Rächen

1. Der alles will rächen, manu bellatoria, Simsonskräffte werden jhm gebrechen, nec erit victoria.Zinkgref, IV, 395; Simrock, 8065.

Dän.: Hvo som vil hevne sig, skal vare sig. (Prov. dan., 288.)


2. Ehe man sich rächt, soll man das Vaterunser zehnmal beten.

Böhm.: Nežli se mstiš, at' pomyslíš. (Čelakovský, 115.)

Poln.: Niž się masz, mścić, trzeba pomyślíć. (Čelakovský, 115.)


3. Man sol sich nicht rächen, der Zorn sei denn vorüber.

Lat.: Cessat vindicta donec pertranseat ira. (Sutor, 51.)


4. Rächen, richten, rühmen, wollen Gott allein geziemen.Henisch, 1712, 55; Petri, II, 512; Gerlach, 170.


5. Wer sich nicht rächt, der heiligt sich nicht.

»Angeblich das Sprichwort der Panduren, Morlachen und Mönche.« (Klosterspiegel, 76, 17.) Gehört aber wol allen slawischen Volksstämmen an, wie die Selbsthülfe noch allgemein sämmtlichen Völkern im Naturzustande eigen ist.

Böhm.: Kdo se neodvetí, ten se neposvĕtí. (Čelakovský, 115.)

Ill.: Ko se ne osveti, taj se ne posveti. (Čelakovský, 115.)


[1452] 6. Wer sich nicht rächt, ist nicht gerecht.Körte, 4876a.

Sprichwort der Morlachen. Daher bei ihnen alle Streitigkeiten, persönlichen Beleidigungen u.s.w. mit Blut geschlichtet werden.


7. Wer sich rächt für Gewalt, macht sich selbst bezahlt.


8. Wer sich rächt, macht sich schlecht.

It.: Chi vendicar si vuole d'ogni onta, ò cade da alto stato, ò non vi monta. (Pazzaglia, 396, 2.)


9. Wer sich rächt, züchtigt den einen und warnt den andern.

It.: Chi fa sua vendetta, oltre che offende chi l'offeso ha, da molti si difende. (Ariost.)


10. Wer sich rechen will, muss sich (selbst) wol verwahren.Lehmann, 591, 30.

Mhd.: Er ist mit sehenden ougen blint, der al sîn leit wil rechen. (Colm.) (Zingerle, 116.)


11. Wer sich rechet, der bezalt sich selbst.Lehmann, 589, 4.


12. Wer sich rechet, der vbet ein new vnrecht. Lehmann, 590, 6.

Anstatt dem Unrecht zu widerstehen.

It.: Il vendicarsi non è mai buono. (Pazzaglia, 396, 3.)


13. Wer sich selbst rechet, an dem rechet Gott sich wieder.Petri, II, 763.


14. Wer sich selbst rechet, der setzt sich anss Richters statt.Lehmann, 591, 23.


15. Wer sich will rächen, muss sich nicht selber stechen.

Mhd.: Swer sich alsô richtet, daz er sich selbe stichet, der hât sich niht wol gerochen. (Freidank.)


16. Wer sich will wohl rächen, muss einen Feind mit dem andern brechen.

Mhd.: Veint mit veinten temmen schol ein man, der sich wil rechen wol. (Ring.) (Zingerle, 193.)


17. Wer will rächen jedes Wort, muss sich rächen immerfort.

»Wer alles vermeint zu rechen, was ihm die Leut böses nachsprechen, der lebt immer in Hass und Neid und ist nimmer ohne Zank und Streit.« (Froschm., JVIIb.)


18. Wilt dich an eim rächen, so schweig.Franck, I, 52a.

Krain.: Kdor se ne osveti, on se ne posveti. (Čelakovský, 115.)


19. Wilt dich an einem rächen, so schweig vnd lass jhn toben, so hast du jhn geschlagen. Schottel, 1126a.

Dän.: Vil du hevne dig selv, saa tie for den rasende, saa har du slaget ham. (Prov. dan., 228.)


[Zusätze und Ergänzungen]

20. Sich rächen ist thierisch, verzeihen menschlich, dem Feinde wohlthun göttlich.

Lat.: Iram retinere atrocis, ignoscere generosi, benefacere divini animi. (Sailer, Sprüche, 187, 98.)


21. Wer dass al wil wrechen, was er suydt off hoirt sprechen, der sal al syn synne zu bre chen vnd sich darzu in meir leiden stechen.Weinsberg, 57.


Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 3. Leipzig 1873.
Lizenz:
Kategorien:

Buchempfehlung

Holz, Arno

Phantasus / Dafnis

Phantasus / Dafnis

Der lyrische Zyklus um den Sohn des Schlafes und seine Verwandlungskünste, die dem Menschen die Träume geben, ist eine Allegorie auf das Schaffen des Dichters.

178 Seiten, 9.80 Euro

Im Buch blättern
Ansehen bei Amazon

Buchempfehlung

Geschichten aus dem Biedermeier III. Neun weitere Erzählungen

Geschichten aus dem Biedermeier III. Neun weitere Erzählungen

Biedermeier - das klingt in heutigen Ohren nach langweiligem Spießertum, nach geschmacklosen rosa Teetässchen in Wohnzimmern, die aussehen wie Puppenstuben und in denen es irgendwie nach »Omma« riecht. Zu Recht. Aber nicht nur. Biedermeier ist auch die Zeit einer zarten Literatur der Flucht ins Idyll, des Rückzuges ins private Glück und der Tugenden. Die Menschen im Europa nach Napoleon hatten die Nase voll von großen neuen Ideen, das aufstrebende Bürgertum forderte und entwickelte eine eigene Kunst und Kultur für sich, die unabhängig von feudaler Großmannssucht bestehen sollte. Für den dritten Band hat Michael Holzinger neun weitere Meistererzählungen aus dem Biedermeier zusammengefasst.

444 Seiten, 19.80 Euro

Ansehen bei Amazon