[171] Amboß dient als Unterlage beim Schmieden. Er besteht aus weichem, zähem, schmiedbarem Eisen und ist nur auf der Arbeitsteile gehärtet. Das Verstählen der Amboßbahn gilt als eine besondere Fabrikationsspezialität. Gewicht und Größe richten sich nach der Größe der Arbeitsstücke und der Stärke der ausgeübten Schläge.
In der Schmiedetechnik unterscheidet man Ambosse verschiedener Länder, z.B. deutsche, englische, französische, Schweizer, süddeutsche, Berliner u.s.w. Bei der Ausführung ist auf die Art der Schmiedearbeiten und auf die Gewohnheiten der Arbeiter Rücklicht zu nehmen. Vielfach gebräuchlich ist der englische Schmiedeamboß mit oder ohne Horn (Fig. 1 u. 2) oder mit zwei Hörnern. Für besondere Zwecke, z.B. zum Feilenhauen, Feilenschmieden, Schwert- und Messerschmieden u.s.w. sind entsprechend gestaltete Ambosse in Verwendung, z.B. Fig. 3 für einen Solinger Schwertamboß. Für kleinere Schmiedearbeiten benutzt man das mit zwei Hörnern versehene, in einen Holzklotz einzusetzende Sperrhorn (Fig. 4) mit verstählter Platte und unverstählten Hörnern, für Klempnerarbeiten ein ähnliches, aber kleineres und leichteres Werkzeug, den Sperrhaken (Fig. 5), namentlich zum Biegen von Blechstücken. Aehnlich ist der Schweifstock (Schweifhorn) (Fig. 6) zum Treiben und Schweifen gefäßartiger Stücke. Kleine, in den Holzstock zu steckende Ambosse, namentlich für Klempner, sind der sogenannte Polierstock (Fig. 7) mit feinpolierter und etwas gewölbter Bahn, der Spannstock mit gerader Bahn. Weiter gehören hierher die Fäuste (Fig. 8), Tassos, Umschlageisen (Fig. 9), Bördeleisen (Fig. 10), ferner der sperrhornartige Sickenstock (Fig. 11) mit rinnenförmigen Vertiefungen (Sicken) auf seiner Bahn. Besonders bei Kupferschmieden gebräuchlich ist der Stockamboß, ein Fausteisen mit halbrundem Kopf zum Treiben der Kesselböden, und der Spitzamboß, ein dünner Kegel mit runder Spitze zum Aufstecken des Kessels. Zum Ausarbeiten des engeren Halses bei Kannen dient der Halsamboß, zum Ausbordeln des Uhrgehäuserandes das Baucheisen, zum Ausklopfen von Beulen das Daumeneisen, zum Ueberhämmern der Kessel von außen der Liegamboß, eine Stange mit wagerechten und aufwärts gebogenen, als Fäuste ausgebildeten Enden. Schraubstöcke sind meistens mit einer kleinen Amboßbahn an der Hinterbacke versehen, Parallelschraubstöcke mit einem kleinen Sperrhorn. Neuerdings werden gegossene Ambosse mit in den Hörnern eingegossenen Rohren oder Hohlkörpern als Kerne, welche die Fertigkeit und Elastizität der Hörner unterstützen, verwendet. Ferner sind mechanische Hämmer konstruiert worden, deren Amboßkörper von derselben Welle, von welcher der Hammer bewegt wird, eine veränderliche Drehung erhält. Eine elastische Lagerung für Ambosse besteht darin, einen den Amboß tragenden Zylinder in einen zweiten luftdicht einzusetzen, so daß beim Schlagen die Luft komprimiert wird und den Stoß mildert.
Literatur: Preislisten der Firmen Gebr. Engels in Remscheid; August Kuhler in Remscheid-Haddenbach; v. Hoyer, Verarbeitung der Metalle und des Holzes, Wiesbaden 1897; Ledebur, Mechanische Technologie, Braunschweig 1897; Kick, Mechanische Technologie, Leipzig und Wien 1898; Smith-Kannegießer, Prellen, Stanzen und Prägen der Metalle, Leipzig 1903; Zeitschr. für Werkzeugmaschinen 1896/97, S. 160; 1900/1901, S. 109 (D.R.G. Nr. 114796); 1901/02, S. 220 (D.R.G. Nr. 127186); 1902/03 S. 242 (D.R.G. Nr. 138/521).
Dalchow.