[86] Maurokordatos (Alexander, Fürst), geb. 1787, Abkömmling einer Familie aus dem Fanar (s. Fanarioten), von der mehre Mitglieder seit dem 17. Jahrh. wichtige Bedienungen bei der hohen Pforte und die Hospodar würde in der Moldau und Walachei bekleideten, gehört zu den tadellosesten und einsichtsvollsten Führern des griech. Freiheitskampfs seit 1821. Als Begleiter seines Oheims, des Fürsten Karadja, verließ er die Walachei, um im Auslande Sicherheit zu suchen; sein Vater, Alexander M. aber, obgleich dem griech. Aufstande fremd, wurde sammt Frau und Töchtern das Opfer türk. Rache und seines Vermögens beraubt. Von Marseille aus ging der zum Staatsmann und Krieger gebildete M. 1821 mit einigen franz. Offizieren und geringen Geldmitteln nach Griechenland, wo er die ehrenvollste Aufnahme fand, überall für Einigkeit und Ordnung zu wirken suchte und schon 1822 vom Congresse zu Epidauros zum Präsidenten der vollziehenden Gewalt erwählt ward und auch sechs Monat den Oberbefehl im Freiheitskampfe mit Auszeichnung führte. Er suchte den Griechen Hülfsquellen zu eröffnen und namentlich die Theilnahme Englands zu gewinnen, hatte aber bei seinen Bestrebungen nach Gesetzlichkeit und Ordnung mit der Partei des Kolokotronis und Demetrius Ypsilantis und überhaupt mit den zwar tapfern, allein habsüchtigen und aller Zucht und Ordnung fremden griech. Militairchefs zu kämpfen, die selbst sein Leben gefährdeten und ihn 1823 bewogen, die abermals erhaltene Präsidentschaft niederzulegen. Er begab sich hierauf nach Hydra, veranlaßte den Entsatz von Missolunghi zur See, das auch früher auf seinen Betrieb in Vertheidigungsstand gesetzt worden war, führte wieder eine Zeit lang den Oberbefehl im westl. Griechenlande und machte 1824 die Entwürfe der Feinde gegen Akarnanien und Ätolien zu nichte. Nachdem aber Kolokotronis' Partei sogar Bürgerkrieg anzettelte und sich zur vorherrschenden machte, trat M. immer mehr in den Hintergrund und nahm im Oct. 1829 bei der neuen Einrichtung der Regierungsbehörde seine Entlassung. Unter der Regentschaft König Otto I. war M. Finanz- und Kriegsminister, seit 1833 Minister des Auswärtigen, der Marine und des kön. Hauses, wurde 1834 Gesandter am bair. und preuß. Hofe und 1835 Mitglied des Staatsraths.