Donatisten

[107] Donatisten, schismatische Partei des 4. Jahrh. in Nordafrika, die sich durch ihre strenge Kirchenzucht und ihren schwärmerischen Märtyrereifer in schroffen Gegensatz zur katholischen Kirche stellte. Als zu Karthago Cäcilianus 311 zum Bischof erwählt wurde, verwarf eine exzentrische Gegenpartei diese Wahl, weil jener die bischöfliche Weihe von einem in der Verfolgung Abgefallenen erhalten habe. Dabei war besonders der Bischof Donatus von Casänigrä in Numidien tätig, der mit seinem Freunde, dem nachherigen Bischof Donatus von Karthago, der Partei den Namen gab. Konstantin d. Gr. übertrug die Untersuchung der Streitsache dem römischen Bischof Melchiades, der die gegen Cäcilian erhobene Anklage für unbegründet erklärte. Ebenso entschied 314 das Konzil von Arelate. Als auch eine persönliche Besprechung Konstantins mit den streitenden Parteien zu Mailand die Schuldlosigkeit des Cäcilian erwies (316), ließ der Kaiser die Kirchen der D. schließen und ihre Bischöfe verbannen. Die nunmehr über die D. ergehende Verfolgung steigerte ihren Fanatismus und rief dadurch gefährliche Erscheinungen hervor. Die D. machten gemeinsame Sache mit den sogen. Circumcelliones, d.h. Asketen, die ohne festen Wohnsitz bettelnd das nordafrikanische Land durchschweiften, vorgeblich, um Christi entsagungsvolles Leben nachzuahmen und die Christen zum Kampf gegen die widerchristlichen Mächte aufzufordern (daher sie sich selbst Agonistici oder Milites Christi, Soldaten Christi, nannten). Die Staatsgewalt sah sich zum Einschreiten mit Waffengewalt veranlaßt, und es entspann sich ein längerer Kampf. Den Hauptschlag gegen die D. führte endlich Augustin als Bischof von Hippo teils durch Schriften, teils durch eine große Disputation (411), in welcher der kaiserliche Kommissar die D. für überwunden erklärte, teils endlich durch Zwang und Gewaltmaßregeln, wozu der weltliche Arm geliehen wurde. Doch bestand die Partei noch bis zur Vernichtung der katholischen Kirche Nordafrikas durch Vandalen und Araber fort. In dem ganzen Prozeß begegnet uns der erste größere Kampf zwischen Katholizismus und Separatismus. Entschieden wurde dabei nicht bloß die Frage, ob die Kirche Todsünder in sich dulden dürfe, sondern namentlich auch die objektive, von der Würdigkeit des Priesters unabhängige Gültigkeit der sakramentalen Handlungen. Vgl. Deutsch, Drei Aktenstücke zur Geschichte des Donatismus (Berl. 1876); Völter, Der Ursprung des Donatismus (Freiburg 1883); Thümmel, Zur Beurteilung des Donatismus (Halle 1893).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 5. Leipzig 1906, S. 107.
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