Heinrich von Plauen

[110] Heinrich von Plauen, Hochmeister des Deutschen Ordens in Preußen, Sohn des Vogts Heinrich VIII. von Plauen, geb. um 1370, gest. 1429 in Lochstädt, trat nach erlangter Volljährigkeit in den Deutschen Orden und hielt als Komtur 1410 die Burg Schwetz mit 4000 Mann besetzt, als das Ordensheer 15. Juli bei Tannenberg von den Polen vernichtet wurde. Sofort eilte H. nach der Marienburg, um diese zu schützen, erreichte sie noch vor dem polnischen Heer und verteidigte sie, von den noch übrigen Rittern zum Statthalter des Ordens ernannt, mit heldenmütiger Tapferkeit, indem er alle Stürme der Polen zurückschlug und ihnen durch kühne Ausfälle große Verluste beibrachte, bis sie, durch Hunger genötigt, abzogen. Darauf eroberte er das ganze Ordensgebiet wieder und ward 9. Nov. 1410 zum Hochmeister erwählt. Um die Wunden des Krieges zu heilen und die zerstörten Städte und Dörfer wieder aufzubauen, mußte H. hohe Steuern auslegen, Ämter einziehen u. dgl., wodurch er große Unzufriedenheit erweckte. Außerdem erbitterte er die entarteten Ritter dadurch, daß er die alte strenge Ordenszucht herstellen wollte. Es bildete sich daher unter dem Ordensmarschall Michael Küchmeister von Sternberg eine Verschwörung, die 14. Okt. 1413 die Absetzung Heinrichs bewirkte. H. ward zuerst nach der Komturei Engelsburg verbannt, dann aber von seinem Nachfolger Michael Küchmeister auf die Feste Brandenburg am Frischen Haff in enge Hast gebracht. Erst nach Michaels Tod gab ihm der neue Hochmeister, Paul von Rußdorf, 1422 die Freiheit zurück und wies ihm die Burg Lochstädt als Wohnsitz an. Eichendorff hat H. zum Helden eines Trauerspiels (»Der letzte Held von Marienburg«), Wichert zu dem eines Romans gemacht. Vgl. über ihn die Schriften von Gerstenberg (Halle 1873), Stier (Chemnitz 1874) und Buscke (Königsberg 1880).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 9. Leipzig 1907, S. 110.
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