinschlagen«, sagte der Cardinal Pimpinella auf dem Reichstag zu Augsburg. (Dove, 443.)
26. Wenn man den alten Schlüssel wieder findet, wirft man den neuen weg. – W. Mannhard, Märchen.
27. Wer den Schlüssel hat, kann leicht zum Schatz.
28. Wer den Schlüssel zum Feld hat, der mag den zur noth behalten. – Lehmann, 198, 13.
Von Fliehenden.
29. Wer einen goldenen Schlüssel hat, sperrt alle Thüren auf. – Parömiakon, 1764.
30. Wer keinen Schlüssel zum Himmel hat, muss niemand von der Erd' entführen.
In Schiller's Philosophischen Briefen schreibt Julius an Rafael: »Ersetzt mir deine Weisheit, was sie mir genommen? Wenn du keine Schlüssel zum Himmel hattest, warum musstest du mich von der Erde entführen?« (Schiller's Sämmtliche Werke, Stuttgart 1834, S. 764.)
31. Wer viel Schlüssel trägt, der hat viel Kasten aufzuschliessen. – Eiselein, 552; Simrock, 9160.
32. Wie der Schlüssel, so der Löffel, wie der Brunn', so der Eimer. – Winckler, XII, 96.
33. Wo der Schlüssel am Thor hängt, da geht man gern aus und ein. – Eiselein, 552; Simrock, 9103.
34. Wo kein Schlüssel passt, da öffnet Geduld.
35. Wozu jeder ein schlüssel hat, das ist schwer zu verwahren. – Lehmann, 870, 15; Eiselein, 552; Simrock, 9097.
Lat.: Magno cum perculo custoditur, quod multis placet. (Eiselein, 552.)
Schwed.: Mogen mö är ond at wackta. (Törning, 122.)
[251] *36. Alle Schlüssel an Einen Haken hängen. – Altmann VI, 518.
*37. Das ist der Schlüssel zum Räthsel.
Holl.: Dat is de oplossing van het raadsel. (Harrebomée, II, 152b.)
*38. Das ist ein Schlüssel, der nirgend hin passt.
Holl.: Iemand, die niet deugen wil, is gelijk aan een' sleutel, die nirgends op past. (Harrebomée, II, 274a.)
*39. Den Schlüssel in der Tasche haben.
*40. Die Schlüssel an der Seiten haben und die Kisten fragen. – Luther's Tischr., 4872.
*41. Die Schlüssel auf das Grab niederlegen.
Sich von der Erbschaft losmachen, der Vermögensgemeinschaft entsagen. Wol auch, wenigstens im Dänischen, sich zahlungsunfähig erklären.
Frz.: Jetter les clés sur la fosse. (Kritzinger, 147a.)
Holl.: Den sleutel op de dood-kist leggen. (Harrebomée, II, 273b.)
Lat.: Quis aberrit a janua. (Erasm., 1.)
*42. Einem den Schlüssel zur Geldkiste übergeben.
Holl.: Hij geeft hem den sleutel van zijne geldkist. (Harrebomée, II, 273b.)
*43. Einem die Schlüssel vor die Füsse (Thür) werfen. – Luther's Tischr., 139; Chemnitius, II, 114.
»Lieber Herr Gott erhör' uns, dass wir nicht die Schlüssel vor die Thür werfen.« (Worte des Kurfürsten Johann von Sachsen.)
*44. Einen an die eigenen Schlüssel henken. – Luther's Tischr., 369c.
*45. Er hat den rechten Schlüssel zur Harfe gefunden. – Simrock, 9102; Körte, 5355.
*46. Er hat den Schlüssel ins Feld.
Kann gehen, wohin er will, hat freie Bürsch.
*47. Er hat die Schlüssel funden. – Eiselein, 552.
Er hat das Amt, die Anstellung erhalten und seine Haltung hat sich verändert. Mit Bezug auf Sixtus V., als er Papst geworden war.
*48. Er soll mit seinem Schlüssel dies Schloss nicht öffnen.
Holl.: Hij zal zijn' sleutel in dat slot niet steken. (Harrebomée, II, 274a.)
*49. Er sucht die Schlüssel Petri. (S. 19.)
Von einem, der in sehr demüthiger und unterwürfiger Weise eine Anstellung, Amt u.s.w. sucht. Von Papst Sixtus V. entlehnt, der schon als Cardinal an Krücken ging und vor Schwäche gebeugt zu sein schien, sodass man seinem Leben kurze Frist gab, weshalb ihn die Cardinäle zum Papst wählten. Nach geschehener Wahl erhob sich der »kränklich gebeugte« Mann; und als man ihn um die Ursache fragte, antwortete er: »Ich ging gebückt, weil ich die Schlüssel des Petrus suchte, und nun habe ich sie gefunden.« (Einfälle, 422.)
*50. Gib mir den Schlüssel dazu!
Holl.: Geef' mij daar den sleutel van. (Harrebomée, II, 273.)
*51. Hier ist der Schlüssel dazu.
Holl.: Dat is er de sleutel van. (Harrebomée, II, 273b.)
*52. Ihr habt den Schlüssel und wir haben das Schloss.
Frz.: Vous avés la clé et nous avons la serrure. (Kritzinger, 647a.)
*53. Jemand den Schlüssel ins Feld geben.
Die Freiheit, zu gehen, wohin es ihm beliebt.
54. Was die Schlüssel nicht verrichten können, das muss Schwert vnd ein Wälsch süpplein thun. – Mathesius, Historia Jesu, II, XIIa.
55. Wir haben den Schlüssel heute noch, mit dem wir Anno 1658 den Sund aufgeschlossen haben. (Dän.)
Die Festung Kronenburg wurde früher der Schlüssel zum Baltischen Meere genannt. Das obige Sprichwort entstand, als sich 1658 die niederländische Flotte durch die den Sund sperrenden schwedischen Schiffe hindurchgeschlagen hatte. (Beiche, 228b.)
*56. Nach einem andern Schlüssel singen. – Gotthelf, Wanderungen, 167.
*57. Se hett den Slötel tom Appelbön (Apfelboden). – Dähnert, 3b.
D.h. sie kann zum Geldkasten.
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