Gall

[275] Gall, 1) Franz Joseph, Anatom und Phrenolog, geb. 9. März 1758 in Tiefenbronn bei Pforzheim, gest. 22. Aug. 1828 in Montrouge bei Paris, studierte zu Straßburg und Wien und ließ sich in letzterer Stadt als Arzt nieder. Nachdem er sich durch seine »Philosophisch-medizinischen Untersuchungen über Natur und Kunst im gesunden und kranken Zustand des Menschen« (Wien 1791) einen Namen erworben hatte, trat er mit Vorträgen über Schädellehre hervor, die ihm aber in Wien erst gänzlich untersagt, dann nur in beschränktem Maß gestattet wurden; auch auf Reisen durch Deutschland suchte er seiner neuen Lehre Anhänger zu gewinnen, die freilich auch viele Gegner fand. 1807 ließ er sich zu Paris nieder und hielt hier und in London kranioskopische und phrenologische Vorträge. Er bereicherte die Anatomie und die Physiologie des Gehirns durch mehrere Beobachtungen, seine Phrenologie aber beruhte größtenteils auf vorgefaßten Meinungen. Er schrieb: »Introduction an cours de physiologie du cerveau« (Par. 1808); mit Spurzheim: »Recherches sur le systéme nerveux« (das. 1869; deutsch, das. 1809) und »Anatomie et physiologie du systéme nerveux« (das. 1810–20, 4 Bde.; 2. Aufl. 1822–25, 6 Bde., nebst Atlas mit 180 Kupfertafeln; auch deutsch); ferner: »Des dispositions innées de l'âme et de l'esprit« (das. 1812); »Sur les fonctions du cerveau et sur celles de chacune de ses parties« (das. 1822, 2 Bde.).

2) Ludwig, Techniker, geb. 28. Dez. 1791 in Aldenhoven bei Jülich, gest. 31. Jan. 1863 in Trier, wurde 1811 Gerichtsschreiber zu Kleve und 1816 Regierungssekretär in Trier. Hier konstruierte er 1817 eine Dampfbrennerei und erleuchtete sein Haus mit Gas. 1819 ging er als Kommissar einer Auswanderungsgesellschaft in Bonn nach Nordamerika, kehrte aber schon 1820 zurück, worauf er Kreissekretär in Trier und 1825 in Wetzlar ward. 1834 legte er in Galizien und der Bukowina mehrere Brennereien an, und 1836 errichtete er in Ungarn auf dem Gute des Barons Ghillany eine Versuchs- und Lehranstalt mit Werkstätten zur Anfertigung von Destilliergeräten, 1839 ward er Oberinspektor der landwirtschaftlichtechnischen Gewerbe auf den Gütern des Barons Eötvös. Er führte 1842 in Pest die Dampfwäsche ein, kehrte 1849 nach Trier zurück und konstruierte einen Futterdämpfapparat und einen tragbaren Dampferzeuger. Seit 1852 lehrte er die Verbesserung des aus sauren Trauben gewonnenen Mostes (Gallisieren, s. Wein). Über seine verschiedenen technischen Verfahren hat er zahlreiche Schriften veröffentlicht.

3) Luise von, Dichterin, s. Schücking.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 7. Leipzig 1907, S. 275.
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