1. Aeingden der Nuos no durch däk uch dän. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 1111.
2. An seiner Nase findet jeder Fleisch.
Er ziehe sich also daran, und bekümmere sich nicht um die Nasen (Angelegenheiten) anderer.
3. Auch zwischen Nas' und Lippe gibt's oft noch eine Klippe.
Holl.: Tusschen neus en tusschen lippen kan een goede kans ontglippen. (Harrebomée, II, 125b.)
4. Bai allerwiägen de Nase hewwen well, maut se boa beschieten terügge trecken. (Grafschaft Mark.) – Woeste, 74, 228.
5. Bärr sich die Nase roa schnéïdt, verschändt sich das Gesicht. (Henneberg.)
6. Besser eine schiefe Nase als gar keine.
Frz.: Il vaut mieux laisser son enfant morveux que de lui arracher le nez.
7. Bitj a Nôösch uf, do as at Aantliat skeant. (Nordfries.) – Johansen, 95.
Beiss die Nase ab, so ist das Antlitz geschändet.
8. De sin (egen) Näs' affsnitt, schännt sin Angesicht. (Altmark.) – Danneil, 143; für Iserlohn: Woeste, 74, 220; für Holstein: Eichwald, 1393; Kern, 523.
9. Diar a Nöös stêt, skênt sîn Angesigt. (Amrum.) – Haupt, VIII, 362, 184.
Wer seine Nase stösst, schändet sein Angesicht.
10. Die der Nase nachgehen, werden von den Augen geführt, ausgenommen die Blinden.
11. Die Naass geht vor. – Lehmann, 311, 3.
12. Die Nase ist latrina capitis und steht über dem Maul, aus dem Gott gleichwol unser Gebet vernimmt. – Eiselein, 490.
13. Die Nase steht mitten im Gesicht, dass man rieche, was man kann sehen nicht.
14. Die Nase steht wol vor, aber sie fällt nicht aus dem Gesicht. – Schlechta, 163.
15. Die Nase, welche die Stüber verdient, bekommt sie selten.
16. Die Nase zurück, sonst geht dir's wie dem Abt von Fulda, der geschossen wurde, als er der Schlacht bei Lützen zusah. – Klosterspiegel, 7, 24.
17. Dunnerweder Näs', Näs', wat mâkst mi vör'n Angesicht, säd' de Diern, dôr kêk se in'n Spêgel. – Hoefer, 228.
18. Durch eine dicke Nase dringt die beste Nieswurz nicht.
19. Ein bucklig Nass in der mitten bedeut beredenheit vnd kluge sitten. – Fischart, Prakt., in Kloster, VII, 599.
20. Ein jeder ziehe sich selbst bei der Nasen. – Facet., 272; Herberger, I, 35.
21. Ein Nasen ist ein Schreiber. – Forer, 170b.
»In seinem Bauch hat er ein seer schwarzes fel, von dannen das Sprüchwort: Ein Nasen ist ein Schreiber.« (Germania, XVI, 102.)
22. Eine abgeschnittene Nase braucht keine Brille. – Winckler, IV, 44.
Holl.: Een afgesneden neus heeft geen' bril van doen. (Harrebomée, II, 113b.)
23. Eine grosse Nase entstellt kein schönes Gesicht.
Frz.: Jamais grand nez n'a gâté joli visage. (Bohn I, 27.)
24. Eine grosse Nase kann lange schnupfen, ehe sie voll wird.
25. Eine gute Nase wittert durch zwanzig Thüren den Speck.
[947] 26. Eine kurze Nase ist bald geschneuzt.
Holl.: Korte neuzen zijn gaauw gesnoten. (Harrebomée, II, 125a.)
27. Eine lange Nase stösst leicht (oft) an.
Holl.: Die lange neuzen hebben, lijden veel aanstoot. (Harrebomée, II, 123a.)
28. Eine Nase, die zu keck, fällt gar leicht in Dreck.
Böhm.: Neboje psi kousají. – Smĕlce všude bijí. (Čelakovský, 118.)
Poln.: Nieboja psi kąsają. – Śmíałka wszędzie biją. (Čelakovský, 118.)
29. Eine rothe Nase ist ein theuer Stück Fleisch.
»Platina, Silber und Gold sind wahrlich spottwohlfeil zu nennen gegen das Kupfer, womit Bacchus die Nase plattirt.«
30. Eine todte Nase riecht auch gebratenen Speck nicht.
31. Eine tüchtige Nase ziert den Mann.
»Eine Nase kann einen Menschen entstellen und zieren; man kann seiner Nase wegen einen Menschen lieben oder hassen, kurz eine Nase ist eine Nase.« (L. Börne, Briefe aus Paris.)
32. Einer grossen Nase niesen hundert kleine nach.
»Wenn der König von Monomotapa nieset«, sagt Helvetius, »so müssen alle Hofleute ebenfalls niesen, und indem so Niesen vom Hof in die Stadt und von der Stadt in deren Umkreis weiter geht, scheint es, als sei das ganze Reich von einem allgemeinen Schnupfen befallen.«
33. Elk (jeder) kriege sick sülfs bî de Nôse. (Ostfries.) – Bueren, 445; Frommann, IV, 287, 421; Eichwald, 1397; Hauskalender, III.
34. Em miss sich de Nuos net än in jêden Hangsdräk schtêchen. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 940b.
35. Erscht Näs', denn Schniefke (Taback). – Frischbier2, 2754.
36. Erscht Näsen, dann Bröllen. – Frischbier2, 2755.
37. Erst de Nês und denn de Brill. (Holst.) – Eichwald, 1392; Schütze, III, 141; für Hannover: Schambach, II, 31; für Oldenburg: Weserzeitung, 4097; hochdeutsch bei Bücking, 297.
Erst die Haupt- dann die Nebensache. Im Harz: Aersch 'ne Nos, un denn än Brill. (Lohrengel, I, 16.) Um die vorlaute und naseweise Jugend, die sich nur allzu gern über ihre Altersstufe erheben möchte, in ihre Schranken zurückzuweisen.
Holl.: Eerst een' neus, en dan een' bril. (Harrebomée, II, 123b.)
38. Es ist nicht in deiner Nase, Herr oder König zu sein.
39. Gross Nasen vnd die Nasslöcher offen, sind Rachgierig zu straffen. – Fischart, Prakt., in Kloster, VIII, 599.
40. Gross Nass über eim kleinen maul stehet wie ein Scheisshaus an der ringmauer vnd kurtz Hembt zu einem beschissenen gesäss. – Gruter, III, 45; Lehmann, II, 239, 87.
41. Henge die Nase in deinen eigenen Busen. – Schottel, 1117a.
42. Hüte deiner Naasen vor einem beschissenen Ars. – Lehmann, II, 271, 136.
43. Ich kann die Nase kaum noch über Wasser erhalten, sagte der Mann zu seiner Frau, als sie Geld zu Schuhen haben wollte; und er hatte sie den ganzen Tag über Bier gehalten.
44. Ihrst 'n Näs un denn 'n Brill; ihrst 'n Sack un denn wat in. (Mecklenburg.) – Günther II, 199, 37; für Altmark: Danneil, 143.
45. Jeder schneuze erst die eigene Nase, ehe er sie dem Nachbar putzt.
Holl.: Snuit eerst uw' eigen' neus, eer gij een ander het snot doet afvagen. (Harrebomée, II, 125b.)
46. Jeder schneuze seine eigene Nase.
Holl.: Ik snuit het liefst mijn' eigen' neus. (Harrebomée, II, 125a.)
47. Jerer fat an sin Näs, denn find't hei Fleisch. (Mecklenburg.) – Raabe, 135; für Hannover: Schambach, II, 37.
48. Lang vnd hohe Nass zeigt an Weissheit gross. – Fischart, Prakt., in Kloster, VIII, 599.
E.M. Arndt sagt: »Bei höherer Bildung und mächtigem, lebendigem Streben des Menschen von innen [948] heraus tritt das Gesichtsgepräge schärfer, der Schnabel (Nase) bestimmter gezeichnet hervor, die stattliche Nase bezeichnet Verstand. Papa Sokrates (indess) war ein Breitkopf mit eingedrückter Nase.« Er bemerkt aber dann: »Ich habe geistbegabte Rund- und Breitköpfe mit kürzestem Schnabel oder fast gar keinem gesehen, deren gewaltiger Geist Dutzende Geisterchen schönster Adlernasen und schärfster Spitznasen verschlingen konnte« (E.M. Arndt, Meine Wanderungen mit dem Freiherrn von Stein, Berlin 1858, S. 48.)
49. Lange Nase vnd spitz Kinn, da sitzt der Teuffel in. – Petri, II, 211; Simrock, 7421; Körte, 4488; Braun, I, 2965.
50. Last en Näs un dän en Bril. (Röpersdorf bei Prenzlau.) – Engelien, I, 215.
51. Man hat die Nase mitten im Gesicht, auf dass man rieche, was man nicht schmecken kann. – Eiselein, 490.
52. Man kan einem die Nasen nicht abschneiden, das maul vnd gesicht wird voll Bluts. – Lehmann, 207, 47.
Böhm.: Nos nemůž ut'at býti, aby ústa zkrvácena. (Čelakovský, 403.)
53. Man kann nicht jede Nase als Spürhund gebrauchen.
Engl.: Every man's nose will not make a shoeing-horn. (Bohn II, 119.)
54. Man kann nicht jedem an der Nase ansehen, was in ihm steckt.
Holl.: Men kan het den menschen niet aan den neus zien. (Harrebomée, II, 125a.)
55. Man kann oft an der Nase sehen, wie es unterm Bauch mag stehen.
»Vnzucht ist offtmals also gross, dass man sie kennet bey der nass.«
56. Man muss die Nase nicht in alles stecken.
Auch die Finnen: Die Nase muss man nicht in alles stecken. (Bertram, 40.)
57. Man setzt einem offt so grosse Nas an, das man nichts davor sehen kan. – Lehmann, 769, 24.
58. Man sieht eim an der Nasen an, was er im Schilt führet. – Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 272.
59. Man sieht es an der Nase bald, ob Weiber warm sind oder kalt. – Eiselein, 635; Simrock, 11280.
Lat.: Noscitur ad nasum mulier, quae vendit omasum. (Eiselein, 635; Loci comm., 802.)
60. Man sihet dir an der nasen wol, wie alt du seiest. – Tappius, 28b.
61. Man soll seine Nase nicht in Nachbars Töpfe stecken.
Dän.: Hold din næse fra andres gryder. (Bohn I, 375.)
62. Manchem riecht die Nase nach dem Geldsack. – Facet.
63. Me verkauft kei Nase us em G'sicht. – Sutermeister, 146.
64. Meine Nase ist kein Scheisshaus und mein Maul kein Schornstein.
Ich will weder schnupfen noch rauchen.
65. Mit der Nase geradeaus, dann geht der Steiss nicht irre.
Holl.: Gij hebt maar uw' neus te volgen, zoo valt gij niet over de huizen. (Harrebomée, II, 123b.)
66. Nasen drehen und Augen verkleiben hilft vielen, dass sie besser bleiben. – Chaos, 449.
67. Nemb ein jeder sich selber bey der Nasen. – Gruter, III, 72; Eyering, III, 264 u. 305; Lehmann, II, 432, 12.
»Nimm dich selbst bei der Nasen und bedenke wol dabei, ob der Fehler deiner Massen grösser als bei andern sei.« (Hausspruch in Schlitters; vgl. Deutsche Haussprüche in Tirol, 32.)
Lat.: Tecum habita et noris, quam sit tibi curta supellex. (Persius.) (Philippi, II, 212.)
68. Nicht jede Nase riecht den Braten. – Simrock, 7425.
Lat.: Non quilibet est habere nasum. (Eiselein, 490.)
69. Nicht jeder Nase behagt (schmeckt) derselbe Taback.
70. Niemand beisst sich die eigene Nase ab.
Die Russen: Seine Nase ist keinem so zuwider, dass er sie sich abbeisst. (Altmann VI, 422.)
71. Nöäse lang un spitzet Kinn, doa sitt de lewennige Satan drin. – Schlingmann, 1081.
72. Schind' ich mein Nas', schänd' ich mein Gesicht. – B. Auerbach, Schatzk. des Gevattermanns, I, 20.
[949] 73. Schneide mir Nase und Ohren ab, sagte die Frau zum Manne, als er ihr das Rohr zeigte, von meiner Gewohnheit lass' ich nicht. (Hindostan.)
74. Schnied ick mî de Nâse af, sau verschenge ick mick. (Waldeck.) – Curtze, 324, 123; für Hannover: Schambach, II, 26; für Franken: Frommann, VI, 321, 29; für Strelitz: Firmenich, III, 74, 136.
Im Harz: Wenn ich mer de Nos obschneid, schänd ich mer mei Gesicht. (Lohrengel, I, 767.) In Würzburg: Schnaid i mai Noasa 'runter, so schend i mai G'sicht. (Sartorius, 175.)
75. Spitze Näs' un spitzet Kinn, dar sitt de (lebendige) Düwel in. (Oldenburg.) – Weserzeitung, 4077; für Holstein: Schütze, II, 260; Eichwald, 1394; Kern, 526; für Köln: Weyden, II, 8; hochdeutsch bei Körte2, 5638.
Ueber Sprichwörter dieser Art vgl. Haar 92, 95, 97, u. 110.
Böhm.: Kdybys byl co dobrého, nemĕl bys hřbetu křivého. – Ktož s končitým nosem chodí, blekot jest a sváry plodí. – Špičatý nůsek rád podrývá. (Čelakovský, 271.)
Holl.: Een spitsche neus, en spitsche kin, daar zit sinjeur de duivel in. – Scherp geneusd en dun gelipt: hangen, hangen. (Harrebomée, II, 123b u. 125b.)
Poln.: Byś ty był co dobrego, niemiał byś grzbieta krzywego. (Čelakovský, 271.)
76. Wä sich de Nas' well quetsche losse, dä muss se zwischen de Dür stechen. (Bedburg.)
77. Wamme de Nase te hoge drieget, süht me de Stener im Wiäge nitt. (Grafschaft Mark.) – Woeste, 74, 219.
78. Was einem auf die Nase fallen soll, wird einem nicht auf die Füsse fallen. (Ostpreuss.) – Frischbier, 531; Frischbier2, 2749.
In der Schweiz: Was eim uf d' Nase falle muess, fallt eim nid uf d' Füess. (Sutermeister, 146.)
79. Was hilft's die Nase hoch zu tragen, wenn der Arsch bloss ist!
Dän.: Lidet om halsen og intet om arsen. (Prov. dan., 37.)
80. We sich de Nas' afschnîet, de verschengelirt1 sîn Angesicht. (Aachen.) – Firmenich, I, 494, 155.
1) In Mecklenburg: schampfirt. (Frommann, II, 226.) Die fremden Endungen in schampfiren u.s.w. betreffend, vergleiche man hoameisteriern für: meistern, tadeln, den Hofmeister spielen; anorieren für: anordnen; wunnerieren für: sich verwundert äussern; gärtnerieren für: im Garten arbeiten. (Grimm, Grammatik, II, 142.)
Schwed.: Den som bijter sig näsan aff, han skämmer sitt ansichte. (Grubb, 135.)
81. Wéi de Nase allerwägen bui heätt, mot se beschütten terügge trecken. (Sauerland.)
82. Wéi de Nase allerwegen hätt, dem wät se faken (oft) beschissen. (Sauerland.)
83. Wéi de Nase allto hauge drägt, stött allerweagen an. (Westf.)
84. Wem die Nase abgeschnitten ist, was soll dem die Brille!
It.: A naso tagliato mal' s' accomodan gl' occhiali. (Pazzaglia, 239, 1.)
85. Wenn Bruder Nas' im Kübel rührt, so riecht er keinen Weihrauch nicht.
86. Wenn die Nase am Morgen juckt, bedeutet es Aerger.
Holl.: Als de neus jeukt, zal men drek ruiken of wijn drinken. (Harrebomée, II, 122b.)
87. Wenn man die Nase mit Ambra stopft, so macht er ohnmächtig.
Lob gleicht dem Ambra. Ein geringer Duft davon, im Vorbeigehen eingehaucht, ist angenehm, aber wenn uns jemand einen ganzen Klumpen davon vor die Nase hält, so ist's Gestank und schlägt zu Boden. (Gubitz, Gesellschafter, 1825, S. 203.)
88. Wenn man die Nase zu stark schneuzt, blutet sie. – Simrock, 7422.
89. Wenn man einem die nass aussm gesicht abhawet, oder ein aug verderbt, so ist das gantz gesicht geschändet. – Lehmann, 826, 13.
90. Wer auch einmal auf die Nase fällt, muss nicht immer daraufgehen.
Die Russen: Es ist ein Narr, wer das Ausgehen meidet, weil er einmal gefallen ist. (Altmann VI, 440.)
91. Wer der Nase geht entlang, kommt oft in Gestank.
[950] 92. Wer die Nase hart schneuzt, zwingt Blut heraus. – Spr. Sal. 30, 33; Petri, II, 695; Schulze, 107; Simrock, 7422; Zehner, 219.
Dän.: Hvo som snyder næsen, faaer blood. (Prov. dan., 517.)
Frz.: Qui mouche trop son nez, en tire du sang. (Bohn I, 50.)
Holl.: Die al te hard (te lang, te veel) snuit, dien bloedt de neus. (Harrebomée, II, 123a.)
93. Wer die Nase in Dreck steckt, weiss wol, was er riecht.
94. Wer die Nase zu hoch trägt, stolpert leicht (oder: fällt leicht darauf).
Holl.: Wie den neus te hoog draagt, valt hem aan stukken. (Harrebomée, II, 125.)
95. Wer die Nasen yn alle winckel steckt, der klemmt sich gerne. – Luther's Ms., 12.
96. Wer die Nass wil in allen Löchern haben, der muss sie offt beschissen nach sich ziehen. – Petri, II, 695.
97. Wer durch die Nase spricht, ist so schlimm daran, wie der, welcher keine hat. (Türk.)
98. Wer eine beschmuzte Nase hat, der putze sie.
Frz.: Qui se sent morveux se mouche. (Bohn I, 53.)
99. Wer gelobt, die Naas vnd Gesehss nicht zu putzen, biss er zu seinen Rechten kompt, der wird drüber im wust ersterben. – Lehmann, 630, 48.
100. Wer jhm selbst die Nase abschneidet, der schendt sein angesicht. – Petri, II, 722; Henisch, 828, 29; Bücking, 10; Sailer, 260; Gaal, 1205; Simrock, 7424; Winckler, VII, 45; Schmitz, 195, 179; Frischbier2, 2748; Körte, 4490; Günther, II, 200, 40; für Iserlohn: Woeste, 74, 220; für Holstein: Schütze, III, 141.
In Mecklenburg: Wer sin Näs afschnitt, schendt sin Angesicht. Freidank spricht den in diesem Sprichworte ausgedrückten Gedanken wiederholt in verschiedenen Formen aus: Swer sich alsô richet, daz er sich selbe stichet, der hât sich niht wol gerochen dêr sich selbe hât gestochen. Ferner: Erst tump der richet sinen zorn, da von er selbe wirt verlorn. Konrad von Würzburg: Ich hoere wîse liute jehen und sie gemeine sprechen daz sînen schaden rechen vil maneger dicke welle, der mit der rache velle sich in groezer ungemach. Derselbe: Man sol die râche mîden diu schaden ûf den rücken ladet; swer also richet daz er schadet im selben, der ist wise niht. Reinhart Fuchs (162): Er sprach, erst tumbe, sammir got, der mit schaden richet daz man im gesprichet. – Wer die Schande seiner Familie kundthut, macht sich selbst Schande.
Engl.: Daub yourself with hony, and you'll never want flies.
It.: Chi si taglia il naso, s'insanguina la bocca. (Pazzaglia, 299, 2; Gaal, 1205.)
101. Wer keine Nase hat, bedarf keines Taschentuchs.
Der Russe nennt unser Taschentuch – Nasentuch. (Altmann V, 121.)
102. Wer keine Nase hat, darf sich nicht daran fassen. – Frischbier2, 2751.
103. Wer keine Nase hat, kann keine Brille tragen.
104. Wer mid (sich) Näs afschnitt, verschamfehrt mid (sein) Angesicht. (Ukermark.)
Wer mir die Nase abschneidet, verschimpfirt mir das Angesicht.
105. Wer ollerwärts syne Nesen twisken steckt, de klemmt sik torläst. (Waldeck.)
106. Wer sein Nass zu sehr schneutzt, so gibt sie Blut. – Lehmann, 295, 58.
Schwed.: Den som nåsona trycken, han twingar der blod ut. (Törning, 24.)
107. Wer seine Nase in alle Löcher steckt, der holt sie beschissen heraus.
Holl.: Die zijn' neus overal in wil steken, haalt hem er dikwijls beschijten uit. (Harrebomée, II, 123b.)
108. Wer seine Nase in fremde Dinge steckt, zieht sie blutig heraus.
Frz.: Ne fourre pas ton nez où tu n'as que faire.
109. Wer sich die Nase selbst schneuzt, dem darf ein anderer nicht an der Nase ziehen.
110. Wer sich in die Nase schneidet, dem läuft das Blut ins Maul.
In Wälschtirol; Chi se taga'l nas, s'ensanguina la bocca. (Hörmann, 28.)
Holl.: Die zijn' neus afsnijdt, schendt zijn aangezigt. (Harrebomée, II, 123b.)
It. Schweiz: Chi chi sa taglia al nas, al ga vin' al saung in bocca. (Schweiz, I, 234, 11.)
[951] 111. Wer sich in die Nase schneidet, verschampiret (verschampfiret) sein Gesicht. (Ostpreuss.)
Wenn ich über meine eigene Haushaltung, meine Familie u.s.w. schimpfe, so schmähe ich mich selbst. In Würzburg: Schnaid i mai Noasa 'runter, so schand i mai Gsicht. (Sartorius, 175.)
112. Wer sich lässt bey der Nasen vmbführen, der wirdt kein guter Regent. – Henisch, 1282, 46; Petri, II, 760.
113. Wer sich selbst die Nass abschneid, der macht das Maul blutig. – Lehmann, 698, 21.
»Wer sein Geschlecht oder Freundschafft schändet, der schändt sich selbst.«
114. Wer sin Näse schändt, schändt sin Angesicht. – Goldschmidt, 78.
115. Züch dich selbs bey der nasen. – Hauer, Miij2; Gruter, III, 118; Lehmann, II, 904, 5; Gaal, 1204.
Lat.: A nare incipe.
Ung.: Fogd meg az orrod.
116. Zupfe dich an deiner Nase, so findest du Fleisch. – Lohrengel, I, 916.
*117. A hoat sich die Noase begussen. – Gomolcke, 811.
*118. A hot an Noase wie a vergulter (vergoldeter) Blitzobleiter. – Schles. Provinzialbl., 1870, 67.
*119. A hot gor anne dinschâlige Noase. – Robinson, 919.
*120. A îs wul uf der Noase gegangen. (Schles.) – Gomolcke, 515; Frommann, III, 409, 351.
*121. A muss sêne Noase a allen Quork stecken. – Gomolcke, 171.
*122. A Nasen habe wiera Rumpf. (Oberösterreich.)
D.i. kurz und dick.
*123. A Nus wie a Sarke. (Jüd.-deutsch. Warschau.)
Eine sehr krumme, gebogene Nase, welche die Form des hebräischen Accentes Sarka (~) hat.
*124. Alle Nasen lang. (Köthen.)
D.i. kurz hintereinander, aller Augenblicke. (S. ⇒ Furzlang.)
*125. Alles vnder der Nasen einschiessen. – Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 237.
*126. An d'r Noase 'rumführa. – Sartorius, 175.
Hinhalten, zum Besten haben.
*127. An Nöösh so grat üsh an Hauberg. – Johansen, 30.
Eine Nase so gross wie ein Hauberg.
*128. Ar steckt sei Noas'n in all'n Drak. (Franken.) – Frommann, VI, 321, 291.
Er mischt sich in alles.
*129. Ar wird ou d'r Noas'n rümmge'füahrt. (Franken.) – Frommann, VI, 321, 294.
*130. Auf deiner Nase eine Torfniederlage, dann hast du weder (Torf-)Stall noch Boden nöthig.
Zu jemand, der meint, dass er ohne weiteres seine Wünsche erreichen oder seine Plane ausführen könne.
*131. Auf eine solche Nase gehört keine andere Brille. – Parömiakon, 921.
Ein solches Betragen macht eine solche Behandlungsweise nothwendig.
*132. Auf seiner Nase sitzt der Rothzagl (auch: Kupferhandl). (Rott-Thal.)
*133. Bei der nasen füren. (S. ⇒ Eiter 2.) – Franck, II, 11b; Tappius, 19b; Eyering, I, 186 u. 315.
Lat.: Naribus trahere. (Tappius, 19b; Philippi, II, 5.)
*134. Bekümmere dich um deine Nase. – Frischbier, 530; Frischbier2, 2732; Hennig, 168.
*135. Bi de Nese dael1 sehen. – Lauremberg, Anhang II, 6, 81.
1) Herunter zur Erde sehen, d.i. niedergeschlagen sein.
*136. D' Nase z'vorderst ha. (Luzern.)
Der erste sein wollen.
*137. Dä ess wie en wasse Nas. (Bedburg.)
Unbeständig, launenhaft.
*138. Där hot a Noasa g'hatt. – Sartorius, 175.
Er hat die Sache gewittert, vorausgemerkt und sich vorgesehen.
*139. Darein wird er seine Nase nicht stecken.
Holl.: Hij zal er zijn neus wel buiten houden. (Harrebomée, II, 125a.)
*140. Das fehret ihm jn die Nasen. – Herberger, Hertzpostille, II, 149.
*141. Das geht an seiner Nase vorbei.
Ihm wird nichts davon zutheil.
Holl.: Dat gaat zijn' neus voorbij. (Harrebomée, II, 123a.)
[952] *142. Das hat Nasen. (Eifel.)
Die Sache hat ihre Schwierigkeiten.
*143. Das hat seine gewichste Nase. (Altenburg.)
Das kann nicht jeder machen, die Sache hat Ihre Schwierigkeit. (S. ⇒ Schubsack.)
*144. Das hat uns die Nase ausgeschneuzt.
Das hat uns hart betroffen, das war ein schmerzlicher Verlust für uns. Ich hörte die Redensart in einem Dorfe des hirschberger Kreises von einem Landmann, der eine Erzählung von dem Verlust, den er an Kühen und an Nutzung derselben erlitten, damit schloss.
*145. Das ist eine lange Nase.
Ein starker Vorwurf, eine empfindliche Beschämung. »Aus allen Söhnen des Isaak wählte Gott den kleinsten, den David, zum König; und der grosse Lümmel Elias, der sich schon bestimmte Rechnung gemacht hatte, musste blutroth dastehen. Das war eine lange Nase.« (Parömiakon, 991.)
*146. Das ist (nicht) für seine Nase.
Frz.: C'est pour son nez, vraiment c'est pour son nez. (Starschedel, 275.)
*147. Das schnupfte ihm in die Nase.
Fiel ihn auf, machte ihn stutzig, verdross ihn, wofür man auch sagt: das verschnupfte ihn. (Campe, III, 456a.)
*148. Das sticht ihn in die Nase.
Reizt seine Begierde, seine Lüsternheit. (Campe, III, 456a.)
*149. Dass du die Nase im Gesicht behältst. – Fr. Reuter, Stromtid, II, 222.
Bei Ueberraschungen, wenn etwas Unerwartetes geschieht.
*150. Dat em de Näs bewert (bebt). (Tiegenhof.)
*151. Dat geit din Nês vorbi. (Holst.) – Schütze, III, 141.
Das bekommt er nicht.
*152. Dat heft e Näs'. – Frischbier2, 2572.
*153. Dat stikt em en de Nês. (Holst.) – Schütze, III, 141.
Das hätte er gern.
*154. De hett 'n Nös as 'n Backer un ruckt as 'n Höhnerhund. – Hauskalender, IV.
*155. De Nas an den Dörenpos (Thürpfoste) afweschen. (Meurs.) – Firmenich, I, 400, 21.
*156. De Näse beget'n. – Eichwald, 1386.
*157. De Näse hang'n laten. – Eichwald, 1388.
*158. De Nese bekîlen. – Richey, 115.
Sich betrinken.
*159. De Nôs stît der schläm1. (Siebenbürg.-sächs.) – Frommann, V, 177, 211.
1) Schief, d.h. du lügst.
*160. De Nôs stît em net derno. (Siebenbürg.-sächs.) – Frommann, V, 176, 193.
Davon versteht er nichts.
*161. Deine Nase wird dir nicht ins Maul wachsen. – Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 467.
*162. Dem möcht's von der Nase ins Maul fallen. – Klix, 51.
*163. Der hat a dünni Nôs'n. (Franken.) – Frommann, VI, 321, 295.
Er merkt leicht eine Sache.
*164. Der muss eine hölzerne Nase haben, der das nicht riecht.
Holl.: Die geen' houten neus heeft, kann dat wel ruiken. (Harrebomée, II, 123a.)
*165. Der Nase nach.
Antwort auf die Frage: Wohin? Wozu?
*166. Der Nase nach, da geht der Hinterste nicht irre.
Als Antwort auf die Frage: wohin des Wegs?
*167. Der Nase nachgehen. – Eiselein, 490; Körte, 4491m; Braun, I, 2979.
Gradezu. »Der einz'ge Weg sich noch herauszufinden, war, auf gut Glück der Nase nach zu gehn.« (Wieland.) »Der eigenen Nase nachzugehn, möcht' jedermann erlaben; nur darin wird die Kunst bestehn, eine eigne Nase zu haben.« (Paul Heyse.)
Engl.: To follow one's nose. (Bohn II, 172.)
Holl.: Hij volgt zijn neus. (Harrebomée, II, 125b.)
*168. Der Nase zur Ader lassen. – Parömiakon, 1072.
Darauf fallen oder sich so daran stossen, dass sie blutet.
*169. Dess is'n in die Noasa gekrocha. – Sartorius, 175.
Ist ihm aufgefallen, hat ihn beleidigt.
*170. Die Nas beisst mich, i wur ebbis Nuis inna oder foll' in Dreck. (Zollern.) – Birlinger, 716.
*171. Die Nase anstossen. (Ulm.)
Unangenehme Erfahrungen machen.
[953] *172. Die Nase aufwerfen.
Zum Zeichen der Verachtung, des Hohns. (Campe, III, 456a.)
*173. Die Nase blutet ihm.
Er fühlt sich getroffen.
*174. Die Nase drein mischen.
»Was hab' ich die Nass drein zu mischen, man möcht mir sonst das maul wischen.« (Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 204.)
*175. Die Nase geht zu Gaste. – Frischbier2, 2733.
Wenn man Gebratenes riecht.
*176. Die Nase grimmt, ich werde was Neues erfahren. Klix, 51.
*177. Die Nase hat ihm lange nicht geblutet.
Er hat es auf einen Unfall oder eine Züchtigung angelegt.
*178. Die Nase hoch tragen. – Körte, 4491i; Lohrengel, II, 737; Braun, I, 2980.
Von hochmüthigen, eingebildeten Personen. In Würzburg: Sie treigt die Noosa verflucht hoch. (Sartorius, 175.) »Wie kommt es, dass die Menschen früher den Lauf der Sterne berechnen, als den besten Staatshaushalt kennen lernten? Weil Kinder immer die Nase in der Luft tragen und nicht sehen, was vor ihren Füssen liegt.« – »Dass niemand möge wagen, der Naseweisheit ihn zu zeihn, hat Veit die Nas von jeher hoch getragen und sie gehüllt in Purpur ein.« (Lorberreiser auf eine grosse rothe Nase.) »Die Nase soll man nicht zu hoch beim Kleinsten tragen, denn jeder hat ein Bein, geschickt zum Unterschlagen.«
Engl.: To be high in the instep. (Bohn II, 165.)
Frz.: Il porte bien haut son bois. – Lever la crète. (Kritzinger, 189b.)
Holl.: Zij draagt haar neusje vrij hoog. (Harrebomée, II, 125b.)
Lat.: Oleum ferre in auricula. (Martial.) (Philippi, II, 64.)
*179. Die Nase in etwas (alles) stecken. – Lohrengel, II, 138.
Alles beriechen, unbefugt untersuchen, sich um alles bekümmern. »Den Ruf des gelehrten Wissens muss dir die Nase erwecken, denn nur in Folianten kannst du die Nase stecken.« (Lorberreiser auf eine grosse rothe Nase.)
*180. Die Nase ins Buch (in die Bücher) stecken. – Lohrengel, II, 139.
Zu studiren anfangen.
Frz.: Mettre le nez dans une affaire, dans les livres.
Holl.: Hij zit altijd met zijn' neus in de boeken. (Harrebomée, II, 125a.)
*181. Die Nase ist ihm mit Schnecken-Fürneiss verglassiert. – Chaos, 612.
*182. Die Nase läuft ihm wie eine Bräutigamsn .... (Niederlausitz.)
*183. Die Nase leckt wie eine Hochzeitsdose. (Ostpreuss.)
*184. Die Nase läuft ihm wie ein Quarksack. (Niederlausitz.)
Zur Bezeichnung eines sehr starken Schnupfers.
*185. Die Nase 'naufziehen (rümpfen).
In Ulm: Wie ä em dös geseit hau, nau hat er d' Näs net bais (böse, schlecht, wenig) naufzoga.
*186. Die Nase rümpfen. Eiselein, 490; Braun, I, 2971.
Zeichen des Misvergnügens und der Verachtung, auch Spott, Hohn in seinen Geberden ausdrücken.
Holl.: Hij trekt er den neus voor op. (Harrebomée, II, 124b.)
Lat.: Corrugare nares. (Eiselein, 440.)
*187. Die Nase überall haben. – Frischbier, 528; Frischbier2, 2734; Hennig, 168.
Ueberall sein, sich um alles bekümmern.
It.: Ogni cencio vuol entrare in bucato. (Biber.)
*188. Die Nase vor einem zuhalten.
»Eines spotten vnd die nasen für jhm zuhalten.« (Mathesy, I, 35b.)
*189. Die Nasen werden frischmilch und die Kühe trocknen auf. (Elbing.) – Frischbier2, 2735.
Wenn die Menschen im Frühjahr am Schnupfen leiden und die Kühe wenig Milch geben.
*190. Do häss ding Nâs mit en ming Kass (Kiste) gestoche. (Köln.) – Firmenich, I, 473, 70.
*191. Dös hat em in d' Nös g'stoche. (Ulm.)
*192. D'r Noase nach. – Sartorius, 175.
Geradeaus, in gerader Richtung.
*193. Drell mi keine Näs, öck hebb all ene. – Frischbier2, 2753.
*194. Du mosst mî nich jümmer in der Nêsen hangen. (Lippe.)
Nicht immer meine Worte hinten fassen.
*195. Durch die Nase sprechen.
Holl.: Hij spreekt door den neus. ( Harrebomée, II, 124b.)
[954] *196. E drît de Nôs hî. (Siebenbürg.-sächs.) – Frommann, V, 34, 54; für Franken: Frommann, VI, 321, 293.
Er trägt die Nase hoch.
Holl.: Hij steekt zijn' neus in den wind. (Harrebomée, II, 134b.)
*197. E hat en geat Nôs. (Siebenbürg.-sächs.) – Frommann, V, 325, 255.
*198. Ea hod'n 's hinta d' Nos'n gribbelt. (Steiermark.) – Firmenich, II, 767, 83.
Er hat es ihm unter die Nase gerieben.
*199. Ea muis sain Nos'n ibarol dapai hoben. (Steiermark.) – Firmenich, II, 767, 82.
*200. Ein nasen machen. – Franck, I, 51b.
Einem eine Nase machen, ihn tadeln, beschämen, ihm Vorwürfe machen.
Frz.: Rendre quelqu'un fort camus. (Kritzinger, 104b.)
*201. Ein wechsin nasen träen. (S. ⇒ Eiter 2 und ⇒ Gramanzen.) – Franck, II, 11b u. 91b; Murner, Nb., 2; Luther's Tischr., 475; Parömiakon, 1032.
»Der geschrifft mach ich ein wächsen nas.« (Kloster, VI, 624.) »Vnd ir (der Heiligen Schrift) ein wächssen nasen machen.« (Waldis, IV, 18, 70.) »Und drähet ihnen wächseren Nasen.« (Gottfried, 829a.) In Würzburg: Een a Noasa dreha. (Sartorius, 175.)
Holl.: Hij brengt er een' wassen neus aan. (Harrebomée, II, 134a.)
*202. Eine feine (gute, dünne) Nase haben.
Etwas bald riechen, dann etwas bald merken, aufschüren, so unmerklich und versteckt es auch sei. (Campe, III, 456a.) Die Rabbiner behaupten, ihr Messias müsse nach Jesaias 11, 3 jedem Angeklagten anriechen können, ob er schuldig oder unschuldig sei; und der eine Barcochebas ward als falscher Messias getödtet, weil er – keine gute Nase hatte. (Welt und Zeit, IV, 174, 121.)
*203. Eine Nase bekommen (kriegen). – Lohrengel, II, 221; Braun, I, 2967; Frischbier2, 2736; Hennig, 168.
Einen Verweis. Von dem Volksbrauch, symbo lisch-mythologischen Fratzenbildern oder alten Göttergestalten Wachsnasen, Flachs- oder Strohbärte (s. ⇒ Bart 92 und ⇒ Gott 837) anzudrehen, um sie lächerlich zu machen. Daher auch die Redensart: mit langer Nase abziehen. So erhielt ein mit Stroh umwickelter Mann, der den Winter darstellte, eine lange Nase, um ihn der winterlichen Göttin Holla ähnlich zu machen. Darauf bezieht sich das Wort Luther's: Frau Hulda mit der Potznasen hängt um sich den Strohharnss (Strohharnisch). (Vgl. Sandvoss, Sprichwörterlese, 76.)
*204. Einem an die Nase lachen. – Campe, III, 455b.
Ihm ins Gesicht lachen, ihn ohne Scheu auslachen (rire au nez). »Fast überlaut ihm an die Nase lacht.« (Wieland.)
*205. Einem auf der Nase herumtanzen.
Geringschätzig mit ihm alles, was einem einfällt, vornehmen. (Campe, III, 455b.) »Du brauchst als Bräutigam dich nicht zu scheun, es möge die künftige Frau dich kuranzen; die rüstigste muss ja bald müde sein, auf deiner Nase herumzutanzen.« (Lorberreiser auf eine grosse rothe Nase.)
*206. Einem auf der Nase spielen. – Frischbier2, 2737; Lohrengel, II, 181.
*207. Einem die Nase auf etwas stossen.
Einen unmittelbar auf etwas aufmerksam machen.
*208. Einem die Nase reiben (wischen). – Frischbier2, 2783.
Ihm einen Verweis geben.
Engl.: I wiped his nose on it. (Bohn II, 173.)
It.: A muso secco.
*209. Einem eine Nase anheften. – Meinau, 11.
*210. Einem eine Nase drehen. – Fischer, Psalter, 246, 4; Eiselein, 490; Schottel, 1123b; Körte, 4491; Masson, 147; Parömiakon, 1032; Braun, I, 2966; für Franken: Frommann, VI, 321, 292; für Tirol: Schöpf. 462.
Vgl. die Bemerkung zu 200 und, wie über andere Redensarten mit Nase, Schmeller, II, 705. »Ohne Zweifel«, sagt ein älterer Schriftsteller, »Herkommen von der neuen Nasemachekunst. Es werden aber solche Nasen aus einem Arm gemacht, auf welchen das neu benaste Gesicht gebunden wird. Eine solche Nase fault aber leicht wieder ab. Also können auch die Possen, die man mit Nasendrehen vergleicht, nicht lange dauern.« Also: Jemand täuschen, ihm etwas weis machen, ihm eine Unwahrheit aufreden. »Ein Engel hat dem Jakob einen Vortheil gezeigt, reich zu werden, da er dem Laban eine lange Nase gedreht mit den geschenkten Schafen, worüber sich Jakob scheckig gelacht.« (Parömiakon, 1032.) »Ihr wollt mir, hör' ich wol, ein kleines Näschen drehen.« (Wieland.)
Frz.: Donner des canards à quelqu'un. (Kritzinger, 104b.) – Je la lui ay donné bonne. (Kritzinger, 77b.)
Holl.: Iemand een' neus aandraaijen. (Harrebomée, II, 125a.)
[955] *211. Einem etwas an der Nase ansehen. – Braun, I, 2981.
»Wenn ich den Leuten auf die Nasen sehe, vergeht mir die Hoffnung, da ich darunter verdammt viel vornehme finde. Mir ist immer, als ob eine solche Nase sagen wollte: Seht her, ihr Halunken, ich habe ein Privilegium.« (Seume.)
Lat.: Oculus animi index. (Sutor, 87.)
*212. Einem etwas auf die Nase binden (heften). – Körte, 4491g; Braun, I, 2978; Masson, 147.
In Würtemberg: Uf d' Nasa binda. (Nefflen, 467; Michel, 279.) Geheimes mittheilen, offenbaren. Die Redensart kommt aber meist nur verneinend und ironisch zur Anwendung. »Das bindet man nicht jedem auf die Nase.« (Campe, III, 455b.)
*213. Einem etwas für die Nase stossen.
Wol in dem Sinne: unter die Nase reiben. » ... und stiess ihm sein unadelig Herkommen für die Nase.« (Gottfried, 640a.)
*214. Einem etwas (weidlich) in die Nase treiben. – Herberger, Hertzpostille, I, 22.
*215. Einem etwas unter die Nase reiben. – Frischbier2, 2738; Körte, 4491e; Braun, I, 2975.
Auf eine derbe Art vorwerfen. (S. ⇒ Cavellantes.) »Der wackere Hofprediger Daniel hat kein Blatt vor den Mund genommen, sondern ganz keck und beherzt dem Nabukadnezar unter die Nase gerieben, wo bald seine Wohnung sein werde.« (Parömiakon, 938.)
Frz.: Jetter quelque chose au néz de quelqu'un. (Starschedel, 275.) – Placquer quelque chose au nés de quelqu'un. (Kritzinger, 387a u. 539a.) – Parler à la barrette de quelqu'un.
*216. Einem etwas vor der Nase wegnehmen (wegschnappen). – Braun, I, 2934.
In seiner Anwesenheit, indem er vielleicht, selbst eben im Begriff ist, die Sache zu geniessen oder zu gebrauchen.
Holl.: Het wordt hem van onder den neus weggevaagd. – Hij neemt het hem voor den neus. – Iemand iets voor den neus wegvisschen. (Harrebomée, II, 124b u. 125a.)
*217. Einem nicht alles auf die Nase hängen. – Frischbier2, 2739.
*218. Einem über die Nase fahren.
*219. Einem (immer) vor der Nase sitzen.
Frz.: Avoir toujours quelqu'un sur le nez. (Starschedel, 275.)
*220. Einen an (bei, mit) der Nase (her)umbführen. – Eiselein, 490; Körte, 4491f; Braun, I, 2976; Lohrengel, II, 350.
Auch am Narrenseil führen, mit schönen Worten hinhalten, ihn äffen, ihm absichtlich vergebliche Hoffnungen machen, mit dem Nebenbegriff der Geringschätzung. (Campe, III, 455b.) »Du sollst nit weiter appellieren, mich lenger bei der nasen führen.« (Waldis, IV, 89, 276.) »Heisse Magister, heisse Doctor gar, und ziehe schon an die zehen Jahr herauf, herab und quer und krumm meine Schüler an der Nase herum.« (Goethe im Faust.) »Ich will nicht ligen und die Leute mit der Nasen umbführen.« (Coler, 989.) »Dich wird man an der Nase nie herumführen, man würde sich bedeutend die Finger verbrennen.« (Epigramm auf eine grosse rothe Nase.) In dem Sinne von: betrügen sagen die Kleinrussen: Einen Moskol führen. (Reinsberg VI, 61.) In Warschau jüdisch- deutsch: Herumführen bei der Nus. – Christian VII. von Dänemark, der im Jahre 1766 den Thron bestieg, blieb, als er auch wahnsinnig geworden war, König, bis er 1808 starb. Einem Gesandten rief er einmal zu: »Hätte man Ihren Herrn so lange bei der Nase herumgezogen wie mich, sie würde ebenso lang sein.« (Jachmann, Reliquien, I, 156.)
Engl.: To lead one by the nose. (Bohn II, 172.)
Frz.: Baiser le babouin. – Donner la gabatine à quelqu'un. (Kritzinger, 338a.) – En donner d'une bonne à quelqu'un. (Kritzinger, 77a.) – Faire baiser le babouin quelqu'un. (Kritzinger, 51a.) – Mener en laisse. – Mener quelqu'un par le nés. (Kritzinger, 450a.) – Mettre le carême bien haut. – Payer en monnaie de singe. – Paye en pirouettes. – Promettre plus de beurre que de pain. – Renvoyer aux calendes grecques. – Repaître de vent et de fumée. – Tenir le bec dans l'eau. (Masson, 356.)
It.: Menar uno per il naso.
Lat.: Naribus trahere. (Lucian.) (Eiselein, 49.) – Naso suspendere adunco. (Horaz.) (Philippi, II, 5.) – Suspendere aliquem naso. (Horaz.) (Binder II, 3260.)
Poln.: Karmić kogo obietnicami. – Wodzić kogo za nos. (Masson, 356.)
*221. Einen bei der Nase fassen.
Holl.: Iemand bij den neus krijgen (hebben, trekken, vatten). (Harrebomée, II, 125a.)
*222. Einen bei der Nase ziehen.
Spotten, necken. »Nunmehr kann man dem Teufel Trotz bieten und ihn bei der Nase ziehen.« (Parömiakon, 885.)
[956] *223. Einen mit der Nase auf etwas stossen. – Frischbier2, 2740.
Ihm etwas recht merklich, sichtbar, handgreiflich machen. (Campe, III, 455b.)
Frz.: Faire toucher au doigt et à l'oeil. (Kritzinger, 243a.)
*224. En dünne Nase hebben. – Schütze, I, 271; III, 141; Richey, 172.
Etwas bald entdecken, merken.
*225. En lange Nase krig'n. – Eichwald, 1391.
*226. Ên Näsen ansett'n. – Eichwald, 1389.
*227. Enem at der Nôs doanzen (oder: drumeln). (Siebenbürg.-sächs.) – Frommann, V, 173, 115.
*228. Enem äst eangder de Nôs räcken. (Siebenbürg.-sächs.) – Frommann, V, 173, 116.
Einem etwas unter die Nage rücken.
*229. Er bekommt eine (lange) Nase. – Körte, 4491b.
»Wie leicht man jetzt zu einer Nase kommen kann, ebenso leicht konnte man sie früher verlieren. So wurde Justinian II. von Leontius des Thrones entsetzt und der Nase beraubt. Nach drei Jahren verlor auch Leontius Thron und Nase, die bei den Herrschern jener Zeit in genauer Verbindung standen und gewöhnlich verloren sie beide zugleich.« (Welt und Zeit, VI, 204, 162.)
*230. Er fährt ihm über die Nase. – Frischbier2, 2740.
*231. Er geht eben auch der Nase nach. (Rottenburg.)
Ins Blaue hinein, er weiss den Weg nicht.
*232. Er greifft sich selbst bey der Nasen.
Lat.: Clodius accusat moechos. (Chaos, 988.)
*233. Er g'sehd nid über d' Nase e use. (Luzern.)
*234. Er had e fini Nase. (Luzern.)
Er hat ein feine (auch empfindliche) Nase.
Engl.: His nose will abide no jests. (Bohn II, 56.)
*235. Er hat auf der Nase getanzt. – Braun, I, 558.
*236. Er hat die Nase begossen. – Mathesy, I, 21b.
Ist trunken.
*237. Er hat die Nase der Länge, den Mund der Quere, er sieht aus wie eine Ofenkrücke. (Leipzig.)
*238. Er hat die Nase drüber gerumpffet. – Chaos, 420.
Sein Misfallen oder seinen Hohn dadurch ausgedrückt.
*239. Er hat die Nase mitten im Gesicht. (Daun.)
*240. Er hat die Nase schief getreten.
*241. Er hät e Nase, es gönd in Appezellerland klineri Kind bättle. – Sutermeister, 55.
*242. Er hät e Nase wie en Holzschlegel. – Sutermeister, 55.
*243. Er hät e Nase wie en Sattel. – Sutermeister, 55.
*244. Er hät e Nase wie en Schlitte. – Sutermeister, 55.
*245. Er hät e Nase wie en Schueleist und es Mûl wie es Trittbett. – Sutermeister, 55.
*246. Er hat ein gut (feine) nass. – Franck, II, 73b; Eiselein, 490; Frischbier2, 2741; Hennig, 168; Braun, I, 2970.
Frz.: Flairer de loing comme l'elephant.
Holl.: Hij heeft eenen fijnen (goeden) neus. (Harrebomée, II, 124a.)
Lat.: Elephantina olfacere proboscide. (Bovill, II, 68.)
*247. Er hat ein gute Nasen gehabt. – Eyering, II, 287.
*248. Er hat ein Nasen gefangen. – Chaos, 454.
»Legen Sie die grosse, lange Nase hinein, die Sie bekommen haben«, sagte Kästner zu einem Professor in G. (der als Aufseher des Naturaliencabinets von der Regierung einen scharfen Verweis deshalb erhalten hatte, weil eine werthvolle Sache aus einem Kästlein verschwunden war), als er sagte: »Was soll ich nun mit dem Kästlein machen?«
Lat.: Nihil attraxit funis.
*249. Er hat eine kamenzer Nase.
Diese wird jemand beigelegt, wenn er pfiffig eine Sache eher gemerkt hat, als andere, und die rechten Mittel zum Zweck wählt. Als zu Anfang des Dreissigjährigen Kriegs die Stadt Kamenz, welche zu dem Böhmenkönige Friedrich V. von der Pfalz hielt, von der Armee des Kurfürsten Johann Georg (1621) bedroht wurde, schickte dieselbe, da auch die in ihr liegenden mannsfeldischen Söldner nicht fechten wollten, Gesandte an den Kurfürsten, welche Gnade für Recht erflehen sollten. Als nun derselbe die Abgeordneten ankommen sah, sagte er lächelnd: »Haha! haben's gerochen!« Dies wurde dann sprichwörtlich, sodass man von einem, welcher eine Unannehmlichkeit im voraus sieht und sie abzuwenden bemüht ist, sagt: Der hat eine kamenzer Nase. Davon heissen auch die Kamenzer spottweise die Riecher. – Eine andere Mittheilung über die Entstehung dieser Redensart sagt, es stehe in einer alten [957] Chronik, dass Kamenz nebst den andern Sechsstädten wegen eines Vergehens verurtheilt worden sei, Abgeordnete nach Prag zu senden, um dort feierlich Abbitte zu leisten und neue Treue zu versprechen. Von sämmtlichen übrigen fünf Städten sind Abgeordnete, in Boi gekleidet, nach Prag gegangen, Kamenz allein hat es gewagt, keine zu schicken. Der Kaiser hat nun die Deputirten der fünf Städte so hart angelassen, dass sämmtliche sich in ihre beflorten Trauermäntel hüllen, die Strasse nach Bautzen suchen und Abbitten, Niederfallen und Angeloben auf einen günstigern Zeitpunkt aussetzen müssen. Nun ist in der ganzen Oberlausitz nur eine Stimme laut geworden, dass die Kamenzer den Braten gerochen und durch den Gebrauch ihrer guten Nase wirklich Heil und Ersparung vieler Unkosten, Demüthigungen und Weitläufigkeiten bewirkt hätten. (Vgl. Abendzeitung, 1821, Nr. 63; Grässe, Sagenschatz, S. 563; Ueber den Ursprung der Stichelnamen von Meissen und Kamenz in der Zeitung für die elegante Welt, 1824, Nr. 131.)
*250. Er hat eine Nase bekommen. – Eiselein, 490.
