Chiloé [1]

[32] Chiloé (spr. tschiloé, ursprünglich Chilihue, »Ende von Chile«), chilen. Insel an der Westküste Südamerikas, durch den engen Kanal von Chacao im N. und durch eine 50 km breite Straße (Golf von Ancud im N., von Corcovado im S.) gegen O. vom Festlande getrennt, 185 km lang, 67 km breit, 8570 qkm (mit den meist unbewohnten Nebeninseln aber 9480 qkm) groß. Die Küsten sind hoch und steil, die Ostküste reich an Vorsprüngen und Häfen, die Westküste einförmig und ohne Gliederung. Das noch wenig bekannte Innere besteht im N. aus vulkanischen Felsarten, im W. und S. aus Glimmerschiefer, im Innern aus Granit und Grünstein, steigt im Cerro Contento zu 900 m auf und ist fast durchweg mit dichtem Urwald bedeckt. Das Klima ist mild, außerordentlich feucht (jährliche Regenmenge bei Ancud 3400 mm), aber gesund. Die Bewohner sind meist christliche Indianer (Huilliche), die sich durch Sanftmut, Redlichkeit und Sittlichkeit auszeichnen (s. Tafel »Amerikanische Völker II«, Fig. 9). Die Hauptbeschäftigung ist[32] nächst dem Fischfang das Fällen des Holzes, das den hauptsächlichsten Handelsartikel bildet. Kartoffeln, Gemüse, besonders Kohl, auch Hafer gedeihen vortrefflich, Weizen, Roggen und Gerste weniger. Vieh- und Geflügelzucht (Ausfuhr von Hühnern und Eiern nach Valparaiso) sind ansehnlich, ebenso die Jagd auf Pelztiere und Seehunde. Die Schiffahrt im Haupthafen Ancud (s.d.) sowie in Chacao, Dalcahue, Castro und Conchi ist bedeutend. Die Insel wurde 1558 von Garcia de Mendoza entdeckt und um 1565 von Spanien in Besitz genommen; sie diente den spanischen Schiffen als Station auf der Fahrt um das Kap Horn. Als nach der Schlacht am Maipú 1818 Spanien Chile räumte, blieben die Chiloten ihm doch treu, mußten sich aber 1826 Chile unterwerfen.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1906, S. 32-33.
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