Gourgaud

[188] Gourgaud (spr. gurgō), Gaspard, Baron de, franz. General, geb. 14. Sept. 1783 in Versailles, gest. 25. Juli 1852, wurde 1802 Leutnant der Artillerie und zeichnete sich bei Austerlitz, bei Jena und namentlich bei Wagram aus. 1812 begleitete er als Ordonnanzoffizier den Kaiser auf dem Feldzug nach Rußland und auf denen in Deutschland und Frankreich 1813 und 1814. Nach Napoleons Rückkehr focht er als dessen Generaladjutant bei Waterloo. Dann war er unter der kleinen Zahl treuer Gefährten, die Napoleon in sein Exil nach St. Helena folgten. Streitigkeiten mit einem der übrigen Begleiter bewogen ihn, 1818 nach Europa zurückzukehren. Von England aus verwendete er sich vergeblich bei den zu Aachen versammelten Monarchen für die Freilassung Napoleons. Die Darstellung der Schlacht bei Waterloo in seinem »Récit de la campagne de 1815« (Par. 1818), durch die sich der Herzog von Wellington beleidigt fühlte, veranlaßte seine zeitweilige Verweisung aus Frankreich. Das »Examen critique« von Ségurs »Histoire de la grande armée« (Par. 1825, 4. Aufl. 1826; deutsch, Quedlinb. 1828) hatte ein Duell mit diesem zur Folge; auch begann er mit Walter Scott einen literarischen Streit wegen dessen Geschichte Napoleons. 1823 gab er mit Montholon (s. d.) die nach Napoleons eignen Diktaten aufgesetzten »Mémoires de Napoléon à Ste.-Hélène« heraus. Nach der Julirevolution ward er Kommandant der Artillerie in Paris und Vincennes und 1835 Generalleutnant und Adjutant des Königs. 1840 gehörte er zu der Kommission, die Napoleons Asche von St. Helena abholte. Unter Ludwig Philipp Mitglied der Pairskammer, ward er 1849 Abgeordneter zur Legislative. Sein auf St. Helena geführtes Tagebuch wurde von Grouchy und Guillois veröffentlicht: »Ste.-Hélène, Journal inédit de 1815 à 1818« (Par. 1899; deutsch bearbeitet von Conrad als »Napoleons Gedanken und Erinnerungen«, 2. Aufl., Stuttg. 1904).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 8. Leipzig 1907, S. 188.
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