[96] Schmetterlinge, Schuppenflügler oder Zweifalter (lat. Lepidoptera) bilden eine Classe der Insekten (s.d.), welche sich durch vier häutige und mit einem seinen Staube bedeckte Flügel auszeichnen.
Der Staub, welcher die Flügel in den schönsten, mannichfaltigsten bunten Farben erscheinen läßt, zeigt sich, wenn man ihn unter dem Mikroskope betrachtet, als kleine Federchen oder auf Stielen stehende, mannichfach gestaltete, zarte, aber regelmäßig beieinander stehende Schuppen. Am Körper sind die Schmetterlinge behaart und am Kopfe stehen lange Fühlhörner, zwei große zusammengesetzte Augen und mehre Nebenaugen. Eigenthümlich ist den Schmetterlingen noch der lange, spiralförmig gewundene Saugrüssel, der aus zwei Röhren zusammengesetzt ist. Die Larven oder Raupen der Schmetterlinge haben vorn sechs hornartige Füße und außerdem noch 4–10 Paar häutige Füße am Bauche und sind theils glatt, theils haarig, theils borstig, theils warzig. Der mit starken Freßwerkzeugen versehene Kopf ist hornig und hat auf jeder Seite sechs kleine glänzende Punkte, welche wahrscheinlich Augen sind An der engen Hülse der Puppe kann man die Theile des künftigen Schmetterlings bereits erkennen. Ehe sie sich verpuppt, pflegt sich die Raupe einmal oder mehre Mal zu häuten, dann hüllt sie sich zuweilen noch in ein eignes Gespinnst oder Cocon, innerhalb dessen dann ihre Verwandlung geschieht. Dabei bedient sie sich im Munde stehender Spinnwerkzeuge. Von den durch ihre Gefräßigkeit oft schädlichen Raupen nähren sich die meisten von Blättern, andere auch von Holz, Fett, Wachs u. dergl. Die Eier, welche das Weibchen legt, haben bei den verschiedenen Arten verschiedene Gestalt. Bald nach dem vollbrachten Geschäfte der Zeugung sterben die Schmetterlinge. Die gewöhnliche Eintheilung der Schmetterlinge ist die in Nacht-, Dämmerungs- und Tagfalter. – Die Nachtfalter pflegen am späten Abende und während der Nacht umherzufliegen. Sie haben borstenförmige, unten dicker werdende Fühlhörner, halten in der Ruhe die Flügel wagerecht, dachförmig oder um den Leib gelegt und haben Unterflügel, welche durch eine Haltborste in eine Grube der Oberflügel eingreifen. Zu ihnen gehören die Federmotten, deren Flügel wie aus kleinen Federn zusammengesetzt erscheinen; die Motten (s.d.); die Blattwickler mit rautenförmigen Flügeln; die Zünsler oder Aftermotten mit stumpf dreieckigen Flügeln in der Ruhe; die Eulen oder Eulchen. Ein solches ist das rothe Ordensband oder die Braut, mit grauen und dunkelbraunen Vorderflügeln, die mit schwarzen und weißlichen Zackenlinien gezeichnet sind, und schön karminrothen Hinterflügeln mit zwei schwarzen Rändern, von denen der äußere breiter und weißgesäumt ist; sowie der Purpurglanz oder die Brombeereule, welche breite, dunkelbraune Ränder an den Vorderflügeln, mit der Eule eigenthümlichen Nierenflecken hat, während die Hinterflügel hell gelblichgrau sind. Die Spanner haben meist breite, sein bestäubte Flügel, welche in der Ruhe flach und halb offen liegen. Ihre Raupen haben großentheils die Farbe und Gestalt dünner Baumzweige. Die Spinner haben fadenförmige, gekämmte Fühler, keine oder unausgebildete Saugrüssel, dicken Hinterleib, wolligen Rücken und wollige Vorderfüße, in der Ruhe dachförmige, fast wagrecht übereinander liegende Flügel. Die Raupen sind meist behaart und ihre Haare sollen schädlich, wo nicht giftig sein. Dieselben spinnen sich vor der Verwandlung [96] in ein Cocon ein. Zu dieser Gattung gehören der Processionsspinner, der Fichtenspinner, die Nachtpfauenaugen, der Atlas, ein überaus großer, in Ost- und Westindien lebender Schmetterling von zimmtbrauner Farbe mit einem großen, dreieckigen, durchsichtigen Flecke auf jedem Flügel, und vor allen der Seidenspinner. (S. Seide.) Die Bärenspinner haben Saugrüssel, bunte Unterflügel und sind übrigens den Spinnern ähnlich; ihre dicken Raupen haben sehr lang behaarte Warzen. Zu ihnen gehören der schwarze, der braune Bär u.s.w. – Die Dämmerungsschmetterlinge oder Schwärmer flattern in der Morgen- und Abenddämmerung umher. Die Unterflügel greifen mit einer Haltborste in einen Haken ein, welcher an der Unterseite der Oberflügel sitzt. Die Fühlhörner werden nach der Wurzel zu dünner; die Flügel haben in der Ruhe eine wagerechte oder dachförmige Lage. Die Raupen zeichnen sich durch ein auf dem Rücken stehendes Horn oder eine Erhöhung aus; die Puppen sind glatt und liegen meist in der Erde. Zu dieser Familie rechnet man die Widderchen mit sehr kleinen Hinterflügeln und dunkeln buntgefleckten Vorderflügeln, z.B. das Erdeichelwidderchen, welches schwarze oder stahlgrüne Vorderflügel mit sechs hochrothen Flecken und schwarzgesäumte, rothe Hinterflügel hat. Die Raupen der Widderchen sind sein behaart und haben Reihen von schwarzen Punkten. Die Glasschwärmer haben fast gar nicht bestäubte, glasartig durchsichtige Flügel; die Schwärmer haben schmale lange Vorderflügel und kurze Hinterflügel, beim Fliegen bringen sie einen summenden Ton hervor und ihre Raupen haben hinten ein Horn oder einen schildförmigen Fleck. Zu ihnen gehört das Abendpfauenauge, welches röthlichgraue, braungezeichnete Vorderflügel und rosenrothe Hinterflügel mit einem pfauenaugenartigen Flecke hat; der Wolfsmilchschwärmer mit olivengrünen, dunkel gezeichneten Vorderflügeln und schwarzen, in der Mitte rosenrothen Hinterflügeln; und der Todtenkopfschwärmer (nebenstehend nebst Raupe und Puppe abgebildet), welcher der größte europ. Dämmerungsfalter ist Kopf und Brustrücken sind schwarz und weiß bestäubt, ein bräunlichgelber Fleck auf dem Rücken hat Ähnlichkeit mit einem Todtenkopfe. Der dicke schwarze Hinterleib ist mit gelben Halbbinden und einem graublauen Rückenstreifen gezeichnet. Die Vorderflügel sind schwarzbraun, weiß bestäubt und ockergelb marmorirt, die Hinterflügel ockergelb mit schwarzen Binden. Seine auf Kartoffeln, Hanf u.s.w. lebende Raupe ist fünf Zoll lang, grüngelb mit hellblauen Schiefbinden und hat ein gekrümmtes Horn. Sie verpuppt sich in der Erde. – Die schönsten Schmetterlinge gehören zu den Tagschmetterlingen, welche am Tage umherfliegen und in der Ruhe die Flügel über dem Rücken emporgeklappt tragen. Die Hesperiden bilden gleichsam den Übergang von den Dämmerungsfaltern, indem sie auch noch in der Dämmerung umherfliegen und sitzend nur die Oberflügel aufklappen, während die Unterflügel horizontal liegen bleiben. Die Argusfalter sind klein und haben auf der Unterseite der Flügel mehre Augenflecken. Zu ihnen gehört der hochblaue, schwarzgeränderte Arion; auf der graulichweißen Unterseite seiner Flügel stehen viele schwarze Augenpunkte. Die Nymphen haben unausgebildete Füße und an der Körperseite herunterhängende Unterflügel. Die allgemein bekannten Schmetterlinge: Trauermantel, Distelsink, Tagpfauenauge, C-Vogel, Admiral, der große und kleine Fuchs sind Nymphen. Die Edelfalter oder Dryaden haben unten perlmutterartig gefleckte Flügel. Die Weißlinge sind [97] meist weiß mit wenigen schwarzen Flecken; die Gelbfalter gelb mit einem rothgelben Flecken auf den Hinterflügeln. Zu den Parnassiern mit breiten, meist durchsichtigen Flügeln gehört der Apollo, dessen weiße Flügel am Außenrande durchsichtig sind. Die Vorderflügel haben schwarze Flecke, die Hinterflügel zwei rothe, schwarz eingefaßte Flecke. Die Raupe ist haarig, sammetschwarz mit hochgelben Flecken und blauen Knöpfchen. Durch Größe und prachtvolle Farben ausgezeichnet sind die Ritter. Ein solcher ist z.B. der Schwalbenschwanz, welcher gelb ist, am Vorderrande der Vorderflügel drei ungleiche Flecken hat und am Außenrande beider Flügel einen breiten, schwarzen Saum mit gelben Flecken. Auf den geschwänzten Hinterflügeln stehen hellblaue Mondflecken und am Innenrande ein rothgelbes, dunkel gerändertes Auge. Anfangs ist die Raupe schwarz mit einem weißen Rückenfleck und rothgelben Dornen, später wird sie nackt und ist grün, mit schwarzen, rothgefleckten Gürteln. Sie hat hinter dem Kopfe zwei rothgelbe Hörner, welche sie willkürlich einziehen und ausstrecken kann.