Frankfurt

616. Frankfurt a. Main.
616. Frankfurt a. Main.
Mittleres Westdeutschland I. (Karten)
Mittleres Westdeutschland I. (Karten)

[604] Frankfurt am Main, Stadtkreis im preuß. Reg.-Bez. Wiesbaden [Karte: Mittleres Westdeutschland, 10, bei Rheinprovinz], bis 1866 eine der vier freien Städte des Deutschen Bundes, rechts am Main, (1900) 288.989 (1905: 336.985) E. (88.457 Katholiken, 21.974 Israeliten), Garnison, Oberlandes-, Land-, Amtsgericht, Oberpost-, königl. Eisenbahndirektion, Reichsbankhauptstelle, Handelskammer, Kommando des 18. Armeekorps, Akademie für Sozialwissenschaften, 3 Gymnasien, Mädchengymnasium, 2 Realgymnasien, 1 Oberreal-, 5 Real-, 7 höhere Mädchenschulen, 1 Lehrerinnenseminar, höhere Handelslehranstalt, 2 Konservatorien für Musik. Merkwürdige Gebäude: der Römer (Rathaus) mit dem Kaisersaal, bis 1866 Sitz des Frankfurter Senats, der 852 gestiftete kath. Dom, in dem seit 1562 die deutschen Kaiser gekrönt wurden, die evang. Paulskirche, 1848/49 Sitz der Nationalversammlung, der Thurn und Taxissche Palast in der Eschenheimer Gasse, 1816-66 Sitz des Bundestags, Opernhaus, Börse, Stadtbibliothek (über 200.000 Bde.), Goethes Geburtshaus (Sitz des Freien Deutschen Hochstifts) mit Goethemuseum, Hauptbahnhof, das Städelsche Kunstinstitut in Sachsenhausen, Deutsch-Ordenshaus, Senckenbergsches Stift (naturhistor. Sammlungen), Bethmannscher Antikensaal (Ariadne von Dannecker), Eschenheimer Turm (1428), Mainbrücke (265 m lg.; 1342). Wichtiger Handel, bes. Bankgeschäft, und Industrie [604] (Frankfurter Schwarz [s.d.], Wachstuch, Gold-, Silberdraht), 2 Messen, Schiffsverkehr auf dem kanalisierten Main (1886).

Urkundlich zuerst 793 gennant, wurde F. 843 Hauptstadt des Ostfränk. Reichs, nach Beseitigung der kaiserl. Vögte 1220 unmittelbare Reichstadt, 1356 Stadt der deutschen Königswahl, 1372 mit dem kaiserl. Schultheißenamt beliehen, seit 1562 Krönungsstadt der deutschen Kaiser. Nachdem Napoleon I. die reichsstädtische Verfassung 1806 aufgehoben, bildete er 1810 aus F. mit Hanau, Fulda, Wetzlar und Aschaffenburg für den Fürst-Primas des Rheinbundes, Karl von Dalberg, ein Großhzgt. F. (5230 qkm, mit 302.000 E.). 1815 zur Freien Stadt erklärt, war F. seit 1816 Sitz des Deutschen Bundes, 1848-49 der Deutschen Nationalversammlung (s. Deutschland, Geschichte), infolge seiner antipreuß. Haltung 16. Juli 1866 von Preußen besetzt und 18. Okt. 1866 Preußen einverleibt. Durch den Frankfurter Frieden 10. Mai 1871 zwischen dem Deutschen Reich und Frankreich ward der Deutsch-Franz. Krieg beendigt. – Vgl. Horne (4. Aufl. 1902).

Quelle:
Brockhaus' Kleines Konversations-Lexikon, fünfte Auflage, Band 1. Leipzig 1911., S. 604-605.
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