[673] Ephĕsus, eine der berühmtesten griech. Städte des Alterthums, ehemalige Hauptstadt von Ionien in Kleinasien, wurde ungefähr 1100 v. Chr. von den aus dem Peloponnes verdrängten Ioniern gegründet und lag nahe an der Mündung des schiffbaren Flusses Kayster, hatte einen schönen Hafen und war der Mittelpunkt des Handels von Vorderasien. Bis zu Anfange des 4. Jahrh. v. Chr. galt E. für eine der reichsten und schönsten Städte und der daselbst zwischen Stadt und Hafen gelegene Tempel der Diana (s.d.) wurde zu den Wunderwerken der alten Welt gerechnet; er war 425 F. lang, 200 F. breit, von außen und innen mit prächtigen Bildsäulen und Gemälden verziert, und die berühmtesten Künstler Griechenlands sollen 220 Jahre lang daran gearbeitet haben. Dessenungeachtet legte im Jahre 356 v. Chr., zufällig in der Nacht, wo Alexander der Große geboren wurde, ein Bürger zu E., Herostratus, der auf diese Weise berühmt werden wollte, Feuer darin an; der herrliche Tempel brannte fast ganz nieder, wurde aber von den Bürgern noch schöner als vorher aufgebaut, bis er endlich nach öftern Plünderungen durch Perser, Scythen und Römer zuletzt mit der Stadt 262 n. Chr. von den Gothen von Grund aus zerstört wurde, sodaß von diesem Wunderwerke nichts als einige unbedeutende Trümmer auf unsere Zeit gekommen sind. E. ist auch als Geburtsort vieler berühmten Gelehrten und Künstler des Alterthums, z.B. des Philosophen Heraklit und des Malers Apelles, sowie als mehrmaliger Aufenthaltsort der Apostel Paulus und Johannes denkwürdig, von denen Letzterer hier starb und jener hier seinen Brief an die Korinther schrieb. Ferner wurden daselbst 431 und 449 zwei ökumenische Kirchenversammlungen gehalten, von denen die letzte wegen der dabei vorgefallenen Thätlichkeiten den Beinamen der Räubersynode erhalten hat. Die Stelle der Stadt nimmt jetzt, nachdem sie seit 1283 unter türk. Herrschaft steht, ein elendes Dorf ein und heißt bei den Türken Aja Soluk.