Neufundlandbank

[550] Neufundlandbank, das steil aus der atlantischen Tiefsee aufsteigende unterseeische Plateau, das sich im SO. an die Insel Neufundland anlehnt und mit 150,000 qkm Flächeninhalt 500 km weit sich in südöstlicher Richtung erstreckt. Durch tiefere Täler, die nirgends 200 m unter den Meeresspiegel sinken, gliedert sich die N. in die Große Bank (im O.), die Grünen Bänke (südwestlich von Kap Race) und die St. Pierre-Bank (südlich von der gleichbenannten Insel) Das Meer darüber ist im allgemeinen 50–100 m, an einzelnen Stellen (bei den Virgin Rocks und Eastern Shoals) aber wenig über 7 m tief. Ihr sandiger oder schlickiger, von erratischen Geschieben bedeckter Boden ist der Tummelplatz unzähliger Mollusken und Fische, welche die Nahrung des hier in ungeheurer Anzahl vorkommenden Kabeljaus bilden. Häufig ist die Bank in Nebel eingehüllt, die durch den Zusammenstoß des warmen Golfstroms mit dem zahlreiche Eisberge herbeiführenden Polarstrom entstehen. Die Eisberge schmelzen über ihr und lassen den mitgebrachten Grus auf den Meeresboden sinken, so daß die Bank stetig zunimmt. Berühmt sind schon seit dem Anfang des 16. Jahrh. die Neufundlandbank- Fischereien, die jetzt ausschließlich von Franzosen, Angehörigen der Vereinigten Staaten und den Neufundländern selbst betrieben werden. Die Franzosen rüsten ihre Schiffe in St.-Malo, Dieppe und andern Häfen der Normandie und Bretagne aus, und die Regierung fördert diese der Seetüchtigkeit des Volkes so zuträgliche Beschäftigung durch Prämien, während die Amerikaner meist aus Gloucester kommen. Beiden Nationen steht vertragsmäßig (den Franzosen nach dem Vertrag von Utrecht 1713) das Recht zu, die Fische an der Küste Neufundlands zu trocknen. Doch benutzen die Franzosen zu diesem Zweck meist ihre nahegelegenen Inseln Miquelon und St.-Pierre. Den Ertrag dieser Fischereien, die sich auch auf andre Bänke (s. Neufundland) und den St. Lorenzbusen erstrecken, kann man auf 185,000 Ton. im Werte von 60 Mill. Mk. jährlich schätzen. Vgl. Bellet, La grande pêche de la morue à Terre-Neuve (Par. 1902).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 14. Leipzig 1908, S. 550.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien: