Arsenik

[271] Arsenik (Arsen), Metall, spröd, grauweiß, glänzend, rhomboedrisch krystallisirt, specif. Gewicht 5,6–5,7. Bei einer Hitze von 180° verflüchtigt es sich unter knoblauchartigem Geruche. Findet sich gediegen, theils mit andern Metallen, namentlich Kobalt verbunden, am häufigsten jedoch als A. kies, d.h. A. eisen verbunden mit Schwefeleisen; aus diesem wird es auch gewöhnlich dargestellt, indem der in eisernen Retorten verflüchtigte A. in kalten Vorlagen aufgefangen wird. Im Großen bereitet man den A. aus A. eisen oder A. kobalt, indem man ihn durch Retorten verflüchtigt und in sehr langen, liegenden Schornsteinen (Giftfängen) niederschlägt. In der Luft läuft der metallische A. leicht an oder bildet ein Suboxyd. Die höhern Oxyde sind die arsenige Säure und die A.säure; erstere ist der sog. weiße A., oder Rattengift, Fliegenstein. Die arsenige Säure wird vielfach zur Bereitung von grünen Farben benutzt; das Weißkupfer ist bekanntlich eine arsenikalische Legirung. Mit Schwefel verbunden heißt der A., wenn die Masse roth ist, Realgar, wenn gelb, Auripigment; beide finden sich in der Natur. – Der A. ist bekanntlich eines der stärksten corrosiven Gifte, das eingeathmet, auf die äußere Haut gelegt, oder verschluckt tödtlich wirkt. Die Folgen von verschlucktem A. sind: Erbrechen, heftiges Würgen, metallischer Geschmack im Munde, übermäßiger Speichel, [271] Schwere im Magen, Aufstoßen, Brennen und Zusammenziehen im Schlunde, wässerige und zuletzt blutige Stuhlgänge. Indessen kommt es dabei sehr auf die Menge des genossenen A.s und die Constitution des Vergifteten an; der Umstand, daß bei so vielen A.vergiftungen die Aerzte anfänglich und längere Zeit sich täuschten, beweisen die Unsicherheit der Symptome. Die oben genannten Folgen steigern sich nach einiger Zeit, die Gesichtszüge verfallen, der Durst wird heftiger, die Zunge schwillt an, die Stimme wird heiser, es treten Krämpfe ein und zuletzt erfolgt der Tod. Bei einer Vergiftung oder wenn dieselbe als geschehen geglaubt wird, muß der Arzt sogleich gerufen werden; einstweilen räth man reichliche Quantitäten Milch mit Oel, Seifenwasser und ähnliche Brechmittel zu nehmen. Gegengifte sind Eisenoxydhydrat, essigsaures Eisenoxyd, Opiumpräparate. Der A. durchdringt, wenn er in den Magen aufgenommen wird, nach und nach alle Körpertheile, selbst die Haare, und bewirkt öfters merkwürdige chemische Veränderungen des Unterleibes; die neuere Chemie ist im Stande, denselben auch in den kleinsten Quantitäten aus dem Inhalt des Magens eines Gestorbenen darzustellen.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1854, Band 1, S. 271-272.
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