Barrow [3]

[398] Barrow (spr. barro), 1) Isaak, Theolog und Mathematiker, geb. 1630 in London, gest. daselbst 4. Mai 1677, studierte in Cambridge, ging 1655, unter Cromwell royalistischer und arminianischer Grundsätze verdächtigt, nach dem Orient, wurde 1661 Professor der griechischen Sprache zu Cambridge, 1662 Professor der Philosophie und 1664 der Mathematik. Seit 1669 widmete er sich ausschließlich der Theologie und wurde 1675 Kanzler der Universität Cambridge. Durch seine mathematischen UntersuchungenLectiones geometricae«, Lond. 1670), die sich namentlich auf die Eigenschaften der krummen Linien beziehen, ist er ein Vorläufer der Erfinder der Differentialrechnung. Seine optischen UntersuchungenLectiones opticae«. Lond. 1669) gaben zuerst allgemeine Formeln für die Bestimmung der Brennpunkte dioptrischer Gläser. Seine mathematischen Schriften gab zuletzt Whewell (Lond. 1861) heraus, die theologischen, moralischen und poetischen Tillotson (1685, 3 Bde., u. 1741) und Napier (das. 1859, 9 Bde.).

2) Sir John, bedeutender geographischer Schriftsteller, geb. 19. Juni 1764 zu Dragleybeck in Lancashire, gest. 23. Nov. 1848 in London, widmete sich von früher Jugend an dem Studium der Erdkunde, Mathematik und Astronomie und lehrte letztere Wissenschaft von 1786–91 in der Akademie zu Greenwich. Als Lord Macartneys Privatsekretär machte er dessen Gesandtschaftsreise nach China mit und besuchte auch Kotschinchina. Als später Macartney Gouverneur des Kaplandes wurde, begleitete ihn B. und benutzte seinen Aufenthalt in Südafrika zu ausgedehnten Wanderungen ins Innere. Nach England zurückgekehrt, wurde er zum Sekretär der Admiralität ernannt (1804), welche Stelle er fast 40 Jahre lang bekleidete, und in der er besonders tätig für die Wiederaufnahme der Nordpolfahrten durch England wirkte; auch gab er die erste Anregung zur Gründung der Geographischen Gesellschaft in London, deren Vizepräsident er wurde. Unter Peel 1835 zum Baronet erhoben, zog er sich 1845 aus dem Staatsdienst zurück. Er veröffentlichte: »Travels to China« (Lond. 1804; deutsch, Weim. 1804–1805); »Voyage to Cochinchina« (1806; deutsch, das. 1808); »Travels in the interior of Southern Africa« (1801–1803, 2 Bde.; deutsch, das. 1801 bis 1806, 2 Bde.); »The life of Macartney« (1807, 2 Bde.); »A chronological history of voyages into [398] the arctic regions« (1818, 2 Bde.; neue Ausg. 1846); »Memoirs of naval worthies of Queen Elisabeth's reign« (1845); »An autobiographical memoir« (1847); »Sketches of the Royal Society« (1849).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1905, S. 398-399.
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