Balduin

[299] Balduin, männlicher Vorname, dem altdeutschen Baldewin (s. d.) entsprechend. Bemerkenswert:

Lateinische Kaiser des oströmischen Reiches: 1) B. I., Sohn Balduins VIII., Grafen von Flandern, geb. 1171, seit 1195 Graf von Flandern und Hennegau, wurde nach der Eroberung von Konstantinopel durch die Kreuzfahrer 1204 zum Oberhaupte des lateinischen Kaisertums gewählt, aber schon 1205 von dem Bulgarenkönig Johannes bei Adrianopel geschlagen und starb in der Gefangenschaft. – 2) B. II., letzter lat. Kaiser (1228–61), anfangs unter Vormundschaft Johanns von Brienne, suchte, 1261 durch Michael Paläologos vom Thron gestürzt, vergebens Beistand beim Papst und den abendländischen Fürsten, namentlich bei Karl von Anjou. Er starb 1273.

Könige von Jerusalem: 3) B. I., Bruder des Herzogs Gottfried von Bouillon, nahm teil am ersten Kreuzzug, trennte sich aber in Syrien vom Hauptheer und wandte sich gegen Edessa, wo er nach der Ermordung des Fürsten Thoros (9. März 1098) den Thron bestieg. Nach seines Bruders Gottfried Tode (1100) wurde B. König von Jerusalem; er eroberte Arsuf, Cäsarea, Accon, Beirut, Sidon und erhielt im Innern möglichst die Ruhe. Er starb auf einem Zuge gegen Ägypten 2. April 1118 zu El-Arisch. – 4) B. II., Vetter und Nachfolger des vorigen, vorher Graf von Edessa, ward 14. April 1118 vom Patriarchen Arnulf zum König gesalbt. Alt, suchte er sich der Feinde durch Vorsicht und Klugheit zu erwehren; 1123 wurde er, als er den gefangenen Grafen Joscelin von Edessa befreien wollte, selbst von den Muslims gefangen und nur gegen Lösegeld und Abtretungen freigelassen. Er starb 21. Aug. 1131. Nachfolger war sein Schwiegersohn Fulco von Anjou. – 5) B. III., Enkel des vorigen, Sohn des Königs Fulco, geb. 1129, stand nach seines Vaters Tode (1143) unter der Vormundschaft seiner Mutter Melisende. Am 23. Dez. 1144 nahm Imad ed-din Zenki, Atabek von Mosul, das von Joscelin dem jüngern schlecht beschützte Edessa. Dieses kam zwar nach Zenkis Tode 1146 wieder an die Christen; als es jedoch Nur ed-din von Damaskus abermals eroberte, entriß B. seiner Mutter die Herrschaft, eroberte nach achtmonatiger Belagerung Askalon 19. Aug. 1153, schlug 15. Juli 1158 Nur ed-din bei Tiberias, heiratete Theodora, die Nichte des Kaisers Manuel, der nun sein Bundesgenosse ward, starb aber schon 10. Febr. 1162 in Tripolis, ein kräftiger und gerechter Herrscher. – 6) B. IV., König Amalrichs I. 13jähriger Sohn, folgte diesem 15. Juli 1174, litt am Aussatz, der ihn zwang, den Grafen Raimund von Tripolis zum Feldhauptmann und Reichsverweser zu ernennen, und starb 1185. – 7) B. V., Neffe des vorigen, war 6 Jahre alt, als er König wurde, und starb im Sommer 1186. Vgl. Röhricht, Geschichte des Königreichs Jerusalem (Innsbr. 1897).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1905, S. 299.
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