Macchiavelli

[3] Macchiavelli (Nicolo di Bernardo dei), der größte Staatsmann seiner Zeit, geb. 1469 zu Florenz aus einer der angesehensten Familien dieses Freistaats, gelangte seiner seltenen Fähigkeiten wegen frühzeitig zur Würde eines Cancelliere und bald darauf eines Staatssecretairs der Republik und wurde von 1500–11 zu zahlreichen Gesandtschaften an den päpstl., franz., kais. Hof und anderwärts verwendet. Seine ausgezeichneten Dienste sicherten ihn aber nicht vor Dürftigkeit und er mußte deshalb mehrmals die florent. Regierung um Unterstützung bitten. Als die Mediceer (s.d.) während der Kämpfe mit den Florentinern die Oberhand erhielten, ward M. aus dem Staatsdienst entlassen und der Verdacht der Theilnahme an einer Verschwörung gegen den Cardinal Giovanni dei Medici zog ihm sogar die Folter und Verbannung zu. Nach seiner Rückkehr im Jahre 1513 verfaßte er nun sein berühmtes Buch »Der Fürst«, das, buchstäblich genommen, freilich eine Anweisung ist, wie der Despotismus durch List und Gewalt zu begründen und um jeden Preis zu erhalten sei und die Veranlassung wurde, eine solche unmoralische und abscheuliche Politik macchiavellistisch und Macchiavellismus zu nennen. Man hat aber viel darüber gestritten, ob es M. damit Ernst gewesen, oder ob er nicht vielmehr beabsichtigte, die zu seiner Zeit in und außer Italien befolgte abscheuliche Politik in ihrer ganzen Blöße darzustellen, wozu M. als der gründlichste Kenner der alten Geschichte und der Geschichte seiner Zeit und als scharfsichtiger erfahrener Staatsmann, der den Werth und die den Umsturz, wie das Bestehen jeder Verfassung bedingenden Ursachen gründlich übersehen konnte, allerdings der Mann war. Der ersten Ansicht beipflichtend, bestritt unter Andern auch Friedrich II. noch als Kronprinz in seinem »Antimacchiavell«, jenes Buch von der fürstl. Herrschaft, das in die meisten lebenden Sprachen (deutsch von Rehberg; 2. Aufl., Hanov. 1824) und in Verbindung mit Friedrich II. Gegenschrift vom Grafen von Hohenthal-Städteln (Lpz. 1832) übersetzt worden ist. In seinen letzten Lebensjahren schenkten die Mediceer M. wieder Vertrauen, der dadurch aber bei den Florentinern in Misgunst kam und von ihnen verkannt und geschmäht 1527 starb. M.'s schriftstellerischen Ruhm sichert außerdem seine ausgezeichnete Geschichte von Florenz bis zum Jahre 1492, und seine Betrachtungen über die ersten zehn Bücher der röm. Geschichte des Livius, in denen er sich als enthusiastischen Bewunderer der Republiken der Alten zeigt.

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Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1839., S. 3.
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