1. All Stunden sind nich lik, segt Behrwald. – Hoefer, 51.
2. Alle Stund ein Schritt und alle Wirthshäuser Einkehr ist übel gehauset. – Chaos, 768.
3. Alle Stunden verwunden, die letzte tödtet.
Umschrift einer Thurmuhr. (Harms, 165.)
4. Besser ein böse stund, denn zwantzig böse Jar. – Henisch, 321, 12; Petri, II, 35.
Schwed.: Bättre en tristvin stund ån en låt dag. (Grubb, 67.)
5. Besser eine Stunde zu früh als eine Minute zu spät.
6. De Stunne vor der Sunnen tüt dor de Plunnen, segt de Fos. – Schambach, II, 44.
Kurz vor Sonnenuntergang ist es am kältesten. Eine Stunde vor der Sonne zieht die Kälte durch die Lumpen (Kleider).
7. Die jetzige Stund und zeitlich Glück schleicht hin in einem Augenblick. – Hertz, 58.
8. Die Stunde eilt, benutze sie.
Lat.: Fac ut nulla tibi sine fructu transeat hora. (Egeria, 70.)
9. Die stundt des todts ist besser, dann die stund der geburtt. – Henisch, 1400, 60.
10. Ein böss Stund machet, dass man aller frewd vergisset. – Petri, II, 171.
[942] 11. Ein' glücklich Stund' viel besser ist, als Gunst und Kunst und alle List.
Lat.: Plus etenim fati valet hora benigni, quam si nos veneris commendet epistolu Marti. (Juvenal.) (Seybold, 447.)
12. Ein jede stund kan alles endern. – Petri, II, 204; Henisch, 892, 94.
13. Ein Stund gehet nach der andern hin. – Petri, II, 228.
14. Ein Stund gesund, ein gantz Jahr kranck. – Petri, II, 228.
15. Ein Stund ist an keinen stock gebunden. – Henisch, 386, 8.
16. Ein stund würt alle krieg scheyden. – Franck, I, 93a; Lehmann, II, 131, 167.
17. Eine gute stund ist einer bösen werth. – Petri, II, 194.
18. Eine Stund' im Gotteshaus ist besser als zehn Stunden draus.
»Im Gotteshaus zu aller frist, ein stund besser denn sonst tausend ist.« (Froschm., Bbb.)
19. Eine Stunde bezahlt alles.
20. Eine Stunde bringt oft zu Stande, was viele Jahre nicht thaten.
Unter glücklichen Umständen gelingt oft in kurzer Zeit, was zu einer andern Zeit und andern Verhältnissen selbst anhaltende Anstrengungen nicht zu bewirken vermochten.
21. Eine Stunde des Fegfeuers ist bitterer denn tausend Jahre leiblicher (zeitlicher) Pein.
Luther in der Auslegung des ersten Busspsalms: »Allen leidenden Menschen«, sagt er, »ist die Weile lang, sonderlich aber denen, die den inwendigen Schmerz der Seele haben, als man wol spricht: Eine Stunde u.s.w.«
22. Eine Stunde, die glücklich für den einen, ist unglücklich für den andern.
Böhm.: Nikomu není tak št'astná hodina, aby nĕkomu nešt'astná nebyla. (Čelakovsky, 156.)
23. Eine Stunde für dein Herz und eine Stunde für deinen Herrn. – Burckhardt, 327.
Aufforderung, seine Zeit weislich zwischen seinen geistigen und geschäftlichen Angelegenheiten zu vertheilen.
24. Eine Stunde gewährt, was die andere versagt.
Eine Sonnenuhr hatte ein Zifferblatt mit zwei Figuren, von denen eine die Arbeit, die andere die Ruhe darstellte, darunter der vorstehende Spruch und auch die folgenden: »Dem Fleiss die meisten (Stunden), ein'ge nur der süssen Ruhe (Plures labori dulcibus quaedam otiis). Während der Schatten flieht, ruh' ich (Dum fugit umbra, quiesco). Eine bringt Gutes, die andere Böses (Le do buone, le do male).«
Lat.: Una dabit, quod negat altera.
25. Eine Stunde gewonnen (verloren), alles gewonnen (verloren).
It.: Chi scampa d'un punto, scampa di millo. – Passa un ora, e passine mille.
