1. Angeboren Blut queint, wenn's gleich nur ein Tröpflein wäre. – Henisch, 437; Petri, II.
D.h. Blutsfreunde treten ans Herz.
2. Blut arm, gut Edl; gut arm Blut Edl. – Sutor, 240.
Lat.: Nobilis est ille, quem nobilitant bene villae.
3. Blut fordert Blut. – 1 Mos. 9, 6; Schulze, 4; Simrock, 1167; Eiselein, 85.
Lat.: Quicunque effuderet humanum sanguinem, fundetur sanguis illius.
4. Blut ist dicker als Wasser. – Simrock, 1168.
Vom Einfluss verwandtschaftlicher Verhältnisse. Das Sprichwort ist physiologisch begründet; denn, das Wasser zu 1,000 angenommen, hat das Blut der Schlangen ein specifisches Gewicht von 1,036, der Menschen und warmblütigen Thiere von 1,050.
Dän.: Blodet er aldrig saa tyndt, det er jo tykkere end vand. (Prov. dan.)
Engl.: Blood 's thicker than water. (Bohn II, 231.)
5. Blut ist nicht Wasser. – Kirchhofer, 203.
6. Blut rinnt zusammen, hat der Geissbock gesagt. – Simrock, 1170.
7. Blut rinnt zusammen, hat der Schneider gesagt, hat den Geissbock in die Multen gestochen.
8. Blut wird nicht mit Blut ausgewaschen, sondern mit Wasser.
9. Das Blut fliesst nicht mehr in die Adern zurück, ist's einmal heraus.
10. Das Blut ist im Herzen; wenn du ausspuckst, ist's weiss. (Surinam.)
Ins Gesicht Freund, im Herzen Feind.
11. Das Blut kreucht, wo es nicht gehen kann. – Pistor., V, 14; Lehmann, II, 57, 11; Henisch, 437; Simrock, 1169.
Blutsfreundschaft lässt sich nicht bergen; oder auch: Jeder sucht fortzukommen, so gut er kann und die Kräfte dazu hat.
Holl.: 'T bloet cruupt daert niet gaen en can. (Fallersleben, 621.)
Lat.: Ire bonus sanguis quo nescit repit et anguis. (Sutor, 861.)
12. Das Blut lauft da zusammen, wo der Schlag geschehen ist. – Winckler, XV, 66.
13. Das blut schreiet zu gott. – Franck, I, 53a.
14. Dat Blôt kruppt1, war 't2 nich gân kan. (Ostfries.) – Frommann, II, 536; Eichwald, 137.
1) Kriecht.
2) Wohin es.
15. Der eine mit Blut, der andere mit Gut.
Holl.: De een het bloed, de oôr het good. (Harrebomée, I, 62.)
16. Der Nächste am (im) Blut, der Erste (Nächste) zum (im) Gut. – Simrock, 1171; Hillebrand, 145; Eisenhart, 283; Estor, II, 69; Hertius, I, 84; Pistor., I, 84; Grimm, Rechtsalt., 470; Eiselein, 85.
Das Sprichwort drückt den Satz aus, dass, wo ein Testament fehlt, die Erbfolge durch die Nähe der Verwandtschaft mit dem Erblasser bestimmt werde. In seiner allgemeinen Form scheint es auch in Widerspruch mit den Testamenten treten zu wollen. (S. ⇒ Sippe.)
Holl.: Die naest in't bloed, is naest in't goed. – Het naaste bloed erft dooden goed. (Harrebomée, I, 63.)
17. Du junges Blut erspar' dein Gut, weil der's im Alder nedig dit. – Curtze, 363, 581.
18. Edel und unedel Blut ist von Einer Farbe. – Winckler, III, 71.
19. Eigen Blut geht vor.
Holl.: Eigen bloed gaat voor. (Harrebomée, I, 63.)
[410] 20. Erst gesundes Blut, dann grosses Gut und schöner Hut.
21. Erst kommt gesundes Blut, darauf ein schöner Hut und dann erst grosses Gut.
Plato ordnet: Gesundheit, Schönheit, Reichthum. Ein anderer Weiser sagt: »Gesund und weise sind zwei Güter des Lebens zumal; darum sorge, dass in einem gesunden Leibe eine gesunde Seele wohne.«
22. Et is kein Blaut so dünne, et rinnet näu. (Westf.)
Will sagen, dass auch entfernte Verwandte Anhänglichkeit aneinander haben.
Dän.: Hvor blodet ei kand komme hen, der kryber det hen. – Blodet kryber der intet kand gaae.
Holl.: Het bloed kruipt, daar het niet gaan kan, zei de bankeroetier, en hij veegde zijn gat tegen de poort aan. (Harrebomée, I, 31.)
23. Frisch, frei und unverzagtes Blut ist junger Gesellen Heirathsgut.
Lat.: Primum recte valere, proxima forma, tertio loco divitiae. (Erasm., 121.)
24. Frünnes Blaut dat quillt, und wenn et âk mant ein Droppen is. – Schambach, 25.
Das Schicksal unserer Freunde und Verwandten, auch wenn die Verwandtschaft entfernt ist, erregt unsere Theilnahme. Beleidigungen und Mishandlungen, die ihnen widerfahren, erregen unsern Zorn.
25. Gleich Blut, gleiche Glut und gleiche Jahre machen die besten Paare. – Sailer, 70; Eiselein, 85.
Engl.: Like blood, like good and like age make the happiest marriage. (Bohn II, 443.)
It.: Ove non è ugualità, non ci è mai perfetto amore. (Pazzaglia, 16.)
Lat.: Cascus cascam ducit (i.e. vetulus annum). (Philippi, I, 74.) – Si qua voles apte nubere, nube pari. (Philippi, II, 190.)
Ung.: Hogyha házasodni akarsz, végy magadhoz hasonlót. (Gaal, 736.)
26. Gleiches Blut, gleiche Glut.
27. Gut Blut lügt nicht.
Der gutgeartete Mensch zeigt sich wie er ist. Das Blut verleugnet sich nicht.
Dän.: Blodet drager, sagde klokkeren om kimeren. (Prov. dan., 75.)
Frz.: Bon sang ne peut mentir. (Lendroy, 998.)
Holl.: Duitsch bloed kan niet liegen. (Harrebomée, I, 63.)
28. Halb ans Blut, halb ans Gut. – Hillebrand, 153; Beseler, System des gemeinen deutschen Privatrechts, III, 126.
Der Anerbe eines geschlossenen Bauernguts, d.h. der unter den Erben zur Nachfolge im Besitz Berufene, hat seinen Geschwistern eine Abfindung zu geben, die aber in der Regel erst dann gezahlt wird, wenn der Abgefundene eine selbständige Wirthschaft beginnt. Wenn nun ein Abgefundener stirbt, während er noch auf dem Hofe ist, so fällt die Abfindungssumme nach manchen Rechten ganz (s. ⇒ Were) ans Gut, nach andern – und dies sagt das obige Sprichwort – nur halb.
29. Heisses Blut thut nicht gut.
30. Je näher am Blut, desto gefährlicher.
31. Je rascher Blut, je kühner Muth.
32. Jung Blut hat stets ein frischen Muth. – Lehmann, II, 286, 78.
33. Junges Blut, bewahr' (spar') dein Gut, Armuth im Alter wehe thut. – Kirchhofer, 194; Simrock, 546; Eiselein, 85; für Waldeck: Curtze, 363.
Engl.: White money is to be reserved for sorrowful days.
Lat.: Juveni parandum, seni utendum. (Seybold, 269; Binder I, 834; Philippi, I, 218.)
34. Junges Blut, friss dein Gut; im Alter nichts mehr schmecken thut. – Körte, 660; für Waldeck: Curtze, 363.
35. Junges Blut kocht bald über.
Span.: La sangre sin fuego hierve. (Bohn I, 228.)
36. Junges Blut, spar' dein Gut. – Sailer, 71.
37. Junges Blut, spar' dein Gut, dass dir's im Alter auch schmecken thut (oder: im Alter schmeckt's noch einmal so gut). – Körte, 659; Struve, II, 11; Müller, 52, 1; Steiger, 481; Mayer, I, 210.
