Bacchus

Bacchus

[163] Bacchus, bei den Griechen Dionysos, der Gott des Weins, war der Sohn Jupiter's und der Semele, einer Tochter des theban. Königs Kadmus.

Er wird gewöhnlich ganz unbekleidet, als ein Jüngling von weichen, runden Formen, einen Kranz von Weinlaub oder Epheu im langgelockten Haar, vorgestellt. In seiner Rechten trägt er eine Weintraube, oder den. Thyrsus, einen epheu- oder rebenumwundenen Stab mit einem Tannenzapfen als Knopf, in der Linken eine Trinkschale. Sein Gespann, wenn er fährt, sind Löwen, Tiger, Panther oder Centauren. Von der eifersüchtigen Juno verleitet, hatte Semele während ihrer Schwangerschaft Jupiter bewogen, sich ihr in seiner wahren Gestalt zu zeigen. Die Sterbliche vermochte seinen Anblick nicht zu ertragen und verbrannte an Jupiter's Blitzen, der aber die ihrem Schooße entfallene unreife Frucht aufnahm und in die eigne Hüfte verschloß, aus der nach drei Monaten B. zum zweiten Male geboren wurde. Die nisäischen Nymphen in Indien erzogen ihn; später wurde Silenus sein Lehrer und Begleiter. Im Gigantenkriege half er den Göttern siegen. Fast die ganze alte Welt durchzog er, um die von ihm erfundene Bereitung des Weines und die Anpflanzung der Reben allgemein zu machen, und überwand dabei viele Völker. Vorzüglich berühmt ist sein Zug nach Indien. Seinen Wagen umschwärmte beständig eine jauchzende Menge mit Epheu und Weinlaub bekränzter Weiber und Männer, welche Thyrsusstäbe schwangen, Flöten, Cymbeln und Pauken. ertönen ließen, und Satyrn und Faune schlossen sich ihnen an. Als der thracische König Lykurgus sich seinen Weisungen widersetzen und die angepflanzten Weinstöcke mit der Sichel umhauen wollte, schlug ihn B. mit Wahnsinn, sodaß er sich den eignen Fuß abhieb, den er für einen Weinstock hielt. Auch den ihm feindlichen König Pentheus von Theben und die drei Töchter des Minyas, welche das Bacchusfest nicht feiern wollten, traf seine Rache. Letztere verwandelte er in Fledermäuse. König Midas dagegen, der ihm den verlorenen Silen wieder zuführte, und Andere empfingen Belohnungen von ihm. Als er am Strande auf ein Schiff harrte, um nach Naxos überzusetzen, kamen tyrrhenische Seeräuber und wollten ihn als Sklaven entführen. Allein plötzlich umrankten Epheu und Weinreben auf offenem Meere ihr Fahrzeug; B. nahm die Gestalt eines Löwen an, zerriß den Schiffsherrn, verwandelte die Mannschaft, welche über Bord sprang, in Delphine und nur der Steuermann blieb verschont, weil er das Beginnen der Andern widerrathen. B. hatte mehre Geliebte, allein nur die vom Theseus verlassene Ariadne, welche er auf Naxos fand, erhob er zu seiner Gemahlin und machte sie unsterblich, wie seine Mutter, die er aus der Unterwelt in den Olymp führte, wo sie fortan Thyone hieß. Gewöhnlich opferte man B. Ziegenböcke, welche wegen des Schadens, den sie an den Weinstöcken thun, für seine Feinde galten. Seine Priester und Verehrer hießen Bacchanten und Bacchantinnen und die ihm geweihten Feste Bacchanalien, Orgien und Dionysien. Sie bestanden anfangs vorzüglich in der Nachahmung seiner Triumphzüge; arteten aber später in die üppigste und gröbste Zügellosigkeit aus und wurden deshalb im röm. Reiche 187 v. Chr. vom Senate verboten. Auch wurde B. der gute Gott genannt und am Ende jedes Gastmahls hieß es: noch einen Becher zur Ehre des guten Gottes.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1837., S. 163.
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