26. Eine Stunde gewonnen und ein Jahr versonnen.
»Eine Stunde recht zu fassen, thut der Narr ein Jahr verpassen. Wart' auf die Gelegenheit, aber nimmer auf die Zeit.« (W. Müller, 87.)
27. Eine Stunde hat schon oft genommen, was man in Jahren hat bekommen.
Holl.: Een uur heeft somtijds weggenomen, wat m' in veel jaren heeft bekomen. (Harrebomée, II, 353b.)
28. Eine Stunde im Fegefeuer ist länger, denn viel Jahre in diesem Leben. – Heuseler, 86.
Luther in der Auslegung des 6. Psalms versteht hier unter Fegefeuer die Trübsale, die uns ängsten, weil wir kein Ende derselben sehen.
29. Eine Stunde ist nicht wie die andere.
Frz.: Pire est une heure que cent. (Leroux, II, 282.)
30. Eine Stunde nach der andern geht das Leben hin.
It.: Ad ora ad ora vola tutto il tempo. (Bohn I, 68.)
31. Eine Stunde nach zwölf ist's eins, was man thue. – Simrock, 1946.
32. Eine Stunde, so von hinnen, lässt sich nimmermehr gewinnen. – Chaos, 1011.
Lat.: Nec quae praeteriit cursu revocabitur unda, nec quae praeteriit, hora redire potest. (Ovid.) (Seybold, 333.)
33. Ein Stunde verloren, ein Tag verloren.
Denn die Wirksamkeit des Tages hängt oft von einer Stunde ab.
[943] 34. Eine stundt bringet, das hundert Jahr nit. – Gruter, I, 28; Petri, II, 228; Henisch, 514, 64; Lehmann, 257, 4.
Auch neugriechisch Sanders, 3.
35. Eine versäumte Stunde ist oft ein versäumter Tag.
Lat.: Dum licet et spirant fiamina, navis est. (Ovid.) (Philippi, I, 127.)
Schwed.: En stund försummad gjör ofta et heelt års . – Tijd wil tages i acht. (Grubb, 194.)
36. Es ist ein böse Stund, die einem ein gantz Jahr oder sein lebtag schadet. – Lehmann, 920, 26.
37. Es ist keine Stunde so gut, sie thut einem wehe.
38. Es ist vmb eine böse Stund zu thun. – Lehmann, II, 136, 60; Schottel, 1136b.
Lat.: Grata superveniet quae non sperabitur, hora. (Horaz.) (Frob., 335; Philippi, I, 170; Schonheim, G, 8.)
39. Es kan einer auff ein Stunde ein giffitig oder spitzig wort hören, dass er inn vil Jahren nicht kan wider loss werden. – Henisch, 1619, 61.
40. Es seynd keine Stunden an ein Stecken gebunden. – Lehmann, II, 139, 108; Körte, 5791.
Holl.: Ten sijn ghen stonden aen staken ghebonden. (Tunn., 22, 6; Harrebomée, II, 309b.)
Lat.: Stipite momenta nullo sunt fane redenta. (Fallersleben, 628.)
41. Es sind zwölf Stunden im Tage, was eine nicht gibt, gibt die andere. – Gutzkow, III, 2, 891.
42. Eune Stunne metet1 se, eune Stunne etet2 se, eune Stunne liuert3 se, eune Stunne miuert4 se, eune Stunne rauket se Taback, un säou vergeut5 de gansse Dag. (Lippe.) – Firmenich, I, 268a.
1) Messen.
2) Essen.
3) Lauern.
4) Mauern.
5) So vergeht. – Stundenplan für Maurer (und Zimmerleute). Im Sprottauer Wochenblatt (1869) findet sich dies sogenannte »Maurerlob« in folgender Form: »Eine Stunde messen sie, eine Stunde essen sie; eine Stunde lauern sie, eine Stunde mauern sie; eine Stunde feiern sie, eine Stunde leiern sie; eine Stunde schwatzen sie, eine Stunde kratzen sie; eine Stunde prisen sie, eine Stunde niesen sie; eine Stunde wird geraucht, so wird der ganze Tag verbraucht.« (Vgl. auch Niederschles. Zeitung, Görlitz 1869, Nr. 186.)
43. Ich zähle nur die heitern Stunden, sagte die Sonnenuhr.
44. In Einer Stunde heilt keine alte Wunde.
Holl.: 'T verandert somtijds in een uur, wat zeven jaar ons was zoo zuur. (Harrebomée, II, 354a.)
