Karlsbad

[67] Karlsbad, Stadt im Königreich Böhmen, mit 2600 Ew., liegt in einem engen Thale an der Tepl und ist einer der berühmtesten Badeorte der Welt. Die warmen Quellen sollen durch Zufall entdeckt worden sein, als im Jahre 1358 ein Jagdhund Kaisers Karl IV. beim Verfolgen des Wildes in die heiße Quelle gefallen war und durch sein Geheul die Jäger anlockte. Der Leibarzt des Kaisers, Beier, untersuchte das Wasser, rieth es seinem Gebieter gegen ein Fußübel, und dieser ward dadurch geheilt. Der Kaiser baute dort ein Schloß, Bewohner der Umgegend siedelten sich in dessen Nähe an, und schon damals hieß der Ort Kaiser Karlsbad, dem der Stifter manche Privilegien ertheilte und Besitzungen schenkte. Von jenem Schlosse ist nur noch ein Thurm, der Stadtthurm am Schloßberge, vorhanden. Die reinlichen Häuser der jetzigen Stadt sind hart an die steilen Felsen gebaut, deren Höhen Wald und Anlagen bedecken und dem Freunde der Natur Entzücken, dem Kränklichen durch die schöne Luft Stärkung gewähren. Die Luft ist im Thal mit Dämpfen der heißen Quellen geschwängert, die sich durch einen eigenthümlichen Geruch kund thun. Die Quellen geben ein warmes salinisches Wasser, welches als ein Schatz in der Arzneikunde zu betrachten ist. Der Sprudel ist die älteste und heißeste Quelle (165° F.), welche durch die nach und nach entstandene Sprudelschale durch Dämpfe getrieben stoßweise hervorspringt, und die Eigenschaft hat, die in das [67] Wasser gelegten Gegenstände bald mit Sprudelsinter zu überziehen. Eine mehr abführende und nur 138° warme Quelle ist der Mühlbrunnen. Der Neubrunnen ist milder, hat 145° und ward zuerst vom D. Springsfeld aus Sachsen im Jahre 1748 mit der eingetroffnen Vorhersagung empfohlen, daß er einst der beliebteste Brunnen sein würde. Der Bernhardsbrunnen ist fast so heiß als der Sprudel, der Theresienbrunnen von 135° ist reich an Salz und wird besonders von Frauen getrunken. Der Gebrauch von Karlsbad kann bei schlechter Verdauung, Uebelkeit, schlechtem Appetit, Anspannung des Leibes, Magendrücken, Sodbrennen, Beängstigung, Schwindel, Kopfschmerz empfohlen werden. Es löst auf und hebt Verstopfungen, Hypochondrie, Hysterie, Melancholie, Leber- und Milzleiden und Gelbsucht. Schädlich ist Karlsbad bei Lungensuchten, Bleichsucht, Epilepsie, sehr eingewurzelter Gicht, und Vorsicht ist denen anzuempfehlen, die sehr vollblütig sind. Jedenfalls ist es nothwendig bei dem Gebrauche einen Arzt zu befragen. Der unangenehme Geschmack des Wassers erregt oft in den ersten Tagen Erbrechen, doch gewöhnt man sich bald daran. Man fängt mit 3 Bechern an und steigt bis zu 8,10,12, ja 15 und 18 Bechern und geht während des Trinkens spazieren. Anfangs macht das Wasser vielerlei unangenehme Empfindungen, weil es die krankhaften Seiten des Organismus aufsucht. Manche Kranke trinken des Abends noch einige Becher, mehrere baden auch. Das Wasser macht Appetit, man muß aber über sich wachen, wenig zu essen. Bewegung ist ein Haupterforderniß der Kur, doch hat man sich warm zu kleiden, da die Bergtouren stets zugig sind. Zu den nahegelegenen schönen Punkten gehört der Hirschensprung, Findlater's Säule, das Belvedere des Grafen Chotek, die Durchhaubank, die Kapelle am Hammer, Findlater's Tempel, die Stahlsbuche, der Sitz der Freunde, der Narischkinplatz und die Antonsruhe. Der Posthof ist ein Vergnügungsort. Ferner gelegene schöne Punkte sind der Dreikreuzberg, das Bergwirthshaus, das Dorf Hammer, Aicha mit dem berühmten Hans[68] Heilings-Felsen, Stein-Ellenbogen, Schlackenwalde, Fischern, Dallwitz, Schlackenwerth, Engelhaus und das Stift Tepl.

D.

Quelle:
Damen Conversations Lexikon, Band 6. [o.O.] 1836, S. 67-69.
Lizenz:
Faksimiles:
67 | 68 | 69
Kategorien: