[747] Rosenwülter (Joh. Georg), erster Professor der Theologie und Superintendent zu Leipzig, der wie wenig Gelehrte und Geistliche seiner Zeit, thätig und erfolgreich an der religiösen Aufklärung des Volkes gearbeitet und unter demselben ein dankbares Andenken hinterlassen hat, war der Sohn eines armen Tuchmachers (nachmals Schulmeister in Kolberg), und zu Umerstädt, einem Städtchen im Hildburghausischen, am 18. Dec. 1736 geboren. Nachdem er auf dem Gymnasium zu Nürnberg seine gelehrte Vorbildung erlangt hatte, studirte er seit 1757 in Altdorf Theologie, war längere Zeit Hauslehrer, dann zuerst 1767 Nachmittagsprediger in Hildburghausen, 1768 Pastor in Heßberg und 1772 Diakonus und adjungirter Superintendent in Königsberg in Franken. In Folge des Rufes, den er durch Abfassung mehrer gelehrten Schriften erlangt hatte eröffnete sich ihm 1773 als Professor der Theologie in Erlangen ein neuer Wirkungskreis, wo er auch 1775 die theologische Doctorwürde erhielt. Von hier folgte er 1783 einem Rufe als erster Professor der Theologie und Pädagogiarch nach Gießen, das er aber schon 1785 wieder verließ, indem er als Pastor an der Thomaskirche, Superintendent und vierter Professor der Theologie nach Leipzig berufen ward, wo sein Wirken hier das vielseitigste und segensreichste war. Mit dem größten Beifall hielt er über fast alle Zweige der Theologie Vorlesungen, und durch seine Predigten erwarb er sich die allgemeine, Liebe und Achtung der Bewohner Leipzigs. Die Verbesserung des Gottesdienstes durch eine gereinigte Liturgie, die Verwandlung der Privatbeichte in die allgemeine, die Einführung der öffentlichen Confirmation waren wichtige Veränderungen, die durch ihn bewirkt wurden. Das größte Verdienst erwarb er sich aber dadurch, daß er unter Mitwirkung des geheimen Kriegsraths Müller, damaligen Bürgermeisters, der Schöpfer und Begründer der in Leipzig so blühenden Schulanstalten, des Waisen- und Arbeitshauses, der Rathsfreischule und der Bürgerschule, wurde. Er starb am 14. März 1815, als der damals älteste Theolog aller deutschen Universitäten, im Leben hochgeachtet und im Tode tief betrauert. Unter den zahlreichen Schriften R.'s für den Jugendunterricht sind noch jetzt mehre, wie: »Religionsgeschichte für Kinder«; »Christliches Lehrbuch für die Jugend«, in den Volksschulen im Gebrauch. Seine Predigten sind durch natürliche Einfalt, Wärme, Herzlichkeit und Faßlichkeit Muster des populairen Vortrags. Eine Sammlung derselben gibt es unter dem Titel: »Predigten über auserlesene Stellen der h. Schrift für alle Sonn- und Festtage des Jahres« (2 Bde., Lpz. 1811). Von den Söhnen R.'s haben Ernst Friedr. Karl R., geb. 1768, gest. 1833, und Joh. Chri stoph R., geb. 1771, gest. 1820, beide Professoren an der Universität Leipzig, der eine als Kenner der morgenländischen Sprachen, der andere als Mediciner und Anatom den Namen berühmter Gelehrten erlangt.