Reinigungsmaschinen [2]

[403] Reinigungsmaschinen für Getreide kann man einteilen in: I. Maschinen zum Entfernen der losen Beimengungen des Getreides; 1. Trennung nach der Größe; 2. Trennung nach dem Gewicht mittels Windstroms; 3. Trennung nach der Form, a) durch Abrollung, b) durch Abfangung runder Körner, c) durch Adhäsion; 4. Trennung nach der Fertigkeit; 5. Trennung nach der Elastizität; 6. Ausscheidung von Metallteilen. II. Maschinen zum Entfernen anhaftender Unreinigkeiten; 1. durch Scheuern, 2. durch Waschen. III. Maschinen zum Entfernen der äußeren Kornhüllen; 1. durch Spitzen; 2. durch Schälen. IV. Maschinen mit vereinigten Wirkungen.

I 1. Trennung nach Größe durch flache, geschüttelte, oder trommelförmige, stoßende Siebe. Von ersteren mehrere untereinander (Zickzackmaschine). Bespannung: Gekochtes Blech oder Drahtgewebe.

I 2. Trennung nach dem Gewicht mittels Windstroms. Grundform der sogenannten Tarar s. Fig. 1. Getreideeinfall bei a, -ausfall bei b, Windstrom erzeugt durch das Gebläse V. Dieser strömt im Rohr b aufwärts und reißt leichte Verunreinigungen, Staub, Strohstückchen, taube Körner u.s.w. mit sich, die er in der erweiterten Kammer d ablagert. Die mit Staub durchsetzte Luft verläßt den Apparat bei c und wird in eine Staubkammer oder in einen Staubfänger geführt. Die Klappe oben an der Maschine dient zur Regelung der Windstärke durch Einlassen »falscher« Luft. Häufig begegnet das Getreide dem Windstrom nicht nur einmal, sondern öfter. – Als Beispiel für die Vereinigung von 1. und 2. s. Aspirationsreinigungsmaschine.

I 3 a). Trennung nach der Form durch Abrollungen runder Körner. Ein Band oder Tuch ohne Ende läuft über zwei in einer Ebene liegende Rollen, die beide etwas gegen die Wagerechte geneigt sind. Die Beschüttung findet an der einen Rolle nahe dem höhergelegenen Rande des Tuches statt. Die unrunden Getreidekörner werden von dem wandernden Bande bis zur andern Rolle mitgenommen und dort abgeworfen. Die kugelrunden Gesäme aber rollen infolge der Querneigung des Bandes vorher seitlich herab und werden dadurch von den Getreidekörnern getrennt.

I 3 b). Trennung nach der Form durch Abfangung. Schräge Gleitflächen, über welche das Getreide herabrutscht, werden mit kleinen Vertiefungen versehen, in denen nur die kugeligen Gesäme Platz finden, während die längeren Getreidekörner darüber hinweggleiten. Diese Vorrichtungen (Trieure, s.d.) werden in Form von geneigt liegenden, umlaufenden Hohlzylindern ausgeführt, die auf der Innenseite die kleinen Vertiefungen enthalten.

I 3 c). Trennung nach der Form durch die Verschiedenheit der Adhäsion. Man läßt das Getreide zwischen zwei wagerecht nebeneinander liegende, gegeneinander gepreßte Walzen, deren Oberflächen aus vulkanisiertem Kautschuk bestehen, hindurchtreten. Die vieleckigen, rauhen Raden haften dann an den Walzen und werden durch besondere Abstreicher entfernt, während die Getreidekörner aus der Walzenfuge unmittelbar senkrecht herabfallen.

I 4. Trennung nach der Fertigkeit. Aehnlich wie die vorstehend beschriebene Einrichtung. Das Getreide wird zwischen harte und elastische Walzen hindurchgeführt. Hierbei werden die weichen Knoblauchgesäme breitgedrückt, die Getreidekörner bleiben ganz.

I 5. Trennung nach der Elastizität. Zur Ausscheidung von Steinchen benutzt (System Hignette). Ein tischartiger Kasten (Fig. 2) wird vom Vorgelege V in eine wagerechte hin und[403] her gehende Bewegung versetzt. Er ist in der Quere gegen die Wagerechte geneigt. Der Grad dieser Neigung kann mittels der Handräder R verändert werden. Der Boden ist mit Klötzchen besetzt, die gezackte Gassen bilden. Aus einer über dem Kasten hinlaufenden Rinne gelangt das Getreide in diese einzelnen Gassen und wird durch die Bewegung des Tisches heftig hin und her geworfen. Durch die eigenartige Prallwirkung der zickzackförmigen Wände und die seitliche Gesamtneigung des Tisches wird erreicht, daß alle Steine sich nach abwärts bewegen und dort die Maschine verlassen, während die Getreidekörner aufwärtssteigen und dort abgeführt werden.

