Lockroy

[650] Lockroy (spr. -krūa), Edouard (eigentlich Edouard Etienne Antoine Simon), franz. Politiker, geb. 18. Juli 1840 in Paris, widmete sich zuerst der Malerei, nahm 1860 am Zuge Garibaldis nach Sizilien teil und begleitete sodann bis 1864 Renan (s. d.) als Sekretär auf seiner archäologischen Reise nach Palästina. Wegen seiner Mitarbeit an radikalen Journalen wurde er unter dem Kaiserreich zu vier Monaten Gefängnis verurteilt. Während der Belagerung von Paris befehligte er ein Bataillon der Nationalgarde. Im Februar 1871 in Paris zum Mitglied der Nationalversammlung gewählt, gehörte er zur äußersten Linken. 1873 trat er in die Redaktion des »Rappel«. In der Deputiertenkammer war er einer der Führer der äußersten Linken und 1886–87 Minister der[650] öffentlichen Arbeiten. Bei der Wahlbewegung im August 1893 wurde er von einem sozialistischen Eiferer verwundet. 1895–96 und 1898–99 war er Marineminister, als welcher er mannigfache Reformen verwirklichte. Im Juni 1902 wählte die Kammer der Abgeordneten ihn zum Vizepräsidenten. Neuerdings ist er mehr zu der Rechten hinübergetreten. Er schrieb: »Les aigles du capitole« (1869), »A bas le progrès« (1870), »La Commune et l'Assemblée« (1871), »L'île révoltée« (Sizilien, 1877), »Ahmed le Boucher: La Syrie et l'Égypte an XVIII. siècle« (1888), »M. de Moltke, ses mémoires et la guerre future« (1891), »La marine de guerre, six mois rue Royale« (2. Aufl. 1897), »La défense navale« (1899), »Du Weser à la Vistule. Lettres sur la marine allemande« (1901, Bericht über seine Studienreise; deutsch, Berl. 1902); »Les marines française et allemande« (1904), und gab 1881 das Tagebuch seiner Großmutter: »Journal d'une bourgeoise pendant la révolution 1791–1793« (1881) sowie »Une missionen Vendée, 1793« (1893) heraus.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 12. Leipzig 1908, S. 650-651.
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