Crillon

[346] Crillon (spr. krijóng), 1) Louis des Balbes de Berton de, einer der berühmtesten Helden des 16. Jahrh., »der Mann ohne Furcht«, von Heinrich IV. »der Tapfere der Tapfern« genannt, geb. 1541 zu Murs in der Provence, gest. 2. Dez. 1615 in Avignon, bildete sich unter dem Herzog Franz von Guise für den Kriegsdienst aus. Er focht gegen die Hugenotten und tat sich in den Schlachten von Dreux, St.-Denis, Jarnac und Moncontour hervor. Nach dem Frieden von St.-Germain (1570) focht er als Malteserritter gegen die Türken und eröffnete die Seeschlacht von Lepanto. Die Greuel der Pariser Bluthochzeit mißbilligte er laut. Heinrich III., den er nach Polen begleitet hatte, ernannte ihn zum Gouverneur von Lyon. Im Kriege gegen die Ligue zwang er 1580 La Fère zur Ergebung, ward Generaloberstleutnant der Infanterie und unterwarf 1586 die Provence. Später war er die einzige Stütze des schwachen Heinrich III., nach dessen Tod er der Freund und Ratgeber Heinrichs IV. wurde. Im Kriege Heinrichs IV. gegen Spanien zeichnete er sich wieder aus. Nach dem Frieden zog er sich nach Avignon zurück. Vgl. Lussan, Vie de L. B. C. (Par. 1757, 2 Bde.); Montrond, Histoire du brave C. (5. Aufl., das. 1874). – Der Name C. ging auf seinen dritten Bruder, Thomas des Balbes de Berton, über, und zugunsten von dessen Nachkommen in vierter Generation, François Félix, ward die Herrschaft 1725 in ein Herzogtum verwandelt.

2) Louis des Balbes de Berton de Quiers, Herzog von C.-Mahon, geb. 1718, gest. 1796 in Madrid, trat 1731 in französische Kriegsdienste, focht 1733 in Italien, 1742 in Deutschland und ward im Siebenjährigen Kriege Generalleutnant. Wegen eines Streites mit dem französischen Ministerium trat er 1762 in spanische Dienste und ward im Kriege mit Portugal Grande der ersten Klasse und General. 1782 eroberte er die Insel Menorca, von deren Hauptstadt er den Titel Herzog von Mahon erhielt. Seine »Mémoires« (Par. 1791) enthalten viel Treffliches über die Kriegskunst.

3) François Félix Dorothée des Balbes, Herzog von, zweiter Sohn des vorigen, geb. 1748 in Paris, gest. 27. Jan. 1820, diente unter seinem Vater im spanischen Heer. 1789 war er Deputierter des Adels in der Nationalversammlung und schloß sich den Liberalen an, aus denen der Klub der Feuillants hervorging. 1792–94 war er eingekerkert. 1815 ward er Pair von Frankreich und nannte sich nach einem Gut in der Picardie Herzog von Bouflers. Mit seinem Sohn Marie Gérard, Herzog von C., geb. 1782, gest. im April 1870, erlosch das Geschlecht.

4) Louis Antoine François de Paule de C., Herzog von Mahon, dritter Sohn von C. 2), geb. 1775, gest. 5. Jan. 1832, war mit 18 Jahren Oberst in spanischen Diensten und fiel 1794 mit seinem ganzen Regiment in französische Gefangenschaft. 1801 erhielt er das Kommando einer spanischen Division und ward 1807 Generalkapitän von Guipuzcoa, Alava und Vizcaya. Auf Ferdinands Befehl trat er 1808 in die Dienste Joseph Bonapartes und ward Generalleutnant der spanischen Armee. Nach der Restauration 1814 in die Acht erklärt, mußte er mit seiner Familie nach Frankreich fliehen, wo er als Generalleutnant anerkannt ward.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1906, S. 346.
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