[966] Kirchengeschichte, wissenschaftliche Darstellung des Ursprungs, der äußern Ausbreitung und innern Entwicklung der christl. Kirche, ein Hauptteil der sog. histor. Theologie und zugleich ein Teil der allgemeinen Religions- und Kulturgeschichte; zerfällt in die alte K. bis 600 oder 800, die mittlere bis 1517, die neuere bis 1648 und die neueste K. Die erste eigentliche K. ist die des Bischofs Eusebius (s.d.) von Cäsarea und seiner Fortsetzer; das Mittelalter erzeugte zahlreiche Chroniken und Legenden, auch K., die ausdrücklich das Interesse der Papstherrschaft vertraten, wie die des Ordericus Vitalis, des Petrus Pisanus. Mit der Reformation entstand zunächst die konfessionell-polemische und apologetische K., begonnen protestantischerseits durch das Hauptwerk die »Magdeburger Zenturien« (s. Zenturien), dem von kath. Seite Cäsar Baronius mit seinen »Annalen« entgegentrat; von reformierter [966] Seite durch Hottinger, Spanheim, Basnage u.a. vertreten. Durch innere Streitigkeiten innerhalb der einzelnen Konfessionen wurde die K. schon kritischer; in der kath. Kirche traten sich die Katholiken Alexander Natalis, Bossuet, Fleury und der Jansenist Tillemont gegenüber, in der luth. Kirche der Pietist Gottfr. Arnold und die Orthodoxen. Im 18. Jahrh. wurde die K. wissenschaftlich-kritisch, und nach der pragmatischen Methode der sonstigen damaligen Geschichtswissenschaft betrieben von Mosheim, Walch, Baumgarten, Semler, Schröckh, Spittler, Henke, Planck; im 19. Jahrh. traten christl.-religiöse Gesichtspunkte bei Neander, Hagenbach, Schaff, konfessionelle bei Guerike, Kurtz (luth.), Herzog, Ebrard (reform.), geschichtsphilosophische bei Niedner und Baur hinzu, während Gieseler die Quellenkunde, Hase bes. die ästhetisch-religiöse Auffassung vertreten. Baurs Forschung war aber bes. für die Geschichte des Urchristentums durch rein wissenschaftliche Richtung bahnbrechend. Neueste Gesamtbearbeitungen der K. von Möller (1889-93; Bd. 1 u. 3, 2. Aufl. 1897-1902), K. Müller (1892 u. 1897); neueste Kirchengeschichte Nippold (3. Aufl. 1880 fg.); von Katholiken: Graf Stolberg, Katerkamp, Ritter, Döllinger, Alzog, Hefele, Rohrbacher.