[769] Carmĭna burāna, Titel einer Sammlung größtenteils lateinischer, daneben aber auch deutscher und lateinisch-deutscher Lieder, die fahrende Kleriker, sogen. Goliarden (s.d.) oder Vaganten (s.d.), des 12. und 13. Jahrh. zu Verfassern haben, und deren Handschrift (jetzt in München) sich einst im Besitz der Abtei Benediktbeuern befand (daher der Name). Die Gedichte sind größtenteils in modernen Rhythmen mit Endreimen wie die kirchlichen Hymnen abgefaßt und dem Inhalt nach teils geistlich-polemischer Richtung oder geistliche Spiele, teils Trink-, Natur-, Liebeslieder, Gnomen etc., oft derb weltlich und frivol, dann wieder voller Frömmigkeit und zartester Empfindung. Die Sammlung veröffentlichte Schmeller (2. Aufl., Bresl. 1883), Nachträge dazu gab W. Meyer in den »Fragmenta Burana« (»Festschrift zum 150jährigen Bestehen der Göttinger Gesellschaft der Wissenschaften«, Berl. 1901). Eine Auswahl erschien in Übersetzung in den Werken von Pernwerth von Bärnstein (»Carmina burana selecta«, Würzb. 1879) und von Laistner (»Golias«, Stuttg. 1879). Vgl. Hubatsch, Die lateinischen Vagantenlieder des Mittelalters (Görlitz 1870).