[1450] 1. Auf Rach' folgt Ach. – Körte, 4876; Körte2, 6109; Simrock, 8060; Frost, 140.
2. Blinde Bache, schlimme Sache.
Lat.: Saepe vindicta obfuit. (Philippi, II, 163.)
3. Der rache seind die Händ ans Hertz gebunden. – Lehmann, 590, 7; Sailer, 174; Simrock, 8064.
4. Die rach wirt nimmer zur hurn. – Franck, I, 52b; Eyering, I, 565; Gruter, I, 21; Lehmann, 589, 1; Simrock, 8066; Körte, 4875.
Weil sie auf keine Unterhandlungen eingeht.
5. Die Rache ist ein Gericht, das man kalt verspeisen muss.
Man sagt, Napoleon III. habe diesen Satz zur Richtschnur seines Handelns genommen, im Juli 1870 scheint er aber davon abgewichen zu sein.
6. Die Rache ist süss, man verdirbt sich aber oft den Magen daran.
Darum sagen die Araber warnend: Wenn die Rache auch ein Scherbetkrug wäre, so nippe doch nicht daran. Jüdisch-deutsch in Warschau: A Nekume (Rache) is a güter Bissen.
Lat.: At vindicta bonum vita jucundius ipsa. (Juvenal.) (Philippi, I, 48.)
7. Die Rache ist süss, sagte der geohrfeigte Junge, als er der Meisterin die Sahne austrank.
8. Die Rache soll man Gott anheimstellen.
It.: Chi vuol giusta vendetta in Dio la rimetta. – Siedi e gambetta e vedrai tua vendetta.
9. Ein rach volget der andern nach. – H. Sachs, III, CXXVIII, 1.
10. Eine Rach gebirt die ander. (S. ⇒ Rache 12 und ⇒ Recht.) – Lehmann, 591, 28; Simrock, 8059; Graf, 424, 192; Sailer, 174.
»Ein Rach gebirt die ander nach vnd folgt ein schmach der andern nach.« (H. Sachs, CCCXCVI, 1.)
11. Es ist keine schönere (süssere) Rache als verzeihen.
It.: Il perdono è la più bella vendetta. – Nobile maniere di vendetta è il perdonare, quando l'uomo ha podere di vendicarsi.
12. In der Rach wird ein klein recht zu grossem vnrecht. – Lehmann, 591, 36; Sailer, 174.
13. Kein schmertzlicher rache als wann man einen der rach nicht würdigt. – Lehmann, 590, 9.
14. Rach bleibt nicht vngerochen. – Lehmann, 589, 4; Sailer, 174; Simrock, 8058; Körte, 4870; Braun, I, 3403; Graf, 424, 192.
Lat.: Magnum est malum, malum non posse ferre. (Chaos, 725.)
15. Rach' ist neues Unrecht. – Sailer, 174; Simrock, 8056; Körte, 4872; Graf, 424, 189; Braun, I, 3402.
Die Rache oder Selbsthülfe gehörte im altdeutschen Rechte zu den ordentlichen Rechtsmitteln. (S. ⇒ Recht.) Es war natürlich, dass eine Fehde, wenn kein Vergleich (s. ⇒ Vergleichen) zu Stande kam, die andere hervorrief.
16. Rach ist süss, sagte die Schlange.
17. Rach ist süsser als das Leben. – Froschm., VIIb; Petri, II, 508.
Lat.: Inimicum ulcisci vitam est accipere alteram. (Publ. Syr.) (Philippi, I, 198.) – Vindicta bonum vita jucundius ipsa. (Juvenal.) (Seybold, 44; Binder I, 1849; II, 3544; Kruse, 8.)
18. Rach lest ihr nicht in schildtreden. – Lehmann, 589, 3.
»Wer ihr zuwider ist, der ist ihr Kreuz.«
19. Rach thut sanfft, aber gibt bösen Lohn. – Lehmann, 591, 31; Chaos, 727.
20. Rache heilt keine Wunden.
It.: Per vendetta mai non sana piaga. (Guarini.)
21. Rache ist ein Schwert, das den, der's zieht, versehrt.
Mhd.: Swer alsô richet, daz er schadet im selben, der ist wîse niht. (Troj. Krieg.) (Zinkgref, 116.) – Man sol die râche miden, diu schaden ûf den rücke ladet.
22. Rache ist schwachen Seelen eigen. – Dove, 293.
Die Dänen nennen sie daher eine Weiberkrankheit.
Dän.: Hevngierighed er qvinde-soot. (Prov. dan., 289.)
Lat.: Minuti semper et infirmi est animi exiguique voluptas ultio. (Juvenal.) (Philippi, I, 251.) – Quo plura possis, plura patienter feras. (Seneca.) – Vindicta nemo magis gaudet quam femina. (Juvenal.) (Philippi, II, 147 u. 251.)
23. Rache ist süss, verzeihen süsser. – Dove, 63.
»Rache ist süss, aber nur für solche, die keine Kränkung ertragen können.«
[1451] Böhm.: Dobrá vĕc nehrati na mštĕnou. (Čelakovský, 115.)
Lat.: Infirmi est animi exiguique voluptas ultio. (Juvenal.) (Philippi, I, 195.)
24. Rache macht ein kleines Recht zum grossen Unrecht. – Simrock, 8057; Körte, 4871; Venedey, 142; Graf, 424, 190; Braun, I, 3404.
Dän.: Hevn er ny uret. – Hevn gjør liden ret til stor uret. (Prov. dan., 288.)
25. Rache thut niemals gut.
26. Rache trägt böse Frucht.
Mhd.: Ich hoere wîse liute jehen und si gemeine sprechen daz sînen schaden rechen vil manger dicke welle, der mit der râche velle sich in groezer ungemach. (Troj. Krieg.) (Zinkgref, 116.)
Böhm.: Pomsta človĕka na mnoho nese. (Čelakovský, 115.)
27. Rache üben gegen den Stärkern ist thöricht, gegen seinesgleichen gefährlich und gegen Schwächere niederträchtig.
It.: È la vendetta usata col più forte follia, coll' eguale periglio, col minore viltade. (Metastasio.)
28. Schnelle Rach vnd geher Zorn haben offt gut Spiel verlohrn. – Petri, II, 531.
Böhm.: Kvapná pomsta, hotová škoda. (Čelakovský, 115.)
29. Späte Rache rächet hart. – Grubb, 766.
30. Wer seine Rache Gott befiehlt, der hat sich am besten gerächt. – Röm. 12, 19.
Dän.: Hvo best vil hevne sig, befale gud det. (Prov. dan., 288.)
It.: Chi vuol giusta vendetta in Dio la rimetta. (Pazzaglia, 396, 1.)
31. Zur rach biss einn schneck, zur wolthat einn vogel. – Franck, II, 8063; Lehmann, II, 903, 30; Simrock, 8063; Körte, 4874.
32. Zur rach biss langsam, zur tugent schnell. – Franck, I, 55a.
»Sein (Heinrich des Vogelstellers) sehr löblicher Spruch war: Sis tardus ad vindictam, celer ad benefaciendum = sey langsam zur Raag, hurtig Gutes zu thun.« (Gottfrid, XXII.)
Dän.: Til hevn vaer en snegel, til velgierning en fugl. (Prov. dan., 283.)
33. Zur Rach' sei gemach. – Simrock, 862; Körte, 4873; Sutermeister, 146.
34. Schnelle Rache thut nicht gut, drum bewahre kaltes Blut.
It.: Aspetta tempo e loco a far la tua vendetta, che la non si fa mai bene in fretta. (Giani, 1710.)
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