Loángo

[640] Loángo, Landschaft an der Westküste Afrikas, von der Kongomündung nordwärts bis zum 4.° südl. Br.; im engern Sinne der Küstenstrich zwischen dem Loëma im S. und Tschilunga im N. Durch die Konferenz in Berlin 1885 und nachfolgende Verträge (besonders die von 1901 und 1903) hat Frankreich das ganze Gebiet nördlich vom Tschiloango erhalten (vgl. auch Gabun), Portugal den kleinen Küstenanteil zwischen Tschiloango und Cabolombo, der Kongostaat den Rest. Die Küste, bisweilen niedrig und sumpfig, fällt an den Baien von L. und Kabinda steil zum Meer ab, steigt nach dem Innern in Terrassen auf. Von Flüssen sind die bedeutendsten: Kuilu-Niadi, Loëma und Tschiloango mit Lukulla. Die Vegetation begreift alle im nördlichen Südafrika vorkommenden Pflanzen. Gebaut werden Maniok, Erdnüsse, Pisang, Mais, Bohnen, Bataten u.a.; zur Ausfuhr kommen: Palmöl, Palmkerne und Kautschuk. Die Tierwelt ist vertreten durch das Krokodil, Flußpferd, Affen (auch Gorilla), schöne Vogelarten und merkwürdige Insekten (unter andern Termiten). Die braunroten Eingebornen (Bafiote, bei den Europäern Kabinda [s. d.]) sind wohlgebaut, ziemlich groß (durchschnittlich: Männer 1,64, Frauen 1,53 m), sehr dolichokephal. Bei Tschintschoscho findet sich ein an den semitischen Typus erinnernder Volksstamm, die Mawumbu, die als Schmiede und Töpfer berühmt sind. Ort L., früher eine Stadt von 15,000 Einw., ist noch jetzt mit seinen Faktoreien und leidlicher Reede der Haupthafen (1900: 42 Europäer) des Kuilugebietes (s. Französisch-Kongo), mit Brazzaville telegraphisch verbunden. – Das ehemalige Königreich L. war aus einem Kleinstaate durch einen Fürsten aus Zerri in Kakongo zu einem unabhängigen, wenn auch in seinen einzelnen Bestandteilen nur locker zusammenhängenden Staatswesen ausgestaltet worden; gegen 1600 soll es ein Teil des benachbarten Reiches Kongo gewesen sein. Um 1650 wurde der König von L. zum Christentum bekehrt, ohne daß dies jedoch von weitern Folgen begleitet gewesen wäre; erst von 1766 an ließen sich französische Missionare dauernd in L. nieder. 1648 waren die Portugiesen erschienen; Versuche von Holländern, hier Fuß zu fassen, schlugen bald fehl. Noch um 1750 bildete L. einen ansehnlichen Staat, zerfiel aber dann rasch. Bis zum Ende des 18. Jahrh. war L. ein Hauptplatz für den Sklavenhandel; das letzte Sklavenschiff wurde erst 1868 genommen. Vgl. Proyart, Histoire de L., Kakongo et autres royaumes d'Afriques (Par. 1776); Bastian, Die deutsche Expedition an die Loangoküste (Jena 1874–75, 2 Bde.); »Die Loangoküste in 72 Photographien«, mit Text von Falkenstein (Berl. 1876); Güßfeldt, Falkenstein, Pechuel-Loesche, Die Loangoexpedition 1873–1876 (Leipz. 1879–82, 3 Bde.); Schurtz im 3. Bande von Helmolts »Weltgeschichte« (das. 1901); meteorologische Beobachtungen in mehreren Arbeiten von A. v. Danckelman.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 12. Leipzig 1908, S. 640.
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