45. In einer Stunde kann geschehen, was hundert Jahre nicht gesehen.
Holl.: 'T kan som tijds in een uur geschiên; wat honderd jaar niet deden zien. (Harrebomée, II, 355.)
46. In einer Stunde kann zerrinnen, was man im Jahr' nicht kann gewinnen.
It.: Spesso un ora sgomora quel che in molt anni appena si raguna.
47. In einer Stunde lernt man mehr aus Conversiren, als in einem Tage aus Studiren.
48. In wenig Stunden hat Gott das Rechte funden.
49. Jede Stund' bringt neuen Fund.
Böhm.: Co hodina, to novina. (Čelakovsky, 282.)
50. Jede Stunde, jeder Tag den Menschen oftmals ändern mag.
Lat.: Omnis dies, omnis hora te mutat. (Seneca.) (Seybold, 415.)
51. Keine Stunden sind an einen Stock gebunden. – Petri, II, 293.
52. Keiner ist alle Stunden weise. – Winckler, XIV, 51.
53. Man kan in einer Stunde mehr verlieren, wenn Gott strafft, denn im gantzen leben gewinnen. – Lehmann, 793, 7.
54. Man kann in einer Stunde mehr Gutes wünschen, als in hundert Jahren thun.
55. Man muss die Stunde nehmen, wie sie kommt.
Die Russen: Man muss die Stunden aus der Uhr nehmen. (Altmann VI, 510.)
Frz.: Il faut prendre le tems comme il vient.
56. Man soll keine Stunde versäumen (verschwenden), denn man ist keiner Minute Herr.
Engl.: Throw not away an hour, since thou art not sure of a minute.
Frz.: Non perdez pas une heure, car vous n'êtes pas sûr d'une minute. (Cahier, 851.)
Holl.: Verlies geen uur om dat gij niet zeker zijt van eene minuut. (Harrebomée, II, 354a.)
[944] 57. Mancher ist zur vnglückhafften stund geboren, da Mars vnd Venus einander den rucken gewandt. – Lehmann, 830, 29.
58. Um einer bösen Stunde willen, trägt man den Degen allezeit.
Man soll ihn aber nicht ohne Ursache aus der Scheide ziehen und nur mit Ehren einstecken.
Dän.: For en ond times skyld bær man degen altid. (Prov. dan., 108.)
59. Verlorene Stunde, verlorenes Leben.
In dem Sinne: Zeit verloren, Leben verloren. Der Wahlspruch Leibnitzens war: Pars vitae, quoties perditus hora, perit. (Kornmann, VI, 156.)
60. Was du in einer Stunde sagst, thust in der andern widerlegen.
Lat.: Malus sermo malorum operum dux est. (Sutor, 475.)
61. Was Eine Stunde nicht thut (thun kann), thun zwe. – Petri, II, 594; Gruter, I, 75; Simrock, 10005; Körte, 5789; Venedey, 71.
62. Was man in einer Stunde versäumt, kann oft ein Jahr nicht einholen.
Dän.: En time forsømmed gjør tidt et gandske aar skade. (Prov. dan., 553.)
63. Welcher eine stund will leben wol, der seh vnd thu das Henckermol, oder lass jhn ein stund balbiren oder mit Saytenspiel hoffiren. – Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 76.
64. Wenn die Stunde hin, weiss man ihren Sinn (Werth).
Frz.: Nous ne comptons les heures que quand elles sont pérdues. (Cahier, 852.)
65. Wenn die Stunde voll ist, schlägt's. – Sion, 1871, S. 19.
66. Wer alle Stunden bereit ist, der wirt nicht leichtlich vbereilt. – Henisch, 284, 23; Petri, II, 679.
67. Wer auf die Stunde passt, verliert die Zeit.
It.: Mentre si contano le hore, il tempo fugge. (Pazzaglia, 372, 11.)
68. Wer eine Stund will leben wohl, der seh und thu das Henkermohl; wer einen Tag will fröhlich sein, der gang ins Bad, so schmeckt der Wein; willt lustig sein eine Woch, spreng die Ader, auf bayrisch doch.
69. Wer eine Stunde verseumpt, der verseumpt auch wol den (ganzen) Tag. – Luther's Tischreden, App.; Petri, II, 705.
70. Wer ist alle Stund weiss. – Lehmann, II, 841, 277.
71. Wer nicht eine halbe Stunde von seinem Handwerk reden kann, ist ein schlechter Mann.
72. Zehn Stunden gebettet und eine Stunde geschlafen.
Viel Vorbereitungen und wenig Handlung. Jüdisch-deutsch in Warschau: Zehn Schû (Stunde) gebett' ün ein Schû geschlufen.