Dies Sprichwort rufen alte, durch Erfahrung klug gemachte Personen der Jugend zu. Wenn die Kräfte des Körpers den Erwerb der zum Bestehen unentbehrlichen Bedürfnisse nicht mehr zulassen, dann sieht man erst den Werth dessen ein, was man in jungen Jahren verschleudert oder nicht genug zu Rathe gehalten hat.
39. Junges Blut, verzehr' dein Gut, im Alter schmeckt dir's nit mehr gut.
[411] 40. Mein Blut kocht, sagte der Teufel, da sass er zwischen zwei Pfaffen, die ihn bekehren wollten, aber jeder zu einem andern Glauben (oder: und er sollte beichten).
Engl.: My blood is beginning to boil, as the live lobster said to the saucepan. (Hagen, II, 104, 20.)
41. Nächst Blut, nächst Gut. – Heimbach, Lehrbuch des particularen Privatrechts der zu den Oberappellationsgerichten Jena und Zerbst verbundenen Länder, S. 511.
Hat die Bedeutung von Blut 16.
42. Nur kalt Blut, sagte der Koch zu den Krebsen, als er sie in die siedende Pfanne warf.
Engl.: Take it coolly, as the jew said to the light sovereigns when he was sweating them. (Hagen, IV, 103, 12.)
43. Thiar't Blud egh kem (guegh) kan, thiar kreapt hat. (Nordfries.) – Lappenkorb.
Wo das Blut nicht (hin) kommen (gehen) kann, da kriecht es (hin).
44. Unschuldig Blut schreiet zum Himmel. – 1 Mos. 4, 10; Schulze, 3.
45. Wälsch (französisches) Blott det genge Dütsche got. (Aachen.) – Firmenich, I, 491, 15; hochdeutsch bei Simrock, 11174.
Welsch Blut thut keinem Deutschen gut.
46. Warmes Blut will strenge Hut. – Sprichwörtergarten, 369.
47. Wenn man österreichisch und bairisch Blut in einen Topf thut, macht das eine das andere herausspringen. – Sailer, 320.
Hat seine Entstehung wahrscheinlich in dem Kriege von 1707 zwischen Ludwig dem Baiern und Friedrich von Oesterreich.
48. Wenn's Blut verdorben, muss man zur Ader lassen.
Eine irrige Ansicht früherer Zeit, in welcher Blutentziehungen zu einer Gewohnheit geworden waren, weil man in ihnen ein Heilmittel gegen fast alle Krankheiten erblickte. Als in Preszowice (kleine Stadt in der Nähe von Krakau) auf einer Versammlung der Reichsstände von den Jesuiten der Antrag vorgebracht wurde, ihnen die Eröffnung einer Lehranstalt in Krakau zu gestatten und sie unter andern Gründen auch den anführten, dass sie auch »Landesblut, Landesadel« seien, erwiderte ihnen Zebrzydowski darauf: »Wenn aber das Blut verdorben ist, muss es abgezapft werden.« (Wurzbach I, 255.)
49. Wer mein Blut hat, ist mein Erbe. – Hillebrand, 145.
Drückt den Satz: Der Nächste am Blut u.s.w. (s. 16, 41 u. 53) noch allgemeiner aus, indem es von dem Grade der Verwandtschaft absieht. (Maurenbrecher, Lehrbuch des deutschen Privatrechts, zweite Auflage, II, 583.)
50. Wo Blut geflossen ist, kann der Baum der Vergessenheit nicht gedeihen.
Mit diesem, den Indianern entlehnten Sprichwort, vertheidigt man in Brasilien (Sanct-Paul) die Blutrache, oder weist versöhnliche Vorschläge damit zurück.
51. Wo das Blut nicht hinläuft (nicht gehen kann), da kriecht es hin.
Wird gebraucht, wenn man von einem Verwandten hört, dass ihm irgendein Schaden geschehen ist, um zu sagen, dass einem das mehr wehe thut, als wenn man es von einem gänzlich fremden Menschen vernommen habe.
52. Wo't Blot nich hen löppt, doa krüppt hen. (Ukermark.)
Holl.: Het bloed kruipt, daar het niet gaan kan, zei de bankeroetier, en hij veegde zijn gat tegen de poort aan. (Harrebomée, I, 63.)
