Asepsis

[851] Asepsis (griech., Aseptik, aseptische Wundbehandlung), eine Operations- und Wundbehandlungsmethode, die zielbewußt alle Infektionserreger von der Wunde fern zu halten sucht. Sie wurde von der v. Bergmannschen Schule eingeführt und trat an Stelle der Antisepsis (s. d.). Die A. will in erster Linie die Gefahren der Infektion, die der Wunde durch Berührung mit den Händen des Operateurs, mit Instrumenten, Nähmaterial, Schwämmen, Tupfern und Verband eventuell erwachsen, möglichst fernhalten. Daher die Forderung: alle Gegenstände, die mit der Wunde in Kontakt kommen, müssen steril, d.h. absolut keimfrei sein. Beim Verbandstoff, Instrumenten etc. läßt sich durch Erhitzung im gespannten strömenden Dampf oder durch einfaches Kochen vollständige Keimfreiheit erreichen, dagegen nicht im idealen Sinne bei der Haut. Die Frage, ob die Hände des Operateurs mit annähernder Sicherheit keimfrei gemacht werden können, haben vereinzelte Autoren auf Grund eingehender bakteriologischer Untersuchung bejahen zu dürfen geglaubt, die Mehrzahl der Operateure verneint sie, um freilich zuzugeben, daß diejenigen Mikroorganismen der Haut, die sich bei der sorgfältigen Desinfektion der Hand (Methode von Fürbringer. Waschen mit Seife und warmem Wasser, Alkohol und Sublimat) nicht entfernen lassen, relativ gutartig sind und nur in seltenen Fällen eine gefährliche Entzündung und Eiterung hervorrufen. Die betreffenden Keime sind in den natürlichen Poren der Haut (Hautdrüsen, Haarbälgen) enthalten und werden während des Operationsaktes mechanisch oder durch den Schweiß an die Oberfläche befördert. Um auch diese Keime der tiefen Hautschichten von der Wunde fernzuhalten, empfehlen einige Chirurgen das Tragen von Handschuhen; die hiermit verbundene Einbuße an Feinfühligkeit und Bewegungsfreiheit der Hand ist nur gering; von andern Operateuren wird freilich die Zweckmäßigkeit der Handschuhe stark angezweifelt. Weitere Forderungen der A., wie die strengste Desinfektion des Operationszimmers, des Operationstisches, der Kleider des zu Operierenden wie des Operateurs, ergeben sich nach dem Gesagten von selbst. Vgl. Schimmelbusch, Anleitung zur aseptischen Wundbehandlung (2. Aufl., Berl. 1893); Braatz, Grundlagen der Aseptik (Stuttg. 1893).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1905, S. 851.
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