1. Auf den Zorn ist nicht gut trinken.
2. Auf grossen Zorn folgt grosse Reu.
Lat.: Potissimus irae fructus, poenitentia. (Chaos, 413.)
3. Aus Zorn sind dem Hasen die Ohren entfallen. – Körte, 7156.
4. Auss zorn vnd begierd gar nichts gutes wird. – Henisch, 246, 69.
5. Beim Zorn erkennt man ein Witzigen vnnd Thorn. – Lehmann, 924, 11; Petri, II, 44; Egenolff, 311, 6; Sutor, 50; Grubb, 562; Körte, 7150.
Lat.: Vide ne impulsum ira praeve insistas. (Philippi, II, 249.)
6. Beim zorn kent man den thor'n. – Gruter, I, 7; Egenolff, 311b; Simrock, 12137.
Böhm.: Srdce po hnĕou poznáš. (Čelakovsky, 113.)
7. Besser der erste Zorn, als Geld und Freund zugleich verlor'n.
8. Besser der erste Zorn, denn der letzte und dazu das Hauptgut (Kapital) verlorn. – Mathesy, 191a; Petri, II, 34.
Dän.: Bedre at have den formere Vrede end den seyer mere Skade.
Masurisch.: Pierwszy gniew lepszy, niz drugi. (Frischbier, II, 3196.)
Schwed.: Bättre första vreden än den sidsta. (Grubb, 479.)
9. Besser ein klein Zorn, denn ein gross schade. – Lehmann, 84, 10; Tappius, 9a; Henisch, 1469, 38; Petri, II, 35; Simrock, 12142; Chaos, 577; Körte, 7154.
Bei Tunnicius (187): Beter is klein toren dan grôt schade. (Ira brevis melior, damnum quam fere molestum.)
Dän.: Bedre en liden Vrede end stor Skade. (Prov. dan., 53.)
Holl.: Beter cleinen toorn dan groten schade. (Tunn., 6, 15; Harrebomée, II, 339b.)
Lat.: Ira brevis melior magnis damnis ut opinor. (Fallersleben, 130.)
10. Besser ist, der sin Zorn vertreit, danne der eina Burg irfihtit.
11. Besser kurtzer Zorn, als gross Gut verlorn. – Petri, II, 38.
12. Brich den Zorn, vberwind das Gemüth, wenn dir aufstast das Jäggerblüth.
»Pflegte Kurfürst Friedrich zu Sachsen oft zu sagen.« – Dietrich, Weisheit, I, 604.
13. Dem Zorn gehet die rew auff den socken nach. – Lehmann, 924, 25; Simrock, 12149; Sailer, 173.
Lat.: Iracundiae comes tristitia.
14. Den zorn bey dir lass nicht regiern, dan das gemüth thut er verfürn.
Lat.: Impedit ira animum, ne possit cernere uerum. (Loci comm., 97.)
15. Den Zorn eines Fürsten überwindet man am besten durch Flucht. – Harssdörffer, 1015.
16. Den Zorn erlegen ist der besste Sieg. – Petri, II, 80.
17. Den Zorn sich lân bald vbergahn, steht vbel an eim weysen Mann. – Petri, II, 80.
18. Den Zorn verschieb, wenn's Herz ist trüb.
Lat.: Irae dilatio, mentis pacatio. (Binder II, 1569; Schreger, 11.)
19. Der heimliche Zorn frisst mehr Menschen auf, als der äussere. (Prag.)
20. Der Toll Zorn thut mehr schaden als drey Dreschflegel. – Lehmann, 926, 54; Simrock, 12155; Dove, 760; Sailer, 174.
Lat.: Quatuor praeveniunt ex hominis ira mentis turbatio, sui ignoratio, indecens factio, et iniqua sentia. (Sutor, 49.)
21. Der torn hindert eines wisen mot, de torn weth nich, wat he doth. – Ebstorf, 14.
»Den torn mit flît dogentlêken midt, er kortet des minschen levenstidt.«
22. Der Zorn beherrscht nur schwache Leute.
Lat.: Muliebre facere est, ira regem non decit. (Philippi, I, 258.)
[600] 23. Der Zorn bringt greuliche Gäste mit sich. – Simrock, 12156; Sailer, 174.
24. Der Zorn der Verliebten gleicht Spinnweben.
25. Der Zorn des Bettlers ist für den Scheich weniger gefährlich, als der des Scheichs für den Bettler.
26. Der Zorn des Königs ist ein Vorbote des Todes.
Lat.: Saevum praelustri fulmen ab arce venit. (Kritzinger, 705.)
27. Der Zorn des Schwachen ist zum Verlachen.
28. Der Zorn des Schulzen ist dem Bauer gefährlicher, als der Zorn des Fürsten.
29. Der Zorn eines Kindes erregt keine Furcht.
Holl.: De gramschap eens kinds is weinigte vreezen. (Harrebomée, I, 257a.)
30. Der Zorn entstellet das Gesicht und hält kein recht Gericht.
Lat.: Furor proditur vultu. (Seybold, 197.) – Immodica ira gignit insaniam. (Seybold, 230.)
31. Der zorn erwürgt den thorn. – Gruter, I, 19; Petri, II, 116.
Lat.: Canis caecos parit catulos, et ira obcaecatas criminationes. (Sutor, 50.)
32. Der Zorn erzeugt keine guten Kinder.
Es kommt nichts Gutes von ihm.
Lat.: Ira est janua vitiorum. (Philippi, I, 211.)
33. Der Zorn fängt mit Unsinnigkeit an und endigt mit Reu und Scham. – Harssdörffer, 315.
34. Der Zorn frommer Leute währt nicht lange.
35. Der Zorn gebiert Hass.
It.: Ira genera odio. (Biber.)
36. Der Zorn geht nicht lange zu Rath.
37. Der Zorn geht zur That ohne Weisheit und Rath.
Mhd.: Swâ zorn sînen sporn rüeret, ungedult daz panier füeret. (Renner.) (Zingerle, 183.)
38. Der Zorn ist blind.
Mhd.: Zorn ist gên allen witzen blint. ( Renner.) (Zingerle, 182.)
39. Der Zorn ist die Blüte der Narrheit.
40. Der Zorn ist ein kurzer Wahnsinn.
Lat.: Ira furor brevis est. (Seybold, 262.)
41. Der Zorn ist ein Narr. – Binder III, 4203.
Wahlspruch des bekannten schwäbischen Ritters Schertl von Burtenbach.
42. Der Zorn ist ein schlechter Rathgeber.
Böhm.: Hnĕv špatný rádce. (Čelakovsky, 113.)
Frz.: La colère est une conseillère dangereuse.
Poln.: Gniew zły sporadnik. (Čelakovsky, 113.)
43. Der Zorn ist eitel Tand, darauf nicht folget eine starke Hand.
Dän.: Lidet er om den mands vrede, som ingen vurder. (Prov. dan., 565.)
44. Der Zorn kann auch lachen.
45. Der Zorn kann die Zunge nicht bezähmen.
It.: L' ira non sa tener la lingua a segno. (Biber.)
46. Der Zorn kann in einem Augenblick mehr verderben, als der Verstand in einem Tage gut machen kann.
Holl.: Men kan in toorn meer bederven, dan met verstand en bescheidenheid vergoed kan worden. (Harrebomée, II, 340a.)
47. Der Zorn lässt den Menschen nicht alt werden.
48. Der Zorn macht, dass der Hund ⇒ Erde (s.d. 24) frisst (und davon stirbt).
Die Neger in Surinam, unter denen das Erdessen Brauch ist, sagen damit: Zorn stürzt den Menschen ins Verderben.
49. Der Zorn soll nicht Obrister, sondern Trabant sein. – Friedborn, II, 18.
»Derwegen sich ein Regent wol fürsehen soll, das er sich dem Jähzorn nicht verleiten lasse; doch mag ein billiger Amptszorn neben hergehen vnd gleichsam ein Gehülff vnd Geferthe des Beruffs seyn. Vnd ist hiebey wol zu merken, der Zorn soll nicht Obrister sondern Trabant sein, d.i. er sol nicht forn, sondern neben hergehen. Die Handhabung der Gerechtigkeit soll eyfrig, aber nicht schnell seyn, daher die Alten sagten, das kein beste Artzney für den Zorn sey, als dz Kraut Eilmitweil.«
50. Der Zorn thut jedem Verbrechen die Thür auf.
It.: Porta d' ogni vizio è l' ira. (Biber.)
51. Der Zorn thut nichts mit rath. – Petri, II, 116.
52. Der Zorn verkürzt das Leben.
It.: Come il terremoto la terra, così lo sdegno l' huomo. (Pazzaglia, 343, 5.)
[601] 53. Der zorn vnd auch gold oder gelt, verkern alle ding in der welt.
Lat.: In mundo mira faciunt duo, munus et ira, mollificant dura, peruertunt omnia iura. (Loci comm., 97.)
54. Der Zorn weiss nicht, was er thut.
Lat.: Impedit ira animum, ne possit cernere verum. (Cato.) (Binder I, 706; II, 1388.)
55. Der zorn wird bald selbs wider g'richt, so zwischen guten Freunden g'schicht.
Lat.: Ira perit subito, quam mouit amicus amico. (Loci comm., 98.)
56. Der Zorn wird leicht zu Hass.
57. Der Zorn wird nicht alt. – Sailer, 174.
58. Der Zorn wird sein eigner Henker.
»Der Zorn will andern schaden und schadet sich selbst.«
Lat.: De se exigit, quod in aliis ira expetit. (Sailer, Sprüche, 65.) – Ira impotens furor est, suique poena utrox. (Sailer, Sprüche, 48.)
