Botschaftsstab

[269] Botschaftsstab (Botenstab, Aufgebotsstock, Heerpfeil), ein besonders geformter Holzstab, der bei vielen Naturvölkern von Haus zu Haus gegeben wird, um die Angehörigen eines Gemeinwesens schleunigst zusammenzurufen. Der Schulzenstab (Krummholz, kokula) der Wenden, der Gemeindehammer (hejka), der die Bauern zum Schulzen oder Steuereinnehmer rief, der Schlägel (palitschka) der Böhmen, ein von einer Faust gekrönter Stab, sind erst im 18. Jahrh. außer Gebrauch gekommen. In den Fischerdörfern bei Berlin ging noch vor wenigen Jahrzehnten der »Aal«, ein gekrümmter B., an den behördliche Bekanntmachungen geknüpft waren, von Haus zu Haus. Um besondere Nachrichten zu befördern, wurden die Stäbe mit Kerben und sonstigen Botschaftszeichen versehen. Bei den schriftkundigen Völkern kamen Schriftzeichen hinzu, die aber möglichst verborgen sein mußten (vgl. Skytale). Bei den Römern diente der B. namentlich zum Verkehr zwischen der städtischen Obrigkeit und dem Feldherrn.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1905, S. 269.
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