Pyrrhos [2]

[485] Pyrrhos, König von Epirus, Sohn des Äakides, aus einem Geschlecht, das von P. oder Neoptolemos[485] (s. d.), dem Sohne des Achilleus, und Lanassa, der Enkelin des Herakliden Hyllos, abgeleitet wurde, geb. um 318 v. Chr., gest. 272, bestieg, zwölf Jahre alt, den väterlichen Thron, ward aber um 301 auf Betreiben Kassandros' wieder vertrieben und begab sich zu Demetrios Poliorketes, dem Gemahl seiner Schwester Deidamia, sodann nach Alexandria, wo er sich die Gunst des Ptolemäos erwarb und sich mit einer Stieftochter desselben vermählte. Von seinem Schwiegervater unterstützt, gelangte er 295 wieder in den Besitz des väterlichen Reiches und setzte sich von hier aus 287 auch in den von Mazedonien, das er jedoch nach sieben Monaten wieder verlor. Von den Tarentinern gegen die Römer zu Hilfe gerufen, schiffte er sich im Frühjahr 280 mit 25,000 Mann und 20 Elefanten dahin ein, um sich nach dem Vorbild Alexanders d. Gr. ein griechisch-italisches Reich zu erobern. Er gewann bei Herakleia am Flusse Siris einen Sieg über den römischen Konsul P. Valerius Lävinus und drang dann bis nach Anagnia gegen Rom vor, mußte aber wegen der von den Römern getroffenen Gegenmaßregeln Kehrt machen, und auch die Versuche, einen vorteilhaften Frieden zu schließen, scheiterten an ihrem Mut und ihrer Vaterlandsliebe. 279 gewann er zwar noch einen Sieg bei Ausculum in Apulien, aber mit so großem Verlust (daher Pyrrhussieg einen Sieg bedeutet, dessen Gewinn durch den Verlust überboten wird), daß er, des Krieges mit den Römern müde, es vorzog, der Bitte der Syrakusier um Hilfe gegen die Karthager zu folgen (278). Er führte hier den Krieg anfangs mit großem Glück, so daß er sich der ganzen Insel, mit Ausnahme von Lilybäum und Messana, bemächtigte. Indes seine Strenge und Willkür riefen bald Aufstände in den Städten hervor. Dies und die Bedrängnis seiner Bundesgenossen, der Samniter, bestimmten ihn, 276 nach Italien zurückzukehren. Er erlitt aber auf der Überfahrt durch einen Angriff der Karthager und durch Sturm großen Verlust und wurde 275 von M' Curius Dentatus bei Benevent völlig geschlagen. Er zog sich daher 274 nach Epirus zurück und bemächtigte sich noch einmal auf kurze Zeit Mazedoniens; als er aber 272, von dem Spartaner Kleonymos eingeladen, einen Feldzug nach dem Peloponnes in Hoffnung auf Eroberungen in Griechenland unternahm, schlug der Anschlag auf Sparta fehl, und als er sich darauf gegen Argos wandte, wurde er, in der Stadt gegen die übermacht der Feinde kämpfend, durch einen vom Dach herabgeworfenen Ziegelstein getötet. Auf dem Thron von Epirus folgte ihm sein zweiter Sohn, Alexander. P. selbst hat Denkwürdigkeiten verfaßt, doch ist uns aus dem Altertum nur eine Biographie Plutarchs erhalten. Vgl. v. Scala, Der Pyrrhische Krieg (Berl. 1884); Schubert, Geschichte des P. (Königsb. 1894).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 16. Leipzig 1908, S. 485-486.
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