Ehemals wurde demjenigen, der einen Verweis bekam, eine bunte Nase von Pappe aufgesetzt, daher jetzt noch der Ausdruck, wenn jemand einen Verweis bekommt.
Dän.: Han fik en lang næse. (Prov. dan., 424.)
Frz.: Il a eu un joli pied de nez. (Lendroy, 1075.) – Je lui ai monté une bonne garde. (Lendroy, 820.)
*251. Er hat eine Nase, es gehen im Appenzeller Land kleinere Kinder betteln. – Tobler, 6.
Der in einigen Theilen des Cantons Appenzell im Schwange gehende Bettel mag zu dieser Vergleichung Anlass gegeben haben. Sonderbar ist's, dass dies Sprichwort mehr in den entferntern, als den Appenzell näherliegenden Cantonen in Brauch zu sein scheint.
*252. Er hat eine Nase wie ein Hühner(auch: Spür-)hund. (Anhalt.)
*253. Er hat eine Nase wie ein Pfennigtopf. (Niederlausitz.)
D.h. ein Topf, der einen Pfennig kostet.
*254. Er hat eine Nase wie ein Scheisshaus. (Rottenburg.)
Ein starker, widriger Schnupfer.
*255. Er hat eine Nase wie eine Gurke. (Troppau.)
*256. Er hat etwas über die Nase bekommen.
Holl.: Hij krijgt een' houw over den neus. (Harrebomée, II, 124b.)
*257. Er hat gleich d' Nasen verstossen.
Lat.: In porta impingit. (Sutor, 270.)
*258. Er hat keine feine Nase. – Eiselein, 490.
*259. Er hat 'ne kupfrichte Nase und treibt schwedischen Handel. (Hamburg.)
Frz.: On cognoist bien l'yvrognerie à la trogne. (Leroux, II, 272.)
*260. Er hat noch nie die Nase in ein Buch gesteckt.
Nie ein Buch angesehen.
*261. Er hat seine Nase dazu, Nasenstüber zu bekommen. – Körte, 4491h; Braun, I, 2977.
*262. Er hat seine Nase immer vorn vor.
Stellt sich ohne die erforderliche Kenntniss und Vorsicht, ohne Auftrag und Beruf an die Spitze.
Holl.: Hij is altijd haantje de voorste. (Harrebomée, I, 260.)
*263. Er hat seine Nase zu tief ins Glas gesteckt.
Holl.: Hij laat zijn' neus te dikwijls in het glas kijken. (Harrebomée, II, 124b.)
*264. Er hat sich die Nase beschüttet (begossen). – Fischer, Psalter, 601, 3.
*265. Er hat sich die Nase schneuzen lassen.
Der Erfahrungsreiche.
*266. Er hat sich die Nase verbrannt. – Frischbier, 532; Frischbier2, 2742.
Holl.: Hij heeft den neus gebrand. (Harrebomée, II, 124b.)
*267. Er hat sich eine Nase geholt.
Frz.: Il a bien eu son paquet. – Il a eu l'aller pour le venir. – Il a eu un pied de nez. – Il a fait chou blanc. – Il en a eu pour son compte. – Il s'en va la queue entre les jambes. – Jean s'en alla comme il était venu. – On la lui a baillé belle. (Masson, 260.)
*268. Er hed e Nasa wie e Schottatasa. – Tobler, 130.
Er hat eine Nase so gross wie eine Molkentragebutte. Tasa ist ein grosses, oblonges, hölzernes Gefäss (Butte), das wie ein Tragkorb auf dem Rücken getragen wird. Je nach dem Inhalt derselben beisst sie Milch-, Schotta-, Wasser-, Most-, Dünger-, oder Milch-, Molken-, Wit- und Bschöttasa.
*269. Er het e köstligi Nase. – Sutermeister, 64.
*270. Er ist auf der Nase gegangen. (Schles.)
Von denen, die im Gesicht durch Fall oder Stoss beschädigt sind.
Holl.: Hij is op zijn' neus gevallen. (Harrebomée, II, 124b.)
[958] *271. Er ist mit einer langen Nase abgezogen. (S. ⇒ Davongehen 2.)
Holl.: Hij krijgt een langen neus. – Hij krijgt een' neus van eene el lang. (Harrebomée, II, 124b.)
*272. Er kann die Nase kaum noch über Wasser halten.
Er ist dem (geschäftlichen) Untergange nahe.
*273. Er lässt die Nase hängen.
Holl.: Hij laat den neus hangen. (Harrebomée, II, 124b.)
*274. Er lässt sich an der Nase führen.
Holl.: Hij laat zich bij den neus leiden, gelijk en buffel. (Harrebomée, II, 124b.)
*275. Er lässt sich auf der Nase herumtanzen.
Frz.: Il ne se laisse pas manger la laine sur le dos. (Masson, 260.)
Poln.: Nieda sobie napluć w kaszę. (Masson, 260.)
*276. Er lasst sich bey der nasen füren wie ein Büffel.
»Item, wo einer sich vnbillicher schädlicher sachen bereden, vnd leychtlich in seinem fürnemmen abwenden lasst.« (Gessner, Thierbuch, XXXIIb.)
*277. Er lässt sich nicht unter der Nase grübeln. – Limb. Chronik.
*278. Er macht aus seiner Nase einen Anker.
Entweder scherzhaft von jemand, der mit der Nase in den Sand fällt, oder von jemand, der erst sehr vorsichtig den Boden untersucht, bevor er redet und unterhandelt.
*279. Er muss mit langer Nase abziehen. – Frischbier, 526.
*280. Er muss seine Nase überall drin haben. (Nürtingen.)
Lat.: Nasus rhinocerotis.
*281. Er musste mit einer langen Nase abziehen wie der Teufel bei Hiob. – Parömiakon, 2464.
*282. Er nimmt sich selber bei der Nase.
Holl.: Hij grijpt (vat) zich zelven bij den neus. (Harrebomée, II, 124a.)
*283. Er nimmt's ihm vor der Nas weg. (Rottenburg.)
*284. Er schiebt alles unter der Nas hinein. (Nürtingen.)
*285. Er schlegt die Nasen nieder. – Eyering, III, 204.
*286. Er schnützt d' Nase as er besser g'seht. – Sutermeister, 88.
Ironisch von einem einfältigen Menschen.
*287. Er sieht es einem an der Nase an. – Eiselein, 490.
*288. Er sieht nicht weiter als seine Nase reicht.
Ist sehr beschränkt, hat wenig Verstand und Erfahrung.
Frz.: Il ne voit pas plus loin que le bout de son nez. (Lendroy, 1070; Kritzinger, 86a; Starschedel, 275.)
*289. Er sieht über die Nase weg wie ein Windhund.
*290. Er soll sich nur bei der eigenen Nase nehmen.
*291. Er stand mit der Nase dabei.
Holl.: Hij stond er met den neus bij. (Harrebomée, II, 124b.)
*292. Er steckt sei(n) Nös in älle Dreck nei. (Ulm.)
*293. Er steckt sei Nös in älles nei. (Ulm.)
*294. Er thut jn bey der Nasen füren. – Eyering, II, 409.
*295. Er trägt die Nase höher als die Stirn. (Leipzig.)
*296. Er trägt die Nase so hoch, dass er kein Lerchennest auffinden kann.
Dän.: Seer alt for høgt, ei saa nederlig at han tager lerkeæg op. (Prov. dan., 294.)
*297. Er weiss seine Nase zu schneuzen.
Er ist nicht so dumm.
Frz.: Cet homme ne se mouche pas du pied. (Lendroy, 1037.)
*298. Er will d' Nasa all z'voderest hah. – Tobler, 22.
*299. Er wird einmal mit seiner Nase anlaufen.
Holl.: Hij zal nog eens geducht zijnen neus stooten. (Harrebomée, II, 125a.)
*300. Er wischt seine Nase an einem fremden Aermel (Rock) ab.
Holl.: Hij veegt zijn neus aan anderer lieden slippen. – Hij zoekt zijn' smerigen neus aan mijne mouw af te vegen. (Harrebomée, II, 125a.)
*301. Er würde die Nase brechen, wenn er auf den Rücken fiele.
Er hat mit allem, was er beginnt, Unglück.
Engl.: If I were to fall backwards, I should break my nose. (Bohn II, 7.)
*302. Es geht ihm in der Nase hinauf wie Pfeffer.
*303. Es g'scheht em uf d' Nase recht. – Sutermeister, 26.
Zustimmung, wenn jemand etwas Uebles begegnet.
[959] *304. Es hat ihm die Nase lange nicht geblutet.
Er benimmt sich so, als sehnte er sich nach Prügeln.
*305. Es is ihm hereingegangen in der Nus. (Jüd.-deutsch. Warschau.)
Er hat das Wort, die Rede, so er vernommen, gemerkt und beachtet. Er hat den Braten gerochen.
*306. Es ist ihm etwas in die Nase gefahren. – Klix, 51.
Holl.: Dat kwam, vloog hem in den neus. (Harrebomée, II, 123a.)
*307. Es ist ihm in die Nase gerochen. – Chaos, 416; Braun, I, 2972.
*308. Es ist ihm nicht nach seiner Nase. – Frischbier2, 2744.
Nicht so, wie er es haben will.
*309. Es ist nicht für seine Nase.
Er wird davon nichts zu riechen (schmecken) bekommen. Auch: Er hat keinen Appetit dazu.
*310. Es liegt ihm vor der Nase.
Holl.: Het ligt vlak voór zijn' neus. (Harrebomée, II, 123b.)
*311. Es soll über die Nase sehn und barfuss zu Bett gehn.
So tröstet man ein Kind, das sich über ein anderes beklagt.
*312. Es sticht ihm in die Nase. – Braun, I, 2974.
»Es war nicht schwer zu merken, dass diese meine Gegenrede den neugebackenen Obersten nur lützel erbaute, viel eher ihm scharf in die Nase stach.« (Alfred Hartmann, Junker Hans Jakob, 51.)
*313. Es wil doch kein nas gewinnen, die jhnen wol anstehet. – Lehmann, 851, 18.
Die Sache geht nicht nach Wunsch.
*314. Es zieht sich keiner bei der eigenen Nase. – Eiselein, 490.
*315. Etwas auf der Nase geigen. – Murner, Nb., 57.
»Ich will eins hallers hie verschweigen, das soltu auff der nasen geigen.« (Kloster, IV, 786.)
*316. Fass' an deine Nase. (Rottenburg.)
Zum Kinde, wenn's Fleisch verlangt.
*317. Fatt di an de Näs', denn häst Flêsch. – Frischbier2, 2756.
