Havel

[7] Havel, rechter Nebenfluß der Elbe, entspringt auf dem mecklenburgischen Landrücken aus dem Dambecker See in 68 m Meereshöhe, fließt in südlicher Hauptrichtung durch mehrere Seen, tritt bei Fürstenberg auf die brandenburgische Grenze, geht in dem Stolpsee und zum zweitenmal bei Burgwall ganz nach Brandenburg hinüber. Unterhalb Oranienburg bildet die H. abermals Seen, die erst mit dem See von Pritzerbe wieder abschließen. Auf dieser Strecke, in der die H. sich unterhalb Potsdam nach W. und unterhalb Brandenburg im Plauer See nach NNW. wendet, verengert sich das Flußbett bei Spandau und Potsdam bis auf 60, bei Brandenburg bis auf 90 m und gewährt so an diesen drei Stellen von O. und S. her einen Eingang in das Havelland (s. d.). Unter den Seen auf dieser Strecke sind zu nennen: der Tegeler See oberhalb Spandau, der Schwielowsee unterhalb Potsdam, der den südlichsten Punkt des Havellaufs bezeichnet, und der Breitling- und Plauer See zwischen Brandenburg und Plaue. Von Inseln sind die Pfaueninsel oberhalb Potsdam und die, auf der die Stadt Werder liegt, zu nennen. Von Deez bis nahe vor Brandenburg gleicht die H. einem 250–350 m breiten Strom. Unterhalb Plaue bildet das Flußbett, das von Pritzerbe bis zur Mündung (der Stadt Werben gegenüber) eine Breite von 100 bis 160 m hat, meist die Grenze zwischen den Provinzen Brandenburg und Sachsen. Die Mündung liegt in einer Meereshöhe von 22 m. Die Quelle ist in gerader Richtung nur 94 km von der Mündung entfernt, während die Flußlänge 356 km beträgt. Die Ufer des Flusses sind meist sumpfig, mitunter sandig, zuweilen aber hoch und bewaldet. Wegen ihres geringen Gefälles ist die H. für die Schiffahrt (auf 331,6 km) sehr geeignet, obgleich dieselbe an einzelnen Stellen durch Untiefen und Sandbänke erschwert wird und namentlich ober- und unterhalb Oranienburg durch Seitenkanäle gesichert werden mußte. Schiffbar ist die H. bis in die mecklenburgischen Seen hinauf, aus denen schiffbare Kanäle einerseits nach dem Zirker See bei Neustrelitz, anderseits zur Müritz gehen und auf diese Weise die obere H. mit der Elde durch den Müritz-Havelkanal in schiffbare Verbindung bringen. Im Stolpsee empfängt die H. aus den Seen von Lychen einen schiffbaren Kanal, wenig unterhalb links einen andern aus den Seen von Templin und rechts den Wentowkanal. Bei Liebenwalde entläßt sie den Finowkanal (zur Oder), oberhalb Oranienburg tritt in sie der Ruppiner Kanal. Bei Spandau verstärkt sie sich links durch die Spree, bei Potsdam links durch die Nuthe, unterhalb Brandenburg (gleichfalls links) durch die Plane, während aus dem Plauer See der Plauesche (in der Fortsetzung Ihle-) Kanal zur Elbe führt. Die größten Zuflüsse der H. auf der rechten Seite sind der Rhin und die Dosse. Eine bedeutende Abkürzung hat die Schiffahrt auf der H. durch die Anlage des Sakrow-Paretzer Kanals (16 km lang) erfahren. Das Gebiet der H. ist 26,319 qkm (478 QM.) groß und umfaßt mit Ausnahme der Quellregion der Spree nur Tiefland. S. die Karten »Brandenburg«, »Umgebung von Berlin« und »Umgebung von Potsdam«.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 9. Leipzig 1907, S. 7.
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