53. Z'nächst beim Blut, z'nächst beim Gut. – Kirchhofer, 249; Körte, 658.
Aeltestes deutsches Erbgesetz. (S. Blut ⇒ 16 u. ⇒ 41.)
*54. A wurde wie a Blut unterm Gesichte. – Gomolcke, 260.
*55. Blaut vör dem Wagen hewwen. (Westf.)
Kräftige Pferde.
*56. Blut lassen müssen.
Kürzer: bluten, einen Verlust leiden müssen. Wenn bei den Alten die Soldaten etwas Grosses verbrochen hatten, so wurde ihnen eine Ader geöffnet, was man »Blut lassen« nannte.
*57. Blut und Wasser schwitzen.
Sich aufs äusserste anstrengen, viel leiden.
*58. Blut weinen. (Altgr.)
Sprichwörtliche Hyperbel. Von sehr schmerzlichen Thränen. Man brauchte diese Redensart vor alters auch, um zu bezeichnen, dass sich jemand durch keine unserer Bitten bewegen lasse. Er würde es nicht thun, auch wenn man Blut (Blutsthränen) weine.
[412] *59. Das macht böses Blut.
Holl.: Het zet kwaad bloed. (Harrebomée, I, 63.)
*60. Der kann einem Blut (Aam Dam) reden. (Jüd.-deutsch.) – Tendlau, 279.
Einen durch Reden bis aufs Blut verwunden.
*61. Ein junges Blut.
Ueber armes, frommes, gutes, redliches, unschuldiges u.s.w. Blut vgl. Grimm, II, 171 fg.
*62. Einem das Blut unter den Nägeln aussaugen.
Ganz, bis aufs Aeusserste. Von äusserster Erpressung.
*63. Einen bis aufs Blut ärgern. – Sandvoss, 137.
*64. Er hat in Blut und Leben nichts.
Lat.: Ne in pelle quidem. (Suidas.) (Philippi, I, 14.)
*65. Er redet einem unreines Blut und Brot (Aam Dam Lechem Megorel). (Jüd.-deutsch.) – Tendlau, 380.
Er spricht eine schwere Beschuldigung aus, wie die, unreines Blut u.s.w. auf den Altar gebracht zu haben.
*66. Er ward wie ein blut unter äugen. – Agricola, 615; Campen, 74; Latendorf, 105.
*67. Es regnet blut. – Agricola, 740; Henisch, 432.
Wenn jemand übertreibt, in Hyperbeln redet.
*68. Immer kalt Blut, Kusau! (Ostpreuss.)
*69. Kalt Blut und warm angezogen. (Königsberg.)
D.h. nicht so hitzig, sondern ruhig, sachte, besonnen!
*70. So lange das Blut in meinen Adern rinnt –
werd' ich der eingegangenen Verpflichtung treu bleiben, die Gesinnungen der Liebe und Freundschaft bewahren u.s.w.
zu11.
Der alte Volksglaube erwartete, wenn der Mörder den verlangten Reinigungseid meineidig ablege, so werde das in der Leiche stockende Blut unter Mitwirkung der Gottheit sich empören und neu aufwallen. Das Blut kreucht u.s.w. (Rochholz, Deutscher Glaube, I, 57.)
Altfries.: Ein Blod kräpt dag, want kniip et. (Hansen, 8.) Eigen Biut (Blutsverwandtschaft) kriecht doch (treibt doch oben), wenn es kneift.
Dän.: Blodet kryber, der intet kand gaen. (Prov. dan., 75.)
zu25.
It.: Il parentato dev' essere pari. (Marin, 19.) – Ove non è egualità, non v' è mai perfetta amore. (Pazzaglia, 16.)
Schwed.: Likhet i stånd är kärleksband. (Marin, 19.)
zu27.
It.: Il buon sangue giammai non può mentire. (Bohn I, 101.)
zu33.
Die Holländer: Kälbchen, spar dein Heu, der Winter ist lang. (Reisland, III, 17.)
zu36.
Lat.: Libidinosa et intemperans adolescentia effectum corpus tradit senectuti. (Philippi, I, 225.)
zu51.
»Gut redlich geblüt hat den sin, wo es nicht hinlaufft, da kreucht es hin.« (Loci comm., 204.)
Dän.: Hvor blodet eg kand komme ken, der kryber det hen. (Prov. dan., 75.)
Lat.: Ire bonus sanguis quo nescit, repitat anguis. (Loci comm., 204.)
[1020] 71. Allzeit soll das nächste Blut das nächste sein auf dem Gut. – Graf, 200, 111.
Holl.: Attida schel dat neste bloed sibst wesea tho den giut. (Hettema, Martin.)
72. Blaud werd wêer gaud. – Schambach, II, 23.
Blut wird wieder gut. Blutsverwandte versöhnen sich in der Regel bald wieder, wenn sie auch einmal in Streit gerathen.
73. Blut, das fliessen soll, bleibt nicht in den Adern. – Schlechta, 54.
74. Blut fordert Blut, Tod kettet Tod; ist es nicht durch Henkershand, so ist's durch Gotteshand.
»Das ist ein wahrer Spruch, der schon zu meines Grossvaters und dessen Vaters Zeiten gegolten hat.« (Aus dem Volksboten von Friedrich Friedrich, Prag 1859, I, S. 71.)
75. Blut ist ein ganz besonderer Saft.
Sagt Mephistopheles in Goethe's Faust.
76. Blut kocht ohne Feuer.
Span.: La sangre sin fuego hierve. (Bohn I, 228.)
77. Blut mag dünn sein, es bleibt doch dicker als Wasser.
In Schleswig etwa, um den Gedanken unseres Sprichworts auszudrücken: Verwandtschaft geht über Bekanntschaft.
Dän.: Blodet er aldrig saa tynd, at det jo er tykkere end vand. (Bohn I, 351.)
Engl.: Blood is said never to be so thin, il is still said to be thick than water. (Ausland.)
78. Bon' et Blaut nitt hinn goan kann, doa krüpet et hen. (Iserlohn.) – Woeste, 68, 41.
In Bezug auf Verwandten-Liebe.
79. Das Blut, das ausfliessen soll, bleibt nicht in der Ader. – Merx, 152.
80. Das Blut klagt allzeit den Handthätigen bei Gott an. – Graf, 337, 320.
Altfries.: Dat bloet clegget altyden oen goed wr din haud dedighe. (Hettema, VIII, 12, 162.)
81. Das Blut zieht, sagte der Küster vom Glöckner.
Dän.: Blodet drager, sagt klokkeren om kimeren. (Prov. dan., 75.)
82. Das geborene Blut nimmt Erbe und Busse. (S. ⇒ Blutgeld 2.) – Graf, 222, 290.
Altfries.: Dat barsee blot dat nimt dat erne und bothe. (Richthofen, 563, 14.)
83. Das nächste Blut erbt das Gut. – Graf, 200, 107.
84. Das nehest Blut, das nehest Erb. – Petri, II, 832.
85. Diar't Blud egh goagt, diar kreapt at dach. (Nordfr.) – Johansen, 58.
86. Edels bluot, grosser muot. – Nas, 32b.
87. Frisch Blut und alte Gewohnheit (Lebensweise).
88. Hîss Blât dît net gât. – Schuster, 1093.
89. Je besser Blut, je minder Muth.
Dän.: Jo bedre blood, jo mindre mood. (Prov. dan., 76.)
90. Je edler Blut, je sanfter Muth.
Dän.: Jo aedlere blod, jo mildere mod. (Prov. dan., 10.)
91. Je näher am Blut, je schlimmer die Brut.
93. Verliebtes Blut trägt Blum' auf dem Hut.
It.: Chi porta il fiore, sente d' amore. (Giani, 689.)
94. Viel Blut sauffen ist der Todt, sagen alle Aertzte. – Petri, II, 570.
95. Wer gesundes Blut, ist immer froh und gut. – Devisenbuch, 197.
96. Wer von Blut träumt, der wird Gold gewinnen.
Ein Sennenspruch auf der göschener Alp (Leitolf, Sagen, S. 557). Gold, Milch und Blut spielen im Glauben der heidnischen Vorzeit eine hervorragende Rolle. Den Götterhimmel mit all seinen Gestirnen, den Leib der Götter selbst, der nicht minder auch der ihrer Lieblingswesen, ihrer Gefolgs- oder Wappenthiere durchrinnt ein Geblüt, das pures Gold ist. Der Körper aller den Göttern geheiligt gewesenen Thiere war von Gold durchronnen. Golden ist der Hirsch, weil er der Leben nährenden Sonne angehört. Blut sollst du haben und ein Hintertheil vom Hirsche dazu, sagt Wuotan zum mecklenburger Bauer, der ihm jagen geholfen hat. (Vgl. Rochholz, Deutscher Glaube, I, S. 8.)
*97. A hotte bem Blutte nischte zu thun do. (Schles.) – Frommann, III, 416, 616.
*98. Bim Bluést. (Elsass.) – Frommann, II, 503.
Auch: Gotz bluést. Betheurungsformel beim Blute Christi. (S. ⇒ Kreuz.)
[1021] *99. Blut aus einer Rübe pressen.
Ein eben so lohnendes Geschäft wie: den Bock melken, oder wie man auch in Italien sagt: Oel aus der Romagna ziehen, weil dort der Oelbaum nicht gedeiht.
It.: Cavar sangue da una rapa. – Cavar l' olio di Romagna. (Giani, 1818.)
*100. Blut muss fliessen.
Mit dieser seither auch mit dem Zusatz: wie zu Doperloch sprichwörtlich gewordenen Redensart drang auf der Wahlversammlung zum ersten deutschen Zollparlament zu Doperloch bei Nicktgard . ... 1868 die österreichische Partei mit Messern auf die Kandidaten der deutschen Partei ein. (Niederschlesische Zeitung, 1868, Nr. 38.)
*101. Blut muss ich sehen.
Beim Kartenspiel, um zu sagen: Trümpfe müssen fallen.
*102. Blut und bloss sein. (Elsass.) – Klein, I, 54.
Das ist ganz nackt sein.
*103. Blut und Eisen. (S. ⇒ Eisen, Nachtrag.)
*104. Blut vergiessen wie Wasser. – 4. Mos. 12, 16. 24; 15, 23; Ps. 79, 3; Fabricius, 29.
*105. Danziger Blot vergeit nich. – Frischbier, I, 544.
*106. Das Blut möchte einem in den Adern starren. – Klix, 16.
*107. Der hat kein Blut in seinen Adern.
Ein schlaffer, träger Mensch. Blutfülle = Kraft, Blutmangel = Schwäche.
Frz.: Nauoir sang anse dente.
Lat.: Ex anguibus esse dentibus. (Bovill I, 202.)
*108. Eim das Blut mit etwas verstellen.
»Vnd wolt Gott, das dermal Agis der Fürst von Athen widerkem vnd den Wucherern jre verschreibung ein wenig leuderte, die weil dieselben so geschwind vnd vnchristlich stellen, das man eim das Blut (wie man spricht) damit verstellen möcht.« (Lauterbeck, CLXIX.)
*109. Er hat Blut geleckt.
Er wird nach erstem Genuss oder Erfolg begieriger.
*110. Er trinkt gern Blut.
In der Niederlausitz für Rothwein.
*111. Es steckt ihm im Blut, wär 's in den Kleidern, könnte man's ausbürsten.
*112. Etwas bis aufs Blut abschneiden.
Z.B. die Nägel, d.h. in einer Sache sehr scharf verfahren, etwas aufs Genaueste untersuchen. Die alten Römer drückten dies durch die Redensart aus: Recescare ad vivum, die sich bei Cicero findet. (Faselius, 225.)
*113. Hä kütt widder langsam bei Blot.
Seine Verhältnisse fangen an sich zu bessern.
*114. Kalt Blut, warm angezogen und 'n nassen Sack drüber. (Stettin.)
*115. Mit Blut schreiben.
Span.: La letra con sangre entra. (Don Quixote.)
*116. Ruhig Blut, Anton! – Kladderadatsch 1873, Nr. 27, 1. Beibl.
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