Um ein Kind abzufertigen, das um Fleisch bittet, und das zu antworten pflegt: »De Näse hebb' öck all oft ön de Hand gehaft, awer det öss mi e to klêner Heppe.«
*318. Fatt di doch an din' Näs', af dei nich natt öss. – Frischbier2, 2757.
*319. Hä welld en alles de Nas steche. (Bedburg.)
*320. Hä welld üverall met de Nas vüron sen. (Bedburg.)
*321. Hat fêlt fân a Nöös uun a Müüs. (Amrum.) – Haupt, VIII, 352, 28.
Es fällt von der Nase in den Mund.
Lat.: Nasu suspendit adunco. (Horaz.) (Binder II, 1974.)
*322. He draggt 'n mojen Nöse, drê to 'n Kârrad. – Kern, 522; Eichwald, 1398; Frommann, V, 430, 525.
Der Witz der Redensart beruht auf dem Doppelsinne des Worts Kârrad, das für Karat und Karrenrad genommen werden kann.
*323. Hê hat sick de Nös bedräppt. (Altmark.) – Danneil, 278.
Ist betrunken. (S. ⇒ Ansehen 29.)
*324. He hett de Näs' begaten (begossen).
Er ist betrunken.
*325. He kumt mit de Nês bi't Fett. (Holst.) – Schütze, III, 142.
Er kommt schlimm an.
*326. He lett de Nês hangen. (Holst.) – Schütze, III, 141.
Er schämt sich.
*327. He stikt sin Näs allerwärts twischen. (Holst.) – Schütze, IV, 294; hochdeutsch bei Körte, 4491; Braun, I, 2973.
Mengt sich in alles.
Frz.: Il fourre son nez partout. (Lendroy, 874.)
Holl.: Hij is overal bij met zijn' neus. – Hij laat over alles zijn' neus gaan. – Hij steekt overal zijn' neus in (tusschen). (Harrebomée, II, 124b.)
*328. Heft di lang nich de Näs' geblutt. (Danzig.) – Frischbier2, 2758.
*329. Hei heft ênt op de Näs' gekrêge. – Frischbier2, 1874.
*330. Hei sollte sick sülwest bi der Nesen kriegen (faten), denn hedde he bêde Henne vull. ( Waldeck.)
[960] *331. Herublassen die Nus. (Jüd.-deutsch. Warschau.)
Die (hochgetragene) Nase herablassen, gelindere Saiten aufziehen, seine Ansprüche mässigen. Nach erlittener Schlappe mit langer Nase abziehen. Auch der Pole sagt: Spuścił nos na kwintę.
*332. I baiss m'r die Noasa 'runter, wenn ... – Sartorius, 175.
*333. I ma nid rede wie de Ma e Nase het. – Sutermeister, 55.
*334. Ich hab' es ihm an der Nase abgesehen.
Lat.: Prima facie, prima fronte. (Philippi, II, 166.)
*335. Ich habe mir die Nase wischen lassen. – Klix, 51.
*336. Ich mag meine Nase nicht dazwischenstecken. (Nürtingen.)
Ich will mich nicht einmischen.
*337. Ich seh's ihm an der Nase an.
Holl.: Ik zie het aan uw' neus. (Harrebomée, II, 125a.)
*338. Ich wêss net, wat dä en der Näse hät. (Bedburg.)
»Hä ess grüpsch.« Ist verstimmt, weniger freundlich.
*339. Ich will die Nase schneuzen, damit ich es auch recht sehe. – Simrock, 7422a.
*340. Ich will keinem andern die Nase schneuzen.
Holl.: Ik moet hem zijnen neus snuiten. (Harrebomée, II, 125a.)
*341. Ich will mir lassen die Nase abschneiden, wenn –
Zu ergänzen: wenn es sich nicht so verhält, wenn's nicht wahr ist u.s.w. Das Nasenabschneiden war früher wie das Ohrenabschneiden eine nicht ungewöhnliche Strafe. Karl II. von England liess noch einem Mitgliede des Parlaments, dem Ritter Coventry, wegen einer den König beleidigenden Aeusserung, die Nase abschneiden. (Gesellschafter, Magdeburg 1783, I, 65.)
*342. Ik will di de Nês noch höger schrouven as se all is. (Holst.) – Schütze, III, 142.
Um Schläge ins Gesicht anzudrohen.
*343. In die Nase rauchen. (Steiermark.)
*344. In die Nase riechen.
» ... Weil ihnen der polnische Krieg hässlich in die Nasen roche.« (Gottfried, 715a.)
*345. Jemand etwas unter die Nase reiben.
Holl.: Iemand iets onder den neus wrijven. (Harrebomée, II, 125a.)
*346. Lass die Nase davon.
*347. Lass mich dein Nasen angreif'n. (Oberösterreich.)
Sagen z.B. die Aeltern, und berühren leicht die Nasenspitze des Kindes, als wollten sie daran erproben, ob die eben gemachte Aussage des Kindes wahr oder unwahr sei. Weigern sie der letztern Annahme sich, so setzen sie hinzu: »Dein Nas'n ist ziemlich warm.« (Baumgarten.)
*348. Lûp ans mä Nöös jin an Stâlp. (Nordfries.) – Lappenkorb; Firmenich, III, 6; Johansen, 71.
Lauf einmal mit der Nase gegen einen Hauspfeiler, oder Ständer. Das Dach der alten friesischen Häuser ruhte auf Ständern.
*349. Man kann es ihm an der Nase ansehen, was für ein Hecht er ist.
Engl.: One may know by your nose, what pottage you love. (Bohn II, 119.)
*350. Man kann's ihm an der Nase ansehen.
Lat.: Ex fronte perspicere. (Philippi, I, 143.)
*351. Man muss ihm nicht alles auf die Nase binden.
Holl.: Men behoeft hem niet alle dingen aan den neus te hangen. (Harrebomée, II, 125a.)
*352. Man muss ihn mit der Nase darauf stossen. (Nürtingen.)
*353. Man sihet dir an der nasen wol an, wie alt du bist. – Franck, II, 18b; Eyering, II, 421; III, 204.
*354. Man sihet es an deiner nasen, das du leugest. – Tappius, 209b; Sailer, 121.
Lat.: Psydracia. (Philippi, II, 113; Tappius, 209b.)
*355. Me g'sed ems a der Nase e a. (Luzern.) – Hochdeutsch bei Körte, 4491k.
*356. Mir juckt die Nase, ich werde was Neues hören. – Frischbier2, 2745.
*357. Mit der Nase an der Mauer stehen.
*358. Mit der Nase auf den Aermel schreiben müssen. – Parömiakon, 403.
»Wie habt ihr eine so schöne Summe Geldes angewandt, dass ihr ein so armer Schlucker seid, der mit der Nase auf dem Aermel schreiben muss.«
*359. Mit der Nase draufrennen. – Lohrengel, II, 386.
[961] *360. Mit der Nase in den Dreck fallen.
Holl.: Hij valt met zijn' neus in den stront. (Harrebomée, II, 124b.)
*361. Mit einer langen Nase abziehen. – Parömiakon, 597; Körte, 4491d; Frischbier2, 2746; Lohrengel, II, 393.
Mit Beschämung über den mislungenen Versuch.
Frz.: Il en est sorti avec un pied de nez. – Revenir avec courte honte. (Starschedel, 276 u. 432.)
*362. Möt de Näs' op Dösch, dat de Spêner biherflege. (Ostpreuss.)
*363. Nas' und Maul aufsperren. – Frischbier2, 2747.
*364. Net dumm unter d'r Nos sein. – Lohrengel, II, 397.
*365. Nimm dich selber bei der Nase. – Parömiakon, 738; Herberger, I, 439.
»Nichts besseres, das man sich erst zem vnd selber bei der nasen nem.« (Waldis, II, 61, 21.)
Schwed.: Hwar tage sig sielf om näsan. (Törning, 144; Grubb, 348.)
*366. Nimm die Nase in die Hand, da hast du Fleisch. – Klix, 51.
*367. Nös' onn Mûl spêle Kaschlan. – Frischbier, 1110; Frischbier2, 2759.
Von alten Leuten, deren Nase und Kinn sich so genähert haben, dass sie gleichsam aufeinander spielen. Kaschlan (Kastellan) ist ein bei Kindern und Frauen beliebtes Kartenspiel. In Danzig: Kurrhahn, ein jetzt nicht mehr übliches Kartenspiel.
*368. Nu am de Noase begussen hoat. – Frommann, III, 408, 320; Gomolcke, 811.
*369. Nu krust a de Näs', nu heft a söck nich to Danck geschäte. (S. ⇒ Stinken.) (Natangen.) – Frischbier2, 2760.
*370. Pick dir's auf d' Nase. (Oberösterreich.)
Scherzhaft zu Vergesslichen.
*371. 'R hengt überall de Noasa 'nai. – Sartorius, 175.
*372. 'R is überall mit d'r Noasa vorna drou. – Sartorius, 175.
Er mengt sich in alles, er ist überall der erste, welcher sich vordrängt.
*373. 'R lesst sich auf die Noasa schaiss'. – Sartorius, 175.
Lässt sich alles gefallen, zu allem misbrauchen.
*374. 'S gieht em ei der Nose uf wie Pfaffer. – Robinson, 309; Gomolcke, 958.
*375. 'S koanen möchtig a der Noase ufgihn. – Gomolcke, 994.
*376. Sauff erst de Näs ut! – Körte, 1894.
In Hamburg zu einem Gelbschnabel, der klug sprechen will.
*377. Schneuz' dir aus die Nus' und wasch dir dermit dus Punim.
Eine derbe jüdisch-deutsche Abfertigung in Warschau: Schneuz' dir die Nase und wasch dir das Gesicht damit.
*378. Schnütz d' Nase, se g'sehst besser. – Sutermeister, 75.
Zu jemand, der es mit der Wahrheit nicht genau nimmt.
*379. Sei Nos'n läft wie a Schleuferskübela. (Franken.)
Seine Nase läuft wie ein Schleifersküblein.
*380. Sein Nasen steht allzeit zum Nassen.
Lat.: Semper in udis. (Chaos, 222.)
*381. Seine Nase glänzt nach dem Branntweinglase.
*382. Seine Nase hat die rechte Spur gefunden.
Ein glücklicher Zufall hat ihn auf den richtigen Weg gebracht, sein Glück zu machen.
Frz.: Il est tombé sur une bonne veine. (Lendroy, 103.)
*383. Seine Nase in anderer Leute Töpfe stecken.
*384. Seine Nase in etwas (alles) stecken.
Im Narrenbuche findet diese Redensart ihre scherzhafte Erklärung durch das Verfahren einiger Molböer, die sich versammelt hatten und die gern überzählen wollten, wie viel ihrer wären. Sie wussten genau, dass sie, als sie von zu Hause weggegangen, ihrer sieben gewesen waren; aber wer von ihnen jetzt auch zählen mochte, brachte deren nicht mehr als sechs heraus, weil der Zählende regelmässig sich selbst hinzuzufügen vergass. Als sie sich nun lange die Köpfe darüber zerbrochen hatten und nicht mehr herausbringen konnten, als sechs und sie doch auch keinen vermissten, zogen sie einen andern Mann zu Rathe, der gerade vorbeiging und baten ihn, dass er ihnen sagen möchte, wie viel ihrer wären. Da er ihnen nun auf keine Art beweisen konnte, dass sie ihrer sieben wären; so führte er sie zu einem grossen weichen Kuhfladen, der gerade am Wege lag und rieth ihnen, sich rund um denselben zu legen, ihre Nasen dreinzustecken und sodann die [962] Löcher zu zählen. Das thaten sie, und da konnten sie jeder sieben Löcher zählen. (Vgl. F.D. Gräter's Iduna und Hermode, 1814, Nr. 1.) Die Plattdeutschen lassen dies Rechenkunststück in Büsum auf eine etwas andere, aber ähnliche Weise aufführen. (Vgl. Raabe's Plattdeutsches Volksbuch, 213.)
Frz.: Mettre (fourrer) son nez, le nez où l'on n'a que faire. (Starschedel, 275.)
*385. Seine Nase in fremde Töpfe stecken.
Holl.: Hij steekt den neud in eens andermans pot. (Harrebomée, II, 124b.)
*386. Seine Nase in jeden Dreck stecken.
*387. Seine Nase ins Buch stecken.
Frz.: Mettre le nez dans les livres. ( Starschedel, 275.)
*388. Seine Nase ist wie die Feiertage im Kalender. – Parömiakon, 275.
Die roth gedruckt sind. Von einem Trinker.
*389. Seine Nase wird davon nicht viel zu riechen bekommen.
Frz.: Cela n'est pas pour votre nez. – Cela vous passera loin du nez. (Starschedel, 275.)
*390. Seine Nase wird ihm geputzt werden.
*391. Seine Nase wird ihm nicht ins Maul wachsen.
*392. Seine Nase zu einer Trompete machen.
*393. Sich an seiner eigenen Nase zupfen. – Müller, 10, 2; Schottel, 1112a.
Ehe man fremde Fehler tadelt, erst untersuchen, ob man nicht dieselben oder ähnliche Fehler selber an sich habe.
*394. Sich bei der Nase herumführen lassen. – Franck, Chronik.
Von einem schwachen Menschen ohne Charakter und Willenskraft, welcher nur durch die ihm Nahestehenden sieht, denkt, thut. Der Ausdruck kommt von dem Gebrauch, einen Ring durch die Nasenlöcher der Büffel zu ziehen um sie zu zähmen und zu führen.
Frz.: Prendre le change. (Kritzinger, 120b.) – Se laisser mener par le nez. (Lendroy, 963.)
Holl.: Zich bij den neus laten leiden. (Bohn I, 3345.)
*395. Sich die Nase begiessen. – Frischbier, 529.
Sich betrinken. »Es muss der Wein in reichen Strömen fliessen, willst du die Nase dir begiessen.«
Frz.: Se coëffer le cerveau. (Kritzinger, 115.)
*396. Sich die Nase verbrennen. – Körte, 4491p.
Sich durch seine Einmischung in fremde Angelegenheiten Unannehmlichkeiten zuziehen.
Dän.: At hugge sin næse i steen for nogen.
*397. Sich eine lange Nase holen. – Körte, 4491c; Braun, I, 2969.
Einen Verweis erhalten. Zur Zeit als Joseph II. in Oesterreich regierte, fand man am Pasquino zu Rom das Bild eines Mannes mit einer ausserordentlich langen Nase. Auf die Frage, was sie bedeute, antwortete jemand: sie sei bei weitem noch nicht so lang, als die, »so unser heiliger Vater sich aus Wien holen werde«. (Gesellschafter, Magdeburg 1785, III, 197.)
*398. Sich selber in die Nase schneiden.
Sich selbst den Schaden machen, von seinen eigenen Genossen übel reden.
Frz.: Vous tirez sur vos gens. (Lendroy, 1421.)
Lat.: Propria vineta caedere. (Horaz.) (Binder II, 2677; Erasm., 132; Faselius, 211; Hanzely, 62; Wiegand, 563; Philippi, II, 111.)
*399. Sich unter der Nase kratzen lassen. – Schottel, 1112b.
*400. Sie hat eine spitzige Nase.
Ist von böser Natur.
*401. Sie tanzen ihm auf der Nase herum.
*402. Sie trägt die Nase wie ein Wachtelhund, der spürt. – Jer. Gotthelf, Käthi, II, 111.
*403. Sin Nâs kriegt Jongen. (Meurs.) – Firmenich, I, 406, 350.
*404. Steck' deine Nase in deinen eigenen Dreck. (Rottenburg.)
*405. Uemmer de Nês na. (Holst.) – Schütze, III, 141.
D.i. geradeaus.
*406. Unter der Nase ausblotzen. (Rottenburg.)
D.i. die Milch selber essen, sodass man keine Butter zum Verkauf erzielt.
*407. Vor der Nase weg. – Eiselein, 490.
Lat.: Ante pedes. (Eiselein, 490.)
*408. Wahr din Näs'. – Eichwald, 1396.
*409. War hiss dich deine Nuse in unsern1 Dräck stecken. (Schles.) – Palm, 53, 16.
1) So steht bei Gryphius. So weit mir bekannt, spricht man aber in Schlesien: ei innsen. – Gegen unbefugte Einmischungen.
[963] *410. Wär' ihm die Nase nicht angewachsen, er vergässe sie. – Körte, 4491i; Braun, I, 2982.
*411. Wat op de Nas kriegen. (Meurs.)
*412. Wenn der sei Nosen in Küadreck steckt, hört 'r's Groas wachsen. (Franken.)
Von einem Ueberklugen.
*413. Wenn er nur an seine eigene Nase greifen wollte.
Und sich um andere unbekümmert liesse.
Lat.: Non videmus manticae, quod intergo est. – Tecum habita et noris, quam sit tibi curta supellex.
*414. Ziehe dich selbst bey der Nase. – Chaos, 985.
Holl.: Zie vóór uw' neus. (Harrebomée, II, 125.)
*415. Zieht ich (euch) ock bey eurer Nose. – Robinson, 459 u. 601; Frommann, III, 247, 221; Körte, 4489; für Ostpreussen: Frischbier, 533.
In Würzburg: Zopf di an dainer Noâsa. Bedenke deine eigenen Fehler. (Sartorius, 175.) »Zupfe dich bey deiner Nasen. Greif' in deinen Busen. Ein jeder denke an sich selbst. Weil du ein Mensch bist, so erkenne du dich selbst eher als deine Nachbarn.« (Lehrbegierige Gesellschaft, 128.)
*416. Zupfe dich bei deiner Nase. – Braun, I, 2968; Lohrengel, II, 450.
Nach altdeutschem Recht musste beim Widerruf von Schmähungen der Verurtheilte sich selbst an der Nasenspitze fassen, oder auch sich selbst aufs Maul schlagen. (Grimm, Rechtsalt., S. 143.) Im Plattdeutschen: Pack di an dine Näss. (Frischbier, 2732.) Denselben Sinn hat die jüdisch-deutsche Redensart: Moachiach, straf diach, d.i. Strafprediger, straf dich. (Tendlau, 328.) Die Mochim (vgl. Spr. Sal. 25, 12), die in früherer Zeit Strafpredigten in der Synagoge gehalten, waren meistens umherziehende Polen in Bezug auf deren Charakter der obige Zuruf wol gerechtfertigt sein mochte. Daher auch die Dehnung des Dich in »Diach«, vielleicht nicht blos des Reimes wegen, sondern auch zur Nachahmung der polnisch-jüdischen Aussprache. In Warschau lautet die Redensart: Mechijech, struf diëch. Dem Sinne nach verwandt mit: Arzt, hilf dir selber. (Luc. 4, 23.) Ziehe den Splitter, Balken aus deinem Auge. (Matth. 7, 4.) Kehre erst vor deiner Thür.
Mhd.: Du suches einen tôren, vâh dich selben bî den ôren.
Böhm.: Ipse vtip se, za nos chyt' se. (Čelakovský, 88.)
Lat.: Clodius accusat moechos. – In te descende. – Nosce te ipsum. (Chaos, 901.)
417. Eine schöne Nase macht das Weib schön.
It.: Un bel naso fa una bella donna. (Giani, 559.)
418. Es kann nicht jeder eine Nase haben.
»Es ist nicht jedem gegeben, eine Nase zu haben, sagt ein altes lateinisches Sprichwort. Dieser Mangel an Geruchssinn soll nach dem Ausspruche eines Arztes, [1630] der ihn nicht curiren konnte, in den meisten grossstädtischen Verhältnissen eher ein Vorzug sein, da es viel mehr unangenehme Gerüche gebe als wohlthuende.« (Bazar, 1868, Nr. 8.)
419. Gleiche Nasen1, gleiche Gewissen. – O. Müller, Diadem und Maske, II, 13.
1) Geruchsempfindung.
420. Herre, bi myner krummen nesen, de rede moghen wol alzo wesen. – Freybe, Redentiner Spiel, 413.
Volkswitz, in dem man sich komisch-ernst um die Wahrheit herumdreht.
421. Scholde he nycht hillig wesen? he drecht dat wigwater an der nesen. – Freybe, Redentiner Spiel, 1811.
Volkswitz auf den geistlichen Stand.
422. Wenn Einer durch die Nase spricht, und ein Anderer keine hat, da ist eins schlimmer als das andere. – Merx, 126.
*423. Die Nase ist jm lang darnach.
»Sixtus IV. hat wol gehört, was das gulden Jar vorhin eingetragen habe, darum ist jm die Nase lang darnach worden.« (Nigrinus, Inquisition, 586.)
*424. Du musst erst lernen die Nase wischen.
Zum vorwitzigen Grünschnabel.
*425. Er hat sich die Nase angerennt.
Wenn einer etwas unternommen, wobei er Schaden gelitten hat.
*426. Er ist nicht auf die Nase gefallen. – Horn, Spinnstube, 1857.
In dem Sinne wie: auf den Kopf gefallen.
*427. He krieg wat up de wise Näse. – Dähnert, 320b.
Er ward für seine Keckheit abgefertigt.
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