[195] Seume, Joh. Gottfr., ein noch jetzt vielgelesener Schriftsteller, geb. 1763 zu Poserne bei Weißenfels, der Sohn eines Bauern, sollte in Leipzig prot. Theologie studieren, begab sich aber auf den Weg nach Paris, um dort sein Glück zu machen. Zu Vacha von hessischen Werbern ergriffen, mußte er mit den Hessen in engl. Sold gegen die Nordamerikaner dienen. Aus Canada zurückgekehrt, entkam er den Händen preuß. Werber in Emden nur mit genauer Noth. Nachdem er alsdann in Leipzig einige Zeit als Magister und Erzieher gelebt, wurde er 1793 Sekretär des russ. Generals Igelström zu Warschau u. sah, als russ. Offizier von den Polen gefangen, die Erstürmung von Praga. Verabschiedet lebte er wiederum als Privatlehrer und Schriftsteller in Leipzig, später als Corrector seines Freundes, des Buchhändlers Göschen, zu Grimma, unternahm 1801 seinen »Spaziergang nach Syrakus«, dessen Beschreibung sein Hauptwerk ausmacht, 1805 eine Reise über Petersburg u. Moskau nach Finnland und Schweden (»Mein Sommer im J. 1805«), st. 1810 im Bade Teplitz. Man muß an S. die Rücksichtslosigkeit, mit der er seine Gesinnungen offenbarte, u. den Patrioten loben, aber ein Dichter od. gar ein Classiker war er in keiner Hinsicht; sein herber Humor wurzelt im Ingrimm gegen alles, was an den Menschen u. in den gesellschaftlichen Verhältnissen seiner Person nicht zusagte, seine Ideale waren die des flachen Deismus des 18. Jahrh., sein Vortrag im Allgemeinen kalt, dürr u. lehrhaft. Sämmtliche Werke in 1 Bd., Lpz. 1835, 1837.