59. Der Zorn wirft blinde Junge, wie die Hündin. – Simrock, 12145; Körte, 7146; Günther, 97.
»Der Zorn wirft blinde Junge und kommt im Kindbett um; halt du im Zaum die Zunge, sprich lieber nichts, als dumm.«
Böhm.: Prchlivost človĕka oslepuje. (Čelakovsky, 113.)
60. Des Zornes Anfang ist rasende Blindheit und das Ende reuige Blödigkeit. – Harssdörffer, 374.
It.: La fine dell' ira è cominciamento di pentirsi. (Biber.)
61. Des Zornes Feuer ergreift zuerst seinen Herrn.
It.: Lo sdegno è fuoco, se non esala, tutto divora. (Pazzaglia, 343, 3.)
62. Dess Zorns aussgang (Ende) ist der rew anfang. – Lehmann, 924, 25; Simrock, 12151; Sailer, 173; Körte, 7147; Frankfurter Zeitung, XXIXb.
Die Araber sagen: Wer mit Zorn aufsteht, setzt sich mit Schaden nieder.
Engl.: Angry men seldom want wee. (Gaal, 1798.)
Holl.: Haastigheid is de aanvang, berouw het einde des toorns. – Het einde des toorns is gewoonlijk het begin des berouws. (Harrebomée, II, 340a.)
Lat.: Finis irae est initium poenitentiae. (Chaos, 44.) – Iracundiae comes tristitia. (Gaal, 1798.)
Ung.: A' haragnak meg-bánás a' vége. (Gaal, 1798.)
63. Es ist kein Zorn vber Weiber Zorn. – Latendorf II, 13; Petri, II, 271.
64. Es ist so mehr der erst Zorn als der letzte. – Lehmann, 188, 13.
65. Für den Zorn ist kein besser Arzeny als dz Kraut Eilmitweil. (S. 49.)
Dän.: Mellem days-og natte-rum stilles vrede. (Prov. dan., 566.)
66. Geher zorn gezimpt dem Thorn. – Henisch, 1425, 18; Petri, II, 323.
67. Geher zorn vnd grosse liebe treffen selten die Mittelstrasse. – Henisch, 1425, 16; Petri, II, 323.
68. Geht der Zorn, so kommt die Reue. – Altmann VI, 405.
69. Geht der Zorn zu weit, reisst auch der Geduld das Kleid.
Lat.: Furor fit laesa saepius patientia. (Publius.) (Binder II, 1223.)
70. Gereizter Zorn stirbt nicht in wenig Stunden, darum schlage keine Wunden.
Lat.: Non laede quemquam, nam ira senescit tardius. (Sailer, Sprüche, 85.)
71. Gethaner Zorn gerewet endlich. – Henisch, 888, 66.
Böhm.: Hnčv žalost za sebou vodí. (Čelakovsky, 113.)
Poln.: Gniew žal za sobą prowadzi. (Čelakovsky, 113.)
72. Heftger Zorn macht wütige Leut. – Petri, II, 375.
73. Heftger Zorn sich brechen lest, wenn man zur Antwort gibt das best. – Petri, II, 375.
74. Im Zorn erkennt man den Thor'n.
Lat.: Ira impedit animi judicium. (Binder II, 1567.)
75. Im Zorn geht Freundschaft verlor'n.
Mhd.: Von zorn grôz vriuntschaft wirt verlorn. (Boner.) (Zingerle, 183.)
76. Im Zorn hat offt ein Mensch gethan, was ihm sein Lebtag hanget an.
Lat.: Impedit ira animum, ne possit cernere verum. (Sutor, 54.)
77. Im zorn ist die rach meister vnd nicht der verstand. – Lehmann, 926, 86; Petri, II, 336.
78. Im Zorn ist Zaudern das Beste.
Lat.: Rei nulli prodest mora, nisi iracundiae. (Philippi, II, 154.)
[602] 79. Im Zorn kein Streit um Kaisers Bart und Kleid.
Lat.: Iratus de re incerta contendere noli. (Seybold, 262.)
80. Im Zorn nimmt man zu Waffen, was man kann erraffen.
Lat.: Ira impedit animi judicium. (Seybold, 262.)
81. Im Zorn redet und thut man nichts Gescheites. – Mayer, II, 217.
82. Im zorn spricht mancher man das ergest, was er (denken) kan. – Lehmann, II, 278, 45; Petri, II, 406.
Lat.: Res loquitur diras, cumquis feruescit ob iras. (Loci comm., 98; Sutor, 51.)
83. Im zorn viel böses wirt aussg'richt, so man jhm nicht beyzeit abbricht.
Lat.: Multa facit dira, si non compescitur ira. (Loci comm., 98.)
84. Im zorn vnd grimm kan man mit nichten nach g'rechtigkeit vnd warheit richten.
Lat.: Iratus rerum nescit discernere uerum. (Loci comm., 98.)
85. Im Zorn weiss man nicht, was man thut.
Lat.: Furor iraque mentem praecipitant. (Virgil.) (Schonheim, F, 22.)
86. Im Zorn wird jedes Ding zur Waffe.
Lat.: Furor arma ministrat. (Virgil.) (Philippi, I, 166.)
87. Im Zorn wird nichts Gutes gestiftet.
Mhd.: Zorn ist aller sünden tür. (Boner.) (Zingerle, 1833.)
88. Jäher Zorn stiftet viel Böses.
Lat.: Praeceps ira multorum malorum est auctor. (Seybold, 452.)
89. Lass gähen Zorn nit in dein Hertz, dann er bringt nur Schmerz. – Lehmann, II, 372, 49.
Lat.: Irritaturque retenta et crescit rabies remor aminaque ipsa nocebant. (Ovid.) (Philippi, I, 212.)
90. Lass nicht deinen Zorn für die Ehr gehen. – Petri, II, 430.
91. Man muss dem Zorn nicht die Zügel schiessen lassen.
Lat.: Irae res odiosa est dilatio. (Philippi, I, 211.)
92. Man muss nicht aus Zorn gegen die Moskite die Stechfliege tödten. (Surinam.)
93. Man muss sich nicht einem leeren Zorne überlassen, die Sonne geht alle Tage im Westen unter.
It.: Fa che la collera tua, pria che tramonti 'l sol, trovi l'occaso. (Pazzaglia, 56, 2.)
94. Man soll dem Zorn nicht Raum geben.
Lat.: Iratum brevitur vites, inimicum diu. (Philippi, I, 211.) – Nunquam dederis spatiosum tempus in iram. (Ovid.) (Philippi, II, 56.)
95. Man soll seinen Zorn nicht an Unschuldigen auslassen.
96. Mit dem Zorn richtet man wenig aus.
97. Net schlôf mät deinjem Zîne, sonst wîer wîss, mät wat de erwache wirscht. (Siebenbürg.-sächs.) Schuster, 678a.
98. Nit nom den Zîre mät än 't Bät. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 678b.
99. Ohnmächtiger Zorn gleicht einem Esel in der Löwenhaut.
100. Ohnmächtiger Zorn ist eine fertige Ohrfeige. – Burckhardt, 207.
Wenn jemand mit einem andern, dem er an Kräften nachsteht, in Streit geräth, so mag er sich eines Schlages versehen.
101. Sich den zorn lassen vbergehn, ist weibisch. – Franck, I, 71b; Egenolff, 332a.
Lat.: Muliebre est furere in ira. (Franck, I, 71b.)
102. So lang der Zorn hat überhand, kannst du nicht sein ein Mensch genannt.
103. Soll der Zorn nicht das Herz betrüben, musst ihn auf morgen verschieben.
Lat.: Irae dilatio, mentis pacatio. (Chaos, 412.)
104. Später Zorn, langer Zorn.
Schwed.: Sent vreder är längio vreder. (Grubb, 714.)
105. Stiller Zorn – schlimmer Zorn.
It.: Sdegno dissimulato è il più rabbioso. (Pazzaglia, 393, 2.)
106. Ueber dem Zorn soll die Sonne nicht untergehen.
Lat.: Bilis se quemque (queque) suspendit nocte dieque. (Reuterdahl, 89.) – Iram immortalem ne serves, cum his homo. (Philippi, I, 211.)
Schwed.: Daghs rwm ok natta skal wara mallorn hwario broede. (Reuterdahl, 89.)
[603] 107. Unmässiger Zorn und schnelle That verhindern allen guten Rath.
Lat.: Ira ac praecipitantia destruunt bona consilia. (Chaos, 413.)
108. Verhaltener Zorn ist für Leib und Seel' ein Dorn.
Lat.: Ira, quae tegitur, nocet. (Philippi, I, 211.)
109. Viel hüten sich vorm zorn, aber nicht vorm thorn. – Lehmann, 241, 27.
»Do sie ernstlich solten einsehen, sehen sie durch ein Stockfisch.«
Lat.: Virtus indiscreta vitii locum obtinet. (Lehmann, 241, 27.)
110. Vnmenschlicher Zorn macht vnsinnig. – Petri, II, 559.
Die Chinesen: Man kann im Zorn hassen, sowie wir natürliche Triebe ohne Laster befriedigen können. (Hlawatsch, 205.)
111. Von Zorn hält der Verständige sich frei.
Lat.: Extra iram quilibet longe sapientior est. (Philippi, I, 146.)
