Heilsordnung

[360] Heilsordnung (die) ist die unter Gottes Beistande herbeigeführte stufenweise Vervollkommnung des christlichen Lebens. Wie nämlich das äußere Glück des Menschen, so ist auch seine geistige Wohlfahrt als ein Geschenk der göttlichen Gnade anzusehen; denn die ihm angeborene Kraft zum Guten wird unter der besondern Fürsorge Gottes gepflegt und entwickelt, und ihr glückliches Gedeihen hängt ausschließlich von der Erfüllung der Bedingung ab, die Gott bei der Erziehung des Menschen zur Glückseligkeit verordnet hat. Zuerst nämlich wird der Christ von dem h. Geiste zur Glückseligkeit berufen, was geschieht, wenn er nach der richtigen Einsicht in die Grundwahrheiten des Christenthums, wie sie ihm durch das älterliche Haus, Schule und Kirche, Schrift und Beispiel zu Theil geworden ist, sich geneigt fühlt, dieselben zur Richtschnur seines Lebens zu machen. Gelangt er hierauf bei einer sorgfältigen Prüfung seiner selbst zur Erkenntniß seiner Sünden und durch diese zu der Überzeugung von der Nothwendigkeit der Buße und des Glaubens an Christus, als den Vermittler der sündenvergebenden Gnade Gottes, so ist er von dem h. Geiste erleuchtet, da es ihm jetzt an nichts fehlt, was ihn zu einem gottgefälligen Leben geschickt machen kann. Hat Scham und Reue über seine Sünde ihn vor Gott tief gebeugt, aber auch die hohe Zuversicht auf seine Gnade ihn wieder freudig erhoben, so tritt er in den Zustand der Rechtfertigung, in welchem er vor Gott nicht mehr strafwürdig erscheint, sondern in guten Werken die Früchte seiner gottgefälligen Gesinnung zeigt und anstatt der Furcht vor den Strafen der Sünde den Frieden Gottes in seinem Herzen trägt. Je tiefer von nun an in dem Gemüthe der Abscheu gegen die Sünde festgewurzelt ist, um so eifriger ist es der Erfüllung der Pflichten zugewandt, bis zuletzt jede böse Neigung, jeder unerlaubte Gedanke aus demselben verschwindet. Hiermit erreicht der Christ die höchste und letzte Stufe des christlichen Glaubens, die der Heiligung (s. Heilig), auf welcher er sich im Besitz eines reinen und von dem Elend der Sünde ungetrübten Lebens befindet. Ein Rückfall von ihr zur Sünde, was man selbst für unmöglich gehalten hat, bringt wenigstens die Sittlichkeit Dessen, bei dem er stattfindet, in die größte Gefahr, da der Unglückliche häufiger verzweifelt, als aufs Neue vor dem Richterstuhle Gottes sich demüthigt.

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Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1838., S. 360.
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