Claudius

[437] Claudius (Matthias), genannt Asmus oder der wandsbecker Bote, einer der besten deutschen Volksdichter, geb. 1740 zu Rheinfeld im Holsteinischen, erhielt seine wissenschaftliche Ausbildung auf der Universität Jena und lebte dann zu Wandsbeck bei Hamburg als Privatmann, wo er von 1770–75 eine politische Zeitschrift, »Der wandsbecker Bote«, herausgab. Einer 1776 in Hessen-Darmstadt erhaltenen Anstellung als Oberlandcommissair entsagte er noch im nämlichen Jahre, und kehrte nach dem ihm werthen Wandsbeck zurück, wo er auch wohnen blieb, nachdem er 1788 bei der schleswig-holstein. Bank in Altona als Revisor angestellt worden war. Erst kurz vor seinem Tode nahm er, um ärztlichem Beistande näher zu sein, bei seinem Schwiegersohne, dem Buchhändler Fr. Perthes in Hamburg, seinen Aufenthalt und starb auch daselbst im Jan. 1815 an Entkräftung. C. war ein Mann von höchst achtungswerthem Charakter, der inniges Gefühl für Wahrheit und Recht mit Frohsinn und Laune verband, und jedem Bedürftigen nach Kräften Trost und Hülfe spendete. Seine zerstreuten prosaischen und dichterischen Arbeiten, von denen viele durch ausgezeichnete Musiker componirt und Volkslieder geworden sind, wie z.B. das allbekannte »Bekränzt mit Laub den lieben vollen Becher,« gab er gesammelt und mit Ungedrucktem vermehrt zuerst unter dem Titel »Asmus omnia sua secum portans, oder: Sämmtliche Werke des wandsbecker Boten« (8 Bde., Hamb. 1775–1812) heraus, nach seinem Tode aber erschien davon eine unveränderte Ausgabe als »Matthias C.'s Werke« (4 Bde., Hamb. 1819). Abgesehen von einigen äußern Mängeln suchen sie in mannichfacher Form und gemeinverständlicher Sprache zum Edeln und Guten zu ermuntern, durch Spott und Verachtung vor Thorheit und Laster zu warnen und ergötzen häufig durch drolligen Witz und gemüthliche Laune.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1837., S. 437-438.
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