112. Was man im Zorn thut, ist selten gut. – Petri, II, 277.
Böhm.: Lépe vĕřiti koni klopýtavému, nežli slovu prchlivému. (Čelakovsky, 113.)
Lat.: Irascens hominis rabies penam herinis (erynnis). (Reuterdahl, 457.)
Schwed.: Harm gör haeluite. (Reuterdahl, 457.)
113. Was nutzt der Zorn eines Mannes, den niemand fürchtet.
Lat.: Cuius curator nihil ira quid stomachatur. (Reuterdahl, 156.)
Schwed.: Hwat aer vinhaus wredhe som aengin raedhir. (Reuterdahl, 156.)
114. Weit vom Zorn bleibt unverworr'n.
Böhm.: Daleko od hnĕva, daleko od hromu. (Čelakovsky, 113.)
115. Wenn der Zorn dem Rathe sein Ohr leiht, dann ist ihm schon abgeholfen. – Altmann VI, 447.
116. Wenn der Zorn zu Rathe sitzt, öffnet eine Thorheit der andern die Thür.
117. Wenn zorn vnd grim zusammen thun, so werts in die leng vnd in die strenge. – Henisch, 1745, 24; Petri, II, 677.
Die Russen: Wenn Zorn und Rache sich vermählen, so wird die Grausamkeit geboren. (Altmann VI, 459.)
118. Wer den Zorn erlegt, der erlegt seinen grössten Feind. – Petri, II, 693.
Lat.: Iracundiam qui vincit, hostem vincit maximum. (Seybold, 261.)
119. Wer den Zorn reizt, der zwingt Hader heraus. – Petri, II, 693; Körte, 7145.
120. Wer den Zorn überwindet, besiegt einen grossen Feind.
Böhm.: Kdo hnĕv svůj podmaňaje, stateč nost dokazuje. (Čelakovsky, 113.)
Schwed.: Den vrede kan styra, han vinner en fiende. (Grubb, 149.)
121. Wer im Zorn handelt, geht im Sturm unter Segel. – Eiselein, 659; Simrock, 12144; Venedey, 143; Sailer, 173; Körte, 7160.
Die Araber geben folgende sprichwörtliche Regel, um ein Handeln im Zorn zu vermeiden: »Wenn du im Stehen zornig wirst, so setze dich nieder; und wenn du im Sitzen in Zorn geräthst, so lege dich nieder.« (F.G. Lisco, Das alte Testament, Bd. II, S. 243.) – Ein talmudischer Spruch lautet: »Wer im Zorn sein Kleid zerreisst, Geräthe zerbricht oder Geld verstreut, sündigt gleich dem Götzendiener.« (Löwenheim, 29, 125.)
Frz.: Agir dans la colère, c'est s'embarquer durant la tempête. (Cahier, 402.)
Holl.: Die in toorn handelt, gaat in storm onder zail. (Harrebomée, II, 340a.)
Lat.: Res pariunt diras, nisi mox excluseris, iras. (Chaos, 411.)
122. Wer im Zorn handelt, weiss selten, was er thut.
Lat.: Nihil ab irato fortiter fieri potest. (Sailer, Sprüche, 198.) – Quaelibet iratis ipse dat arma dolor. (Ovid.) (Philippi, II, 117.)
123. Wer im Zorn sich mässigen kann, ist ein starker (weiser) Mann.
Die Polen sagen, um auszudrücken, dass man im Zorn Mass halten solle, man müsse in der Aufregung nicht mit dem samogicier Fasse, sondern mit dem krakauer Scheffel, und zwar mit dem gestrichenen messen.
Poln.: Nie žmudzką beczką furýji mierzą; krakowskim korcem, i to pod stryeh znamená se tim, že ve vzteku a hnĕvĕ miry šetriti treba. (Čelakovsky, 470.)
[604] 124. Wer im zorn strafft, der hat kein zaum. – Lehmann, 924, 9.
125. Wer im Zorn zu Bett geht, verdirbt sich die Nacht.
Aehnlich die Türken. (Cahier, 2575.)
126. Wer in Zorn aufsteht, setzt sich mit Schaden nieder. – Schlechta, 97.
Lat.: Res pariunt diras, nisi mox excluseris, iras. (Chaos, 411.)
127. Wer kein Zorn hat, der hat kein verstand. – Lehmann, 924, 7.
128. Wer koin Zorn het, darf senoa Goiss (Geiss) einthun. (Ulm.)
129. Wer seinen Zorn beherrschen kann, ist ein edler (starker) Mann.
Lat.: Iratus de re incerta contendere noli, impedit ira animum, ne possit cernere verum. (Chaos, 412.)
130. Wer seinen Zorn bezwingen kann, das ist ein tapferer Mann.
Böhm.: Hnĕv a jazyk na uzdč mĕj. (Čelakovsky, 113.)
