[77] Kißling, Richard, schweizer. Bildhauer, geb. 1848 in Wolfwil (Kanton Solothurn), arbeitete in seiner Jugend in den Steinbrüchen des Jura bei Solothurn, zeigte aber bald ein so starkes Modelliertalent, daß es ihm gelang, nach Rom zu kommen und im Atelier seines Landsmannes Schlöth Aufnahme zu finden. Hier entstanden die Figur eines Wettläufers (im Museum zu Basel), eine »Calla«, an der ein junges Mädchen seine Größe mißt, und der Genius der Gegenwart. Nachdem er Paris, Berlin, München und Wien besucht, ließ er sich 1883 in Zürich nieder, wo ihm die Ausführung des Denkmals für Alfred Escher (auf dem Platze vor dem Bahnhof) übertragen wurde. Außer zahlreichen Büsten (G. Semper, G. Keller, Professor Cullmann u. a.) entstanden in der Folgezeit die Gestalten einer Sibylle und einer Sonnenblume und ein Grabmal für eine Privatkapelle in Turgi bei Baden, in denen sich eine reiche Phantasie, verbunden mit einem sein ausgebildeten Formengefühl, offenbaren. Sein Hauptwerk ist das 1895 enthüllte Kolossaldenkmal Wilhelm Tells mit seinem Knaben in Altdorf auf der Stätte, wo Tell den Apfelschuß getan haben soll.