[561] Dialekte werden nach dem Griechischen die voneinander abweichenden Mundarten genannt, in denen die herrschende Sprache eines Landes in verschiedenen Gegenden desselben geredet wird und deren Unterschied ebensowol in der Aussprache als in eigenthümlichen Ausdrücken und Wendungen besteht. So zerfiel die eigentliche deutsche Sprache schon in den ältesten Zeiten in zwei Hauptmundarten, nämlich in die süd-und norddeutsche oder ober- und nieder- oder plattdeutsche, und diese theilen sich wieder in eine Menge Provinzialmundarten, an denen der Westfale, Brandenburger, Sachse, Baier, Östreicher, Schwabe und Schweizer leicht erkannt werden kann. In mancher dieser Mundarten spricht sich Einfalt und Biederkeit, Unschuld und Natur sehr anziehend aus, wovon z.B. die Dichtungen Joh. Konr. Grübel's (s.d.) in nürnberger Mundart und Joh. Peter Hebel's (s.d.) alemannische Gedichte Zeugniß geben. So herrscht auch in den Localpossen, welche auf den wiener Vorstadttheatern gegeben werden, meist die wiener Mundart vor, auf der ein großer Theil ihres komischen Werthes beruht, daher derselbe auch beibehalten werden muß, wenn dergleichen Stücke an Orten aufgeführt werden, wo diese Mundart nicht heimisch ist. Das Hochdeutsch aber oder [561] unsere allgemeine Schriftsprache ist keine Mundart, sondern seit Luther durch die vorzüglichsten Schriftsteller aus dem gesammten deutschen Sprachschatze herausgebildet worden; doch nähert sich ihm die Sprache der Gebildeten in ganz Deutschland mehr oder weniger. Auch darf mit Dialekt der Jargon (s.d.) nicht verwechselt werden. – Dialektik bedeutet eigentlich die Kunst, sich zu unterreden, und da eine vernünftige Unterredung nicht ohne vernünftiges Denken geführt werden kann, so wurde Dialektik von den Alten zuweilen gleichbedeutend mit Denklehre oder Logik gebraucht und sogar auf die Wissenschaft und Methode des speculativen Denkens angewendet, wodurch das Wesen der Dinge ergründet und das Wahre vom scheinbar Wahren geschieden werden soll. Neuere verstehen oft unter Dialektik blos die Disputir- oder Streitkunst und nennen daher Dialektiker einen Lehrer derselben oder Jemand, der darin besonders geübt ist, auch wol durch Misbrauch seiner Gewandtheit oder sogenannte dialektische Künste zu täuschen sucht. – Dialog hat mit dem Vorhergehenden gleiche Abstammung und bedeutet Gespräch, Unterredung zwischen mehren Personen; wenn daher ein Schriftsteller sich zur Darstellung seiner Gedanken der Gesprächsform bedient, so sagt man, er dialogisire oder wende die dialogische Methode an. Dies thaten insbesondere die alten griech. Philosophen, welche die Philosophie allgemein verständlich zu machen strebten, und ist in neuerer Zeit von Deutschen, z.B. von Moses Mendelssohn, Herder, Schelling und Andern nachgeahmt worden; vorzugsweise wird die dialogische Methode aber beim Schulunterricht benutzt. (S. Katechetik.) Im Drama (s.d.) wird der Dialog dem Selbstgespräche oder Monologe entgegengesetzt, und im Singspiele darunter der Theil des Textes verstanden, welcher gesprochen werden muß.