Brighton

[420] Brighton (spr. brait'n), Stadt (municipal borough) und Grafschaft an der Südküste Englands, liegt am Kanal, 81 km von London, in einem auf das Meer sich öffnenden Tal der südlichen Downs (Kreidehügel) und ist berühmt als eins der glänzendsten Seebäder Englands. Der schönste Teil der Stadt biegt sich um die »Old Steine« genannten Anlagen, die B. in eine östliche und in eine westliche Hälfte teilen. Hier befindet sich ein gut eingerichtetes Aquarium, und nicht weit davon steht der sogen. Royal Pavilion, ein in indisch-chinesischem Mischstil seit 1784 vom Architekten Nash für König Georg IV. erbautes Gebäude mit zahlreichen Kuppeln und Türmchen, das 1850 von der Stadt angekauft wurde, die es zum Teil zu einem Museum herrichtete. Ostlich davon erstreckt sich, am Meer entlang und durch eine 9–18 m hohe Mauer gegen die Wogen geschützt, die sogen. Marineparade, eine der schönsten Straßen der Stadt, mit langen, geschlossenen Reihen hoher Prachtgebäude, von welcher der »Chain Pier«, eine 1823 erbaute, von vier gußeisernen hohen Säulen getragene Landungskettenbrücke, 345 m weit ins Meer hineinführt; westlich vom Old Steine zieht sich die King's Road am Ufer hin, mit einer ähnlichen Landungsbrücke, dem 1866 eröffneten, 349 m langen »West Pier«, der jetzt die Hauptpromenade bildet. An der Ostseite der Stadt liegt der Brighton Park und nordöstlich davon die Pferderennbahn (race course). B. hat drei seasons im Laufe des Jahres. Es dient vielen Londoner Kaufleuten als Sommeraufenthalt; die Zahl der Badegäste beträgt jährlich über 50,000. Die Stadt hat ein schönes Rathaus und eine große Markthalle, über 80 Kirchen (darunter die Nicholaskirche aus der Zeit Heinrichs VII. und die von Barry 1824 erbaute gotische Peterskirche), zahlreiche Schulen (namentlich Pensionen), ein literarisches Institut, ein Athenäum, ein Seminar für Lehrerinnen, ein Theater, viele milde Stiftungen (z. B. ein Waisenhaus, Krankenhaus, eine Taubstummenanstalt, ein Blindeninstitut, ein Grafschaftshospital). In der Nähe des »Pavilion« steht eine Statue Georgs IV. (von Chantrey). B. hatte 1760 etwa 2000,1901: 123,478 Einw. B. gehörte bis 1888 zur Grafschaft Sussex. – B., das seinen Namen von einem Angelsachsen Brighthelm hat, hieß in älterer Zeit Brighthelmstun; erst seit dem Ende des 17. Jahrh. kam der jetzige Name in Gebrauch. Nach der normännischen Eroberung wurde es von flämischen Kolonisten besetzt. 1513 wurde B. unter Heinrich VIII. von französischen Seeräubern geplündert und seit 1558 befestigt, bis es 1699–1706 durch Sturmfluten fast zerstört wurde. Der Ort war dann lange ein unbedeutendes Fischerdorf. Ein englischer Arzt, namens Russel, lenkte um 1750 zuerst wieder die Aufmerksamkeit auf B., das er als Seebad empfahl, und als Georg IV., damals noch Prinz von Wales, seit 1782 öfters das Seebad dort gebrauchte, blühte das Städtchen rasch empor. In B. verlebte Ludwig Philipp, Exkönig der Franzosen, seine letzten Tage. Vgl. Erredge, History of B. (Brighton 1862).[420]

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1905, S. 420-421.
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