Brüder des gemeinsamen Lebens

[487] Brüder des gemeinsamen Lebens (Fratres vitae communis, Kollatienbrüder, Kugelherren), eine freie christliche Genossenschaft, gestiftet von Gerhard Groot (s.d.) zu Deventer, die ihre Aufgabe im Zusammenleben, in der Gemeinschaft des Erwerbs, der Arbeit und der Erbauung sah. Die B., weiter ausgebildet durch Florentius Radewin (gest. 1400) und Gerhard Zerbolt (gest. 1398), breiteten sich in den Niederlanden, in Nord- und in Mitteldeutschland aus; unter ihren Klöstern sind Windesheim und Agnetenberg bei Zwolle besonders bekannt. Die Tätigkeit der B. richtete sich auf das Sammeln und Abschreiben von Büchern, den Unterricht der Jugend etc. Aus ihnen ging eine Reihe der bedeutendsten Männer, wie Thomas a Kempis und Wessel, hervor; andre, wie Erasmus, verdankten ihnen ihre Bildung. Die Genossenschaft, von den Dominikanern heftig angefeindet, erlosch allmählich, als durch den Humanismus und die Reformation ihr Streben in weitern Kreisen aufgenommen ward. Vgl. Ullmann, Reformatoren vor der Reformation, Bd. 2 (2. Aufl., Gotha 1866); Acquoy, Het Klooster te Windesheimen zejn invloed (Utrecht 1875–80, 3 Tle.); Bonet-Maury, Gérard de Groote (Par. 1878); Leitsmann, Überblick über die Geschichte und Darstellung der pädagogischen Wirksamkeit der B. (Leipz. 1886); Möbius, Beiträge zur Charakteristik der B. (das. 1888); Hoening, Die B. (Gütersl. 1894).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1905, S. 487.
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