I 6. Ausscheidung von Metallteilen. Diese geschieht durch Magnete, über deren Pole das Getreide hinweggleiten muß (s. Magnetappara t).

II 1. Maschinen, die anhaftende Unreinigkeiten durch Scheuern entfernen. Man kann unterscheiden: Maschinen, bei denen die arbeitenden Flächen aus Bürsten bestehen; s. Bürstmaschinen. – Ferner Maschinen mit Reibflächen andrer Art. Deren Anzahl ist außerordentlich groß. Sie dienen auch für die Gruppe III 2. Bei allen läuft ein Vollkörper in einem Hohlkörper um, und zwischen beiden erfährt das Getreide seine Bearbeitung durch die rauhen Flächen der Umlaufkörper. Die Achse kann liegend oder stehend sein, die Körper können zylindrische oder kegelförmige Gestalt haben. Die reibenden Flächen können aus grobem Drahtgewebe, Raspelblech, Schmirgelmasse u.s.w. bestehen, auch wird oft nur die Mantelfläche aus diesen Stoffen gebildet, während der Umfang des Vollkörpers mit Schlägern oder Schleuderflügeln besetzt wird, welche das Getreide kräftig gegen die Außenfläche treiben. Stets ist mit der Maschine ein Exhaustor verbunden, der den entstehenden Staub sofort entfernt. Häufig befindet sich an der Maschine selbst ein Separator, in dem der Windstrom die mitgerissenen leichten Teile, taube Körner, Strohstückchen u.s.w. ablagert. Die Maschinen müssen ziemlich schnell laufen (400 bis 700 Umdrehungen pro Minute). Hierher gehören die sogenannten »Eureka«-Maschinen.

II 2. Maschinen, die anhaftende Unreinigkeiten durch Wasser entfernen, s. Waschmaschinen für Getreide.

III 1. Maschinen zum Spitzen des Getreides. Das Spitzen bildet den Uebergang zu den eigentlichen Zerkleinerungsvorgängen. Man will das Bärtchen und den Keim des Korns nach Möglichkeit entfernen (vgl. Mehlfabrikation). Die hierzu dienenden Maschinen s. Spitzgang und Spitzmaschine.

III 2. Maschinen zur Entfernung der äußeren Schale der Getreidekörner. Hierzu können die unter II 1. erwähnten, mit harten Reibflächen versehenen Maschinen dienen, sobald man sie so scharf arbeiten läßt, daß sie nicht nur den anhaftenden Schmutz entfernen, sondern auch die Oberfläche des Kornes selbst angreifen. Besonders für die Zwecke der gänzlichen Entfernung der äußeren Kornhülle gebaute Maschinen s. Schälmaschinen für Getreide.

IV. Maschinen mit vereinigten Wirkungen sind sehr häufig, z.B. »Eureka«, Reibung und Aspiration; ferner werden Bürstmaschinen vielfach mit Reib- oder Schälmaschinen und auch mit Spitzmaschinen vereinigt. Fig. 3 zeigt eine vereinigte Windstrom-, Sieb- und Trieurvorrichtung von Amme, Giesecke & Konegen, Braunschweig.

Arndt.

Fig. 1.
Fig. 1.
Fig. 2.
Fig. 2.
Fig. 3.
Fig. 3.
Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 7 Stuttgart, Leipzig 1909., S. 403-404.
Lizenz:
Faksimiles:
403 | 404
Kategorien:
Ähnliche Einträge in anderen Lexika

Buchempfehlung

Stifter, Adalbert

Die Mappe meines Urgroßvaters

Die Mappe meines Urgroßvaters

Der Erzähler findet das Tagebuch seines Urgroßvaters, der sich als Arzt im böhmischen Hinterland niedergelassen hatte und nach einem gescheiterten Selbstmordversuch begann, dieses Tagebuch zu schreiben. Stifter arbeitete gut zwei Jahrzehnte an dieser Erzählung, die er sein »Lieblingskind« nannte.

156 Seiten, 6.80 Euro

Im Buch blättern
Ansehen bei Amazon

Buchempfehlung

Große Erzählungen der Frühromantik

Große Erzählungen der Frühromantik

1799 schreibt Novalis seinen Heinrich von Ofterdingen und schafft mit der blauen Blume, nach der der Jüngling sich sehnt, das Symbol einer der wirkungsmächtigsten Epochen unseres Kulturkreises. Ricarda Huch wird dazu viel später bemerken: »Die blaue Blume ist aber das, was jeder sucht, ohne es selbst zu wissen, nenne man es nun Gott, Ewigkeit oder Liebe.« Diese und fünf weitere große Erzählungen der Frühromantik hat Michael Holzinger für diese Leseausgabe ausgewählt.

396 Seiten, 19.80 Euro

Ansehen bei Amazon