Leuchtorgane

[471] Leuchtorgane, die Einrichtungen bei manchen Tieren zur Ausstrahlung eignen Lichtes. Während von den Landtieren nur wenige leuchten (phosphoreszieren) s. Leuchtkäfer, sind viele Seetiere (Protozoen, Quallen, Tintenschnecken, Manteltiere, Fische etc.) mit der Eigenschaft ausgerüstet, entweder rein willkürlich oder auf Reiz einen grünlichen oder bläulichen, oft sehr intensiven Schimmer von sich zu geben (s. Meerleuchten). Bei einigen leuchtet die gesamte Oberfläche oder eine von ihr abgesonderte Substanz, häufig ist die Erzeugung des Leuchtstoffes auf bestimmte Körperstellen beschränkt. Dies ist der Fall bei den Euphausiden, kleinen, nur wenige Zentimeter langen Meereskrebsen, bei denen die L. augenähnlich erscheinen; bei Gnathophausia konnte beobachtet werden, daß derartige Drüsenorgane stark phosphoreszierende Fäden absondern. Stark leuchtende, an Kopf, Fangarmen und am übrigen Körper verteilte Organe besitzen auch die in der Tiefsee lebenden Tintenschnecken. Auch bei manchen in größern Tiefen lebenden Fischen aus der Familie der Skopeliden und Stomianden sind sogen. Nebenaugen, die aber oft eine starke Leuchtkraft besitzen, vorhanden, zuweilen an bestimmten Stellen des Kopfes oder auch in großer Anzahl über die gesamte Haut verbreitet. Bei Gigantactis, einem solchen Tiefseefisch, setzt sich die Schnauze in einen langen Faden fort, der am Ende zu einem Knopf anschwillt, und in diesem liegt dann ein großes, drüsiges Leuchtorgan, das der Fisch somit wie eine Laterne vor sich her trägt oder nach verschiedenen Richtungen bewegen kann. Von Landtieren leuchten unter andern einige Tausendfüßer (mit dem Schleim, den sie zur Brunstzeit absondern) und vor allen die Leuchtkäfer (s. d.) sowie die Feuerfliege (s. d.). Hier liegen die L. im Hinterleib (bei Pyrophorus außerdem in der Brust) und sind umgewandelte Teile des sogen. Fettkörpers. Zu ihnen treten Nerven und viele Tracheen, die den nötigen Sauerstoff liefern. Das Leuchten kommt nämlich, wie es scheint, durch eine langsame Verbrennung einer Substanz zustande, die von den Zellen der L. produziert wird (vgl. auch Phosphoreszenz);[471] es geschieht willkürlich oder auf einen äußern Reiz und scheint den Leuchtkäfern als Abschreckungsmittel gegen die Feinde und auch zum Sehen beim Fliegen und Kriechen zu dienen. (Literatur s. Leuchten der Pflanzen.) – Das Leuchten der Augen mancher Tiere (Katzen, Nachtschmetterlinge etc.) im Dunkeln beruht nicht auf eignem Licht, sondern auf der Reflexion des von außen kommenden fremden Lichtes.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 12. Leipzig 1908, S. 471-472.
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