73. Zu aller Stund' weint eine Frau und pisst ein Hund. – Eiselein, 583; Simrock, 10002; Körte, 5790; Braun, I, 4343.
»Die frawen mög wir gleych machen den hunden auss diser sachen; der hund seycht offt vnd vil, also weynet die fraw wenn sie will.« (Werdea, Ccccj.)
Frz.: A toute heure chien pisse, et femme pleure. (Kritzinger, 374b.)
Lat.: Canes et mulieres mingunt si volunt. (Eiselein, 583.)
74. Zwölff Stund seynd ein Tag; was eine nicht thut vnd gibt, das thut vnd gibt die andere. – Lehmann, II, 904, 47; Simrock, 12258.
*75. A g'schlagena Stund'. – Sartorius, 183.
So viel als eine Glockenstunde.
*76. Alle Stunden ein ander Gesicht machen.
Wer sich gar nicht gleich bleibt.
*77. Alle Stunden einen Esslöffel, sagt der Doctor.
Vom allmählichen Gebrauch einer Sache, wenn etwas in kleinen Portionen gebraucht werden soll. Jüdisch-deutsch in Warschau: Alle Schû (Stunde) an Esslöffel.
*78. Bei ihm ist alle Stunden Mittag.
*79. De Stunde hät de Voss gemêten. (Waldeck.) – Curtze, 358.
*80. Die rechte Stunde hat noch nicht geschlagen. – Braun, I, 4348.
[945] *81. Die Stund' hoab'n zwoa Liebe zählt.
Verliebte, Liebende, die beisammen waren oder zusammen gingen. Wird scherz- oder spottweise gesagt, wenn eine Entfernung oder Zeitdauer zu kurz gegeben worden ist.
*82. Dre Stund' up ene Mile karen. – Dähnert, 218b.
Um in verdriesslicher Weise langsames Fahren und Arbeiten zu bezeichnen.
*83. Drei Stond hönder Gotterbarm. – Sutermeister, 10.
Scherzhafte Antwort auf die Frage, wo etwas sei, wofür man in der Schweiz auch die folgenden Redensarten anwendet: Z' Bümplitz uf der Pelzmüli. Z' Trippstrill, wo d' Gäns Hôrseckel trage. Wo ist der ferndrig Schnee?
*84. Eine Stunde gesund und ein ganzes Jahr krank.
*85. Eine Stunde schwänzen.
Ohne zureichenden Grund den Unterricht versäumen.
*86. Einem keine gute Stunde gönnen. – Pestalozzi, XII, 360.
*87. Er ist (nicht) an die Stunde gebunden.
Frz.: Dependre d'un coup de marteau. (Kritzinger, 180a.) – N'être pas sujet à un coup de chloche. – N'être point sujet à l'heure. (Kritzinger, 148a u. 375a.)
Holl.: Hij is aan het uur niet gebonden. (Harrebomée, II, 353b.)
*88. Er ist die gute Stunde selber. (Rottenburg.)
D.i. ein sehr gutmüthiger Mensch.
*89. Er ist in der polnischen Stunde. (Ratibor.)
Die Redensart ist auf folgende Weise entstanden. Der erste Chefpräsident des 1817 von Brieg nach Ratibor verlegten Oberlandes- oder spätern Appellationsgerichts, der Freiherr von Falkenhausen, kam aus Sachsen und wollte polnisch lernen. Zu diesem Zwecke traf er regelmässig mit einem Geistlichen in einer Weinhandlung zusammen, wo man sich anfänglich ernstlich mit der polnischen Sprache beschäftigte. Allmählich verdrängte aber der Geschmack vom Ungarwein den am Polnischen, woraus sich endlich die polnische Stunde bildete, die noch gegenwärtig besucht wird, ohne dass die polnische Grammatik gerade die Hauptrolle spielt. (Vgl. Schles. Provinzialbl., 1867, S. 808.)
*90. Er ist in einer glücklichen Stunde geboren.
Lat.: Albae gallinae filius. (Seybold, 16, Sutor, 606.) – Propitio genio (sidere dextro) natus. (Seybold, 461.)
*91. Er ist wie die guet Stund'. (Schaffhausen.) – Schweiz, II, 168, 39.
Die gute Stunde ist personificirt wie in bonheur. Das Glück scheint vom günstigen Augenblick erwartet worden zu sein.
*92. Es hat die rechte Stunde noch nicht geschlagen. – Mayer, II, 18.
*93. Es is die guata Stund. – Sartorius, 183.
Ist in einer gutmüthigen Stimmung.
*94. Es ist a Stund' in däs Ort, aber der Fuchs hôt se g'messa, und da Schwanz derzugea. – Michel, 267; Nefflen, 459.
Der Weg nach diesem Orte ist wirklich oder scheint länger als man ihn ausgibt.
*95. Es ist die zwölfte Stunde.
Die höchste Zeit. Für späte Zeit, beruht auf Matth. 40, 6 u. 9, wo aber die elfte Stunde genannt ist.
*96. Es ist eine gute Stunde.
Aus der Zeit, in der man sorgfältig prüfte und prüfen liess, welche Zeit sich für ein wichtiges Geschäft eigne.
Holl.: Het is ter goeder ure. (Harrebomée, II, 353b.)
*97. Es ist vmb ein böse stunde zu thun. – Agricola 1, 444; Rebhuus, Dramen, 78, 490.
Besonders von denen, die durch die Hand des Henkers sterben sollen.
Holl.: Het is om een' boorzen stond te doen. – Het is om een kwaad half unrtje te doen. (Harrebomée, II, 309b u. 353a.)
*98. I will kei g'sundi Stund' meh ha. – Sutermeister, 18.
Betheuerungsformel. (S. ⇒ Pfanne 33.)
*99. Ich bin zur rechten Stunde gekommen. – Körte, 5791.
*100. Ich ward der stund. – Hans Poczke, 1537; Sallet, Sinnsprüche.
*101. In einer guten Stunde.
Zu ergänzen: soll dies oder jenes geschehen. Als Wunsch bei gewissen Familienfesten, z.B. bei Hochzeiten. Jüdisch-deutsch in Warschau: In a güter, maseldiger (glücklicher) Schu (Stunde). Um auszudrücken, dass man eine gute Stunde, eine günstige Gelegenheit benutzen müsse, sagt eine jüdisch-deutsche Redensart: In a güter Schû zü reden, in a schlechter zü schweigen. Auch die Russen stimmen damit überein. (Snegirew, 51.) Die folgende jüdisch- deutsche Redensart, die im allgemeinen den Sinn hat, [946] von unserm: Viel Glück! oder Glück auf! In a maseldiger Schû; wird besonders als Zuruf der Brautführer an den Bräutigam auf dem Wege zur Trauung gebraucht, wobei der rechte Fuss vorzusetzen ist, was als gute Vorbedeutung betrachtet wird.
*102. Keine gute Stunde haben. – Herberger, Hertzpostille, I, 362.
*103. Zu einer bösen stund geboren sein. – Henisch, 1380, 42.
Lat.: Natus male volento genio. (Henisch, 1390, 43.) – Sinistro fato genitus. (Juvenal.) (Binder I, 1650; II, 3166.) – Sinistro Hercule natus. (Philippi, II, 189; Seybold, 565.)
*104. Zur guten Stunde kommen. – Braun, I, 4374.
*105. Zur guten Stunde sei's gesagt. – Eiselein, 583.
106. Ein jede stund hat besondern fug. – Ayrer, IV, 2307, 31.
107. Fünf Stunden dem, der reist, genügen; mit sechs die Kaufleut sich begnügen; doch sieben brauchen die Studenten, mit acht jed Andern lässt's bewenden; neun Stunden ist ein Herr gewöhnt; zehn Stunden, wer dem Nichtsthun fröhnt.
Es sind die Stunden täglichen Schlafens gemeint.
It.: Cinque ore al viandante, e sei al mercante, sette allo studente, otto all' altra gente, nove al signorone, dieci al gran poltrone. (Giani, 1203.)
108. Zu allen Stunden hat wahre Tugend ihren Lohn gefunden.
*109. Er hat eine feuchte Stunde gefeiert. – Klencke, Pharisäer, I, 318.
In dem Sinne: Er hat einen über den Durst getrunken.
*110. Sieben Stunden hinterm Elend. – Auerbach, Dorfgeschichten, IV, 72.
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