1. Das' er hasset, das tregt er. – Agricola I, 716; Eyering, I, 295; Gruter, I, 10; Schottel, 1145a.
Der ist ein Thor, welcher sich wider das sperrt, was er trägt und tragen muss.
2. Die mich hassen, müssen mich lassen, die mich neiden, müssen mich leiden. – Hertz, 20.
Hausinschrift.
3. Hassen mich die einen, so lieben mich die andern.
Die Neger in Surinam, um auszudrücken, dass jeder seine Feinde, aber auch seine Freunde habe, haben das Sprichwort: Es hassen ihn nicht alle, sagt der Akansa (ein in Blätter gewickeltes Welschkorngericht), der eine binde, der andere löse ihn. (Wullschlägel.)
4. Ich hasse diejenigen, die Schlafftrünck dess Morgens thun. – Lehmann, II, 277, 20.
5. Jederman hasset, den jedermann fürchten muss. – Petri, II, 390; Henisch, 1297, 30.
6. Lass hassen und neiden, Gott soll entscheiden. – Hertz, 60.
Von Goethe sagt Emerson: »Er kann niemand hassen, seine Zeit ist ihm zu kostbar dazu.« (Morgenblatt, 1856, Nr. 47, S. 1119.)
7. Man muss nicht jeden hassen, der eine andere Nase hat.
Dän.: Had ei den vildfarende; thi du maatte hade dig selv. (Prov. dan., 266.)
8. Man soll hassen, als wenn man wieder lieben, und lieben, als wenn man wieder hassen wollte.
9. Mancher hasset, das er sicht, und muss leiden, was geschicht. – Hertz, 20.
Hausinschrift im Harz.
10. Was du an andern hasst, damit thu niemand überlast. – Lehmann, 82, 55.
11. Was du hasst an Kunz, das thue nicht dem Hinz. – Körte, 4060.
12. Was du hasst, das lass. – Franck, I, 157b.
13. Was m' hasset, das trifft ein. (Bern.) – Zyro, 104.
14. Wer hasst, wobei er bleiben muss, hat jeden Morgen frische Buss.
15. Wer nicht hassen kann, kann auch nicht lieben.
Vgl. darüber Bahnsen, Charakterologie (Leipzig 1867), I, 320, Anm., u. II, 6.
*16. Er hasset, was er nimmt, und verleurt, so er gewinnt.
*17. Er hasst ihn (sie, es) wie Hund und Katze den Schinder. – Eiselein, 327.
Holl.: Hij heeft er den haat op als een Zeeuwsche schipper op een' Zuidwester storm, (Harrebomée, I, 273.)
Lat.: Odit cane pejus et angue. (Eiselein, 327.)
*18. Ich hass ihn so sehr als wenn's der Teuffel wär. – Seybold, 263.
Frz.: Haïr quelqu'un à la mort. (Kritzinger, 368a.)
[383] *19. Ich hasse ihn wie die Sünde.
Lat.: Is mihi juxta invisus ut atri limina ditis. (Philippi, I, 213; Seybold, 263.) – Non secus ille mihi exosus, quam limina ditis. (Philippi, II, 44.) – Odisse aeque atque angues. (Philippi, II, 62.)
*20. Mögen sie mich hassen, wenn sie mich nur fürchten. – Eiselein, 284; Simrock, 4376.
Ein Tyrannenspruch, den schon Seneca abscheulich, hart und furchtbar nannte. Im Scherz von einem, der an Gelehrsamkeit überlegen ist, dessen Feinde ihn heimlich hassen, aber ihren Mund aus Furcht nicht öffentlich aufthun.
Frz.: Quilz hayssent mais que ilz craignent. (Bovill, II, 13.)
Lat.: Oderint, modo timeant. (Bovill, II, 13; Gaal, 930.)
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Im Jahre 1758 kämpft die Nonne Marguerite Delamarre in einem aufsehenerregenden Prozeß um die Aufhebung ihres Gelübdes. Diderot und sein Freund Friedrich Melchior Grimm sind von dem Vorgang fasziniert und fingieren einen Brief der vermeintlich geflohenen Nonne an ihren gemeinsamen Freund, den Marquis de Croismare, in dem sie ihn um Hilfe bittet. Aus dem makaberen Scherz entsteht 1760 Diderots Roman "La religieuse", den er zu Lebzeiten allerdings nicht veröffentlicht. Erst nach einer 1792 anonym erschienenen Übersetzung ins Deutsche erscheint 1796 der Text im französischen Original, zwölf Jahre nach Diderots Tod. Die zeitgenössische Rezeption war erwartungsgemäß turbulent. Noch in Meyers Konversations-Lexikon von 1906 wird der "Naturalismus" des Romans als "empörend" empfunden. Die Aufführung der weitgehend werkgetreuen Verfilmung von 1966 wurde zunächst verboten.
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