131. Wer seinen Zorn bezwingt, hat einen (grossen) Feind besiegt. – Sprichwörtergarten, 16, 32; Simrock, 12154; Körte, 7155.
Bei Tunnicius (1209): He heft einen vyent overwunn en de synen tôrn bedwinget. (Hostem devicit, propriam qui vicerit iram.)
Mhd.: Swer in zorne ist wol gezogen, dâ hât tugent untugent betrogen. (Freidank.) (Zingerle, 182.)
Holl.: In gramschaft overwinnen, is 't werk van sterke zinnen. (Harrebomée, II, 257a.)
Lat.: Iracundiam qui vincit, superat hostem maximum. (Lehmann, 925, 32.) – Melior est patiens viro forti et qui dominantur animo suo expugnatore urbium. (Schulze, 58, 71.)
132. Wer seinen zorn gegen niemand spart, der hat seinen witz nicht wol verwart. (Sutor, 51.)
Lat.: Multum detiras, si cuivis porrigis iras. (Loci comm., 98.)
133. Wer sich den Zorn lässt übergohn, kann weder recht, noch gut mehr thon. – Körte, 7151.
134. Wer will im Zorn sich selbst besiegen, soll lan die erste Hitz' verfliegen.
Lat.: Maximum irae remedium est mora. (Seneca.) (Philippi, I, 244.)
135. Wer zum Zorne reizt, bringt Hader heraus. – Sprichwörtergarten, 30, 33; Simrock, 12143.
Lat.: Qui provocat iras, producit discordias.
136. Wider göttlichen Zorn ist menschliche Macht verlorn.
Frz.: Qui crache contre le ciel, il lui retombe sur le visage. (Kritzinger, 611a.)
137. Wo der Zorn einkehrt, muss der Verstand ausziehen. – Wirth, II, 513.
138. Wo Zorn ist, ist weder Weissheit noch rhat. – Lehmann, 926, 56.
139. Wo Zorn und Neidhardt Richter sind, da regiert sich's übel.
140. Zoara komm noara. (Oberschwaben.) – Birlinger, 567.
141. Zorn altet langsam. – Gruter, I, 88; Petri, II, 821; Simrock, 12153; Körte, 7152.
142. Zorn beginnt mit Thorheit und endet mit Reue. – Simrock, 12150; Gaal, 1798; Wirth, II, 520.
Zorn ist dein Feind, Ueberlegung deine Freundin, sagt ein morgenländisches Sprichwort. Und ein anderes: Wer zornig aufgesprungen, nimmt beschämt wieder Platz.
143. Zorn bethöret den Mann. – Graf, 391, 592.
Altfries.: Torn dullet den man. (Richthofen, 4.)
144. Zorn bringt an den Tag, was im Herzen verborgen lag.
Böhm.: V hnĕvu vyvře, co v srdei vře. (Čelakovsky, 113.)
Poln.: Gniew wynurzy, co się w sereu burzy. (Čelakovsky, 113.)
145. Zorn bringt den Narren um. – Simrock, 12146a.
146. Zorn, Buhlschaft, Wein und Spiel verblenden viel.
Bei Tunnicius (252): Wen en verblenden nicht spêl, bôlschap, tôrn unde wyn? (Quos non obcaecant ludus, Venus, ira merumque?)
147. Zorn den Menschen so verblend, dass er sich selbst nicht kent. – Gruter, III, 118; Lehmann, II, 904, 9; Zinkgref, IV, 382.
Mhd.: Erst tamp der richtet sînen zorn, dâvon er selbe wirt verlorn. (Freidank.) (Zingerle, 183.)
Lat.: Iras sustollis, si sit responsio mollis. (Chaos, 414.)
[605] 148. Zorn gebirt zorn. – Gruter, I, 88; Petri, II, 821; Schottel, 1124a; Simrock, 12134; Körte, 7143.
149. Zorn hat nie Rath gebracht. – Petri, II, 822.
150. Zorn henget dem Narren an. – Petri, II, 822.
151. Zorn hindert eins Weisen Muth. – Petri, II, 822.
152. Zorn in der Bulschafft ist bald gethan (vergangen). – Petri, III, 16.
Bei Tunnicius (1056): Tôrn in der bôlschap is bolde gedân. (Ira dolorque cito mendax in amore quiescit.)
153. Zorn ist alten Mannes Tod.
Schwed.: Wrede ar gammal mans död. (Grubb, 864.)
154. Zorn ist besser als Zörnlein.
Frz.: Faute de se fâcher une bonne fois, on se fâche tous les jours. (Cahier, 642.)
155. Zorn ist der Stachel zu grossen Thaten.
Lat.: Iracundia cor fortitudinis. (Cicero.) (Philippi, I, 211.)
156. Zorn ist ein böser Rathgeber. – Petri, II, 822.
157. Zorn ist ein kurz Vnsinnigkeit. – Petri, II, 822.; Sutor, 49.
»Sie kranckt das Hertz vnd thut jhm leid.« – Eberhard im Armen Flötenspieler hat dafür: »temporäre Tollheit.« Und ein jüdisch-deutsches Sprichwort sagt: Kaas is twojde-sure, d.i. Zorn ist Götzendienst. Der Talmud (Trakt. Schobbas 105.) sagt: Wer leicht in Zorn geräth, ist so strafbar wie derjenige, welcher Götzendienst treibt. – Die Araber: Zornglut ist ein hässlich Rasen, die von Unbill aufgeblasen. (Hlawatsch, 223.)
It.: Ira è breve furor. (Giani, 865.)
158. Zorn ist ein Mann, Sanfftmuth eine Fraw. – Lehmann, 924, 23.
159. Zorn ist ein scharffer dampf. – Lehmann, 923, 4.
160. Zorn ist ein wackrer Hausshund, der mit bellen vnnd beyssen schädliche Leut vnnd Thier verjagt. – Lehmann, 923, 7.
Böhm.: Časem hnĕvati se neš kodí. (Čelakovsky, 113.)
Poln.: Gniewaé się podczas niewadzi. (Čelakovsky, 113.)
161. Zorn ist stumm.
162. Zorn ist wie vngeleschter Kalck. – Lehmann, 923, 4.
163. Zorn kan nichts als rumorn. – Lehmann, 923, 5.
164. Zorn kann nicht immer die Zunge im Zügel halten. – Winckler, XIX, 37.
165. Zorn läst ein böse letze (Verletzung, Wunde). – Lehmann, 925, 38.
166. Zorn leidet keinen Rath.
Lat.: Iracundia inimica consilio. (Seybold, 261.)
167. Zorn leiht Waffen. – Altmann VI, 402.
168. Zorn lest die warheit nicht sagen. – Petri, II, 822.
169. Zorn macht aus Freunden Feinde.
Böhm.: Hnĕv přátelstvo niší. (Čelakovsky, 113.)
170. Zorn macht blind.
It.: L' ira impedisce l' animo che non possa veder la verità. (Biber.)
Lat.: Impedit ira animum, ne possit cernere verum. (Froberg, 378; Philippi, I, 189.)
171. Zorn macht stark.
Lat.: Facit ira valentem. (Philippi, I, 148.) – Iram atque animos a crimine sumunt. (Juvenal.) (Philippi, I, 211.)
172. Zorn macht (den Menschen, die Leute) verworr'n. – Graf, 391, 591; Simrock, 12135; Meisner, 76, 2; Braun, I, 5477; Körte, 7157.
Mhd.: Zorn verirret den muot daz ein man niht weiz waz er tuot. (Otto.) (Zingerle, 182.)
Frz.: La colère rend poëte.
Lat.: Cupido atque ira pessimi consultores. (Seybold, 108.)
173. Zorn macht warm, der Neid bleibt kalt; jener lebt kurz, doch dieser wird alt.
Böhm.: Hnĕv ochhedí se vskoře; nenávist' neztopí ani maře. (Čelakovsky, 113.)
Poln.: Gniew rychło opłonic, niena wiśi ani utsnie. (Čelakovsky, 113.)
174. Zorn mit Ohnmacht wird verlacht.
Dies Sprichwort hat Lichtwer zur Ueberschrift einer Dichtung genommen. (Düsseldorf, II.)
175. Zorn ohn gewalt gilt nur ein mückenfuss. – Lehmann, 926, 52.
176. Zorn ohne Gewalt stirbt bald.
177. Zorn ohne Macht wird verlacht (ausgelacht). – Simrock, 12141; Körte, 7158; Schulfreund, 85, 14.
Böhm.: Hnĕv bez vlády málo vadí. (Čelakovsky, 114.)
Engl.: Anger can 't stand, without a strong hand. (Gaal, 1804.) – Don 't bark, if you can 't bite. (Masson, 390.) – If you cannot bite, newer show your teeth.
Frz.: Courroux est vain sans forte main. (Kritzinger, 184a.) – Quand on ne peut mordre il ne faut pas [606] aboyer, on ne doit pas montrer les dents. (Masson, 889.)
It.: Domeneddio seppe quel che fece a non far i denti alle rane. (Gaal, 1804.) – Fuoco di paglia ha poca vaglia. – Ira senza forza nulla vale. (Gaal, 1804.) – Ira senza forza subito si smorza. (Giani, 866.)
Lat.: Vana est sine viribus ira. (Livius.) (Gaal, 1804; Binder I, 1820; Philippi, II, 240; Schonheim, V, 2.) – Non bene cum gracilione gigas.
Poln.: Gniew bezsilny niejest silny. – Gniewa się baba na targ, a targ o tém niewié. – Nie mógł po koniu, wię e po hołolach. (Masson, 389.)
Schwed.: Wrede utan macht hår hin hålo sammon bracht. (Grubb, 629.)
178. Zorn schadet niemand mehr, als dem Zornigen.
179. Zorn schlägt bei hellem Sonnenschein wie Donnerwetter ein; doch wenn das Blitzen ist vorbei, so folgt sehr bald die bittre Reu. – Chaos, 577.
180. Zorn schneidet das Leben ab.
181. Zorn sticht andere mit Nadeln und sich selbst mit Dolchen.
182. Zorn stilt man mit sanfftmuth vnd nachgeben. – Lehmann, 926, 49.
183. Zorn thut nichts guts, wo man jhn nicht bricht. – Petri, II, 822.
184. Zorn tödtet den Unschuldigen wie den Schuldigen. – Graf, 410, 68.
Mhd.: Zorn totit schire den unschuldigen alze den schuldigen. (Danniels, Wörterbuch, 320, 20.)
185. Zorn und Gewalt werden in Einem Hause nicht alt.
Lat.: Fulmen est, ubi cum potestate habitat iracundia. (Philippi, I, 165.)
186. Zorn und Kaffee müssen warm genossen werden.
Holl.: De toorn is als de koffij, men moet ze warm drinken, wil men niet, dat er de geur van vervliegt. (Harrebomée, II, 340a.)
187. Zorn und Liebe geben schlechten Rath.
188. Zorn und Lust sind böse Rathgeber. – Gaal, 1799.
It.: Chi s' adira non è consigliato. (Gaal, 1799.)
Lat.: Ira atque cupido sunt pessimi consultores. (Gaal, 1799.)
Ung.: A' harag és a' szerelem ket, roszsz tanátsadó. (Gaal, 1799.)
189. Zorn und Rache halten nicht lange Rath.
Holl.: Toorn en wrook beraden zich niet lang. (Harrebomée, II, 340a.)
190. Zorn und Schmerz bringen Muth und Stärke.
Bei Tunnicius (217): Tôrn unde smerte brengen den môt unde sterkde. (Ira dolorque viris animum cum viribus addit.)
191. Zorn und Uebermuth thun selten gut. – Grubb, 908.
Lat.: Exitio multis fastus et ira facit. (Philippi, I, 144.)
192. Zorn und Unsinnigkeit ist das grösste Unglück im Unglück.
193. Zorn und Untreu trifft sich selbst.
Lat.: Iratis nemini magis nocet, quam sibi. (Chaos, 413.)
194. Zorn und Wuth nicht lange leben thut.
195. Zorn vberwind die lieb. – Lehmann, 926, 55.
196. Zorn verjagt die Leute.
197. Zorn verscheucht den Segen.
198. Zorn vnd Falschheit sei vom Tisch weit. – Petri, II, 822.
199. Zorn vnd gelt verwirren die Welt. – Henisch, 1477, 48; Petri, II, 822; Simrock, 12146.
Lat.: In mundo mira faciunt jam munus, et ira, mollificant dura, pervertunt singula jura. (Sutor, 59.)
200. Zorn vnd hass, der unbillich ist, wird Gott straffen zu seiner frist.
Lat.: Iras iniustas, Dominus non sinit inultas. (Loci comm., 94.)
201. Zorn wird mit Sanftmuth gestillt. (Grubb, 706.)
202. Zorn wird mit Scheltworten nicht gestillt.
203. Zorn wohnt in des Narren Hertzen. – Petri, II, 822.
*204. Bei dem got's im Zorn wie bei 'r Katz. (Ulm.)
*205. Der hat einen Zorn, der könnt' eine Nuss mit d' Asch ufbeisse. (Rottenburg.)
*206. Der Zorn hat jhn vberschnellet vnd auff den Esel gesetzt. – Dietrich, Weisheit, II, 90.
[607] *207. Der Zorn sitzt ihm auf der Nasenspitze. – Burckhardt, 467.
Jeden Augenblick bereit, loszubrechen.
*208. Er hat einen Zorn wie eine Bruthenne. (Nürtingen.)
*209. Er könnte vor Zorn übersche (über sich) scheissen, wie eine Lerche. (Nürtingen.)
*210. Es möchte Einer vor Zorn aus der Haut fahren. – Mayer, II, 217.
*211. Was man da für Zorn hineinfressen muss. – Mayer, II, 217.
212. Der Zorn der Liebenden wird nicht alt.
It.: Sdegno d' amante poco dura. (Bohn I, 125.)
213. Ein kleiner Zorn stärkt die Liebe.
It.: Sdegno cresce amore. (Bohn I, 125.)
214. Verliebter Zorn ist bald verlorn.
It.: Sdegno d' innamorato poco dura. (